Armenien liegt im Bergland zwischen Georgien, Aserbaidschan, dem Iran und der Türkei. Das Land sieht sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Knapp ein Viertel von Armeniens Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Jeder Fünfte ist von Ernährungsunsicherheit betroffen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Aserbaidschan haben viele Menschen zu Vertriebenen gemacht und ihnen ihre Lebensgrundlage genommen.
Seit 1988 leistet World Vision Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe. Grundsätzlich arbeiten wir gemeinsam mit den Familien daran, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Kinder sicher und gesund aufwachsen können. Wir setzen uns auch dafür ein, dass Jugendliche und junge Erwachsenen eine Perspektive erhalten, um die Zukunft ihres Landes mitzugestalten.
World Vision in Armenien
- seit 1988 vor Ort
- Sitz des Landesbüros: Jerewan
- Hier sind wir aktiv: Armavir, Gegharkunik, Syunik und Tavush
- 80 Mitarbeitende machen unsere Arbeit vor Ort möglich
Ausgewählte Erfolge unserer Arbeit
- Knapp 6.000 Geflüchtete wurden mit psychosozialer Unterstützung versorgt.
- Über 1.500 Eltern haben an Schulungen zu positiver Elternschaft teilgenommen.
- Über 2.300 Kinder wurden in Kinderschutz-Zentren betreut.
Darum sind wir als Hilfsorganisation in Armenien tätig
Eine der größten Herausforderungen für die Menschen in Armenien ist Armut. Fast ein Viertel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, und rund 20 Prozent sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Das heißt, dass viele Familien sich und ihre Kinder kaum ausreichend und gesund ernähren können. Die hohe Arbeitslosigkeit besonders unter jungen Menschen in ländlichen Gebieten – sie liegt bei 12,4 Prozent – sorgt für einen Teufelskreis der Armut. Daher verlassen viele junge Menschen Armenien, weil sie dort keine Perspektive für sich sehen.
Auch die Folgen des Krieges in den Jahren 2020 bis 2023 um Bergkarabach sind für das Land spürbar: Rund 115.000 Menschen sind vor den Auseinandersetzungen aus Bergkarabach ins armenische Kernland geflohen. Die Geflüchteten stellen in der ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage eine große Zusatzbelastung dar, denn Armenien zählt nur etwa 3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Die meisten der Geflüchteten haben ihre Einkommensquelle verloren und sind auf Hilfe angewiesen, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.
Hinzu kommen auch innenpolitische Spannungen wegen des Konflikts mit Aserbaidschan und weitere Herausforderungen wie Naturkatastrophen, die Folgen des fortschreitenden Klimawandels sind. Wie viele anderen Länder der Welt muss sich auch Armenien dem Klimawandel anpassen. Dies zeigte sich deutlich in zwei schweren Überschwemmungen im Jahr 2024, die die Notwendigkeit von Vorsorgemaßnahmen unterstreichen.
Armut ist weit verbreitet
1/4 der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Viele Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen
20 % der Menschen in Armenien sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Viele Binnengeflüchtete durch kriegerische Auseinandersetzungen
Rund 115.000 Geflüchteten stellen somit eine enorme zusätzliche Herausforderung für Armenien dar.
Schwerpunkte unserer Entwicklungszusammenarbeit in Armenien
Schwerpunkte unserer langfristigen Entwicklungszusammenarbeit in Armenien ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Kinder sicher und gesund aufwachsen können, und Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen Perspektiven für ihre Zukunft sehen.
Unsere Projektarbeit wird von unserem Landesbüro in Jerewan koordiniert. Wir sind in den Regionen Armavir, Gegharkunik, Syunik und Tavush aktiv.
Bildungseinrichtungen unterstützen
Um die Zukunftsperspektiven junger Menschen zu verbessern, unterstützen wir Bildungseinrichtungen mit verschiedenen Werkzeugen.
So können sie die Gründung von grünen oder digitalen Sozialunternehmen fördern und Jugendliche gezielt in ihrer beruflichen Entwicklung stärken.
Geflüchtete Kinder schützen
Durch politische Arbeit entwickeln wir Vorschläge, wie das nationale Sozialhilfesystem verbessert werden kann – besonders im Bereich Kinderschutz.
Zugleich verbessern wir vor Ort, in verschiedenen Regionen Armeniens, den Zugang zu sozialen und psychologischen Diensten. Wir stärken Fachkräfte im Kinderschutz und der sozialen Arbeit, damit sie Kinder in Zukunft noch besser schützen können.
Geflüchtete Kinder aus Bergkarabach werden betreut, um Kinderschutz zu gewährleisten und die mentale Gesundheit zu stärken.
Perspektiven schaffen
Um jungen Menschen bessere wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen, bieten wir Trainings zur Gründung von Sozialunternehmen an. Die vielversprechendsten Konzepte erhalten finanzielle Unterstützung und Coaching für die Umsetzung.
Zudem schaffen wir Clubs und Plattformen, auf denen sich junge Unternehmer austauschen und Best Practices teilen können.
Gleichzeitig unterbreiten wir der Politik Vorschläge, wie sie durch Gesetze und andere Maßnahmen ein förderliches Umfeld für junge Unternehmen schaffen kann.
In Armenien leisten wir auch Humanitäre Hilfe
Ein wichtiger Fokus liegt auf der Nothilfe für Geflüchtete, die durch Konflikte aus Bergkarabach vertrieben wurden. Diese Menschen erhalten lebensnotwendige Nahrungsmittel und psychologische Unterstützung, um die traumatischen Erlebnisse von Krieg und Gewalt zu verarbeiten.
Versorgung Geflüchteter mit lebensnotwendigen Nahrungsmitteln
Nach dem Abzug der armenischen Bevölkerung aus Bergkarabach wurden die Geflüchteten für mehrere Monate umfassend mit lebensnotwendigen Nahrungsmitteln versorgt.
Da viele von ihnen Zeugen von Krieg und Gewalt waren, erhielten sie zudem wichtige psychologische Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten.
Kinder schützen
In zwei Regionen nahe der aserbaidschanischen Grenze, die von den Kämpfen betroffen waren, haben wir Kinderschutzräume eingerichtet. Dort können Kinder spielen, psychologische Hilfe erhalten und sich persönlich entwickeln.
Zusätzlich bieten wir Eltern Kurse an, wie sie in Notsituationen reagieren können.
Nothilfe leisten und Einkommensmöglichkeiten schaffen
In den vom Krieg betroffenen Grenzregionen unterstützen wir gefährdete Haushalte mit dem Nötigsten für den Winter, wie Kleidung und Heizmaterial, sowie mit Schulmaterial.
Darüber hinaus erhalten sie technisches Training und Starthilfe in Form von landwirtschaftlichen Geräten, Gewächshäusern oder Bewässerungssystemen. So schaffen wir neue Einkommensmöglichkeiten für diese Familien.
Häufig gestellte Fragen zur Situation in Armenien
Wann war in Armenien Krieg?
Um die Region Bergkarabach wurde bereits 1918 sowie zwischen 1991 und 1994 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gekämpft. 2020 entzündete sich der Konflikt erneut und führte bis ins Jahr 2023 immer wieder zu Kämpfen. Alle diese Kriege führten jeweils zu großen Flüchtlingsbewegungen. 2023 mussten etwa 115.000 Armenier die Region verlassen.
Ist Armenien ein „Entwicklungsland“? Weshalb?
Laut des Ausschusses für Entwicklungshilfe (DAC) zählt Armenien zu den Entwicklungsländern. Als Gründe dafür können unter anderem die hohe Armutsrate sowie der große Anteil der Bevölkerung, der von Ernährungsunsicherheit betroffen ist, genannt werden. Die Wirtschaft des Landes musste durch die Covid-Pandemie sowie den Krieg einige Rückschläge verkraften, ist momentan jedoch wieder im Aufwind. Auch im sogenannten Index der menschlichen Entwicklung (HDI) schneidet das Land gut ab, sodass man Armenien wohl als Grenzfall betrachten kann.
Warum sind so viele Menschen aus Armenien geflüchtet?
Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach entzündete sich im Jahr 2020 erneut und endete 2023 mit dem Abzug der gesamten armenischen Bevölkerung aus der Region. Die etwa 115.000 Geflüchteten kamen größtenteils im armenischen Kernland unter.
Armenien steht an einem Scheideweg: nach dem verlorenen Krieg mit Aserbaidschan um Berg-Karabach und der Aufkündigung der engen Beziehungen mit Russland steht Armenien faktisch alleine da, mit Ländern in der Nachbarschaft, die Armenien in der Vergangenheit bedroht und angegriffen haben. Zudem ist Armenien momentan das einzige Land in der Region mit einer halbwegs funktionierenden Demokratie. Gerade junge Armenierinnen und Armenien müssen dabei unterstützt werden, nach schwierigen Jahren, geprägt von Migration und „Brain-Drain“, wieder auf die Beine zu kommen und eine lebenswerte Perspektive vor Ort zu haben.