13.12.2019

„Patenschaft weckte einen Traum in mir."

Als Patenkind veränderte sich Lay Sinets Leben

Autor: UBauer

Einen Traum zu haben, ist nicht selbstverständlich. Als Lay Sinet aus Kambodscha ein Kind war, hatte er keinen. Er wuchs in Armut auf und wollte für sein Leben nichts, außer seine Eltern als Reisbauern zu unterstützen. Doch die Begegnung mit World Vision schenkte ihm Hoffnung und einen Traum für seine Zukunft. Heute arbeitet der 28-Jährige selbst für World Vision. Hier ist seine ergreifende Geschichte:

„In meiner Familie gab es acht Personen: neben meinen Eltern und mir meine drei Brüder und zwei Schwestern. Meine Eltern waren Bauern, die Reis auf einem kleinen Feld nahe unserem Haus anbauten. Unsere Situation war zu dieser Zeit bereits sehr schwierig.

Durch einen Brand alles verloren

Doch die Dinge wurden immer schlimmer: Durch einen Unfall brannte unser Haus nieder und wir verloren alles. Wir hatten nichts mehr zu essen. Unsere Nachbarn halfen uns und brachten uns jeden Tag etwas vorbei bis die Erntezeit gekommen war. Meine Familie wurde ärmer und ärmer. Mein ältester Bruder und meine Schwester verließen die weiterführende Schule, um die Familie zu unterstützen. Mein Bruder wurde Soldat an der vietnamesischen Grenze und meine Schwester Textilarbeiterin in einer Fabrik.

Landschaft in Kambodscha
Landschaft in Kambodscha

Dann begann World Vision mit seiner Arbeit in unserem Dorf und ich wurde ein Patenkind. Damals war ich neun Jahre alt - ein schüchterner Junge, der kaum mit anderen Kindern sprach. Ich fing Krabben und Fische, mähte Gras und baute mit meinen Eltern Reis an. Ich hatte nie den Wunsch, an einer weiterführenden Schule oder Universität zu lernen. Direkt nach der Grundschule wollte ich meinen Eltern beim Reisanbau helfen. Einen Traum für meine Zukunft hatte ich nicht.

Kindheitsheld Mr. Somrong

Eines Tages kam ein World Vision-Mitarbeiter, Mr. Somrong, zu uns nach Hause und besuchte meine Familie. Ich hatte Angst davor, einen Fremden zu treffen und versteckte mich. Trotzdem beobachtete ich alles genau.

Mr. Somrong fragte meine Mutter nach mir und wollte mit mir sprechen. Drei- oder viermal musste meine Mutter mich rufen, bis ich mich traute, zu ihnen zu gehen. Wir haben nur ein paar Worte gewechselt und er hat mich ermutigt, in der Schule gut mitzuarbeiten und zu lernen. Er erklärte mir, dass ich auch an der Universität studieren könnte. Danach könnte ich meinen Eltern mehr helfen als ohne Studium.

Dieser Tag veränderte mein Leben und ich hatte plötzlich einen Traum: Ich wollte World Vision-Mitarbeiter werden.
Lay Sinet, ehemaliges Patenkind
Lay Sinet mit Kindern in Kambodscha
Lay Sinet ermutigt die Kinder, Träume zu haben.
World Vision-Mitarbeiter Lay Sinet in Kambodscha
Er lebt heute selbst seinen Traum und arbeitet für World Vision.

Mr. Somrong hat meine Familie regelmäßig besucht und nach mir gesehen. Mein Selbstvertrauen wuchs und ich konnte mich immer besser mit ihm unterhalten. Ich versprach ihm, fleißig zu lernen und auch die weiterführende Schule abzuschließen. Meine Eltern sagten mir zu, dass sie mich darin unterstützen würden. Mein Leben hatte sich seitdem verändert und ich lernte gerne und gut, um meinen Traum zu erfüllen.

World Vision-Einsatz vor Ort

Von diesem Tag an verbrachte ich viel Zeit bei den Aktivitäten, die World Vision anbot wie zum Beispiel den Kinderklub. Während der Projektlaufzeit hat World Vision zwei Wasserbecken in der Gemeinde renoviert, einen Zaun um die Schule gebaut und einen Spielplatz auf dem Schulgelände. Dank der Patenschaften von World Vision hatten wir jetzt auch einen Kanal, eine Dorfstraße, Möglichkeiten zum Händewaschen, Pumpbrunnen und vieles mehr.

Ich war sehr glücklich, als ich nur noch 500 Meter laufen musste, um Wasser zu holen.
Lay Sinet, ehemaliges Patenkind

Ich hielt mein Versprechen und habe einen sehr guten Abschluss an der Schule gemacht. Daraufhin bekam ich ein Stipendium, um an der Royal University of Phnom Penh – der beliebtesten Universität in Kambodscha – Mathematik zu studieren. Mein Studium verlief sehr gut und ich war ein herausragender Student in meinem Fach. Mein Lehrer hat mich deshalb ermutigt, weiter zu studieren und mich um ein Stipendium in Südkorea zu bewerben.

Neuer Schicksalsschlag

Doch als ich in der zweiten Runde der Bewerbung war, verlor ich wieder alles. Mein Vater war aus 10,5 Meter Höhe von einem Pumpturm gefallen. Wir verkauften alles was wir hatten, um die Kosten für das Krankenhaus bezahlen zu können. Ich wollte meinen Vater nicht verlieren und gleichzeitig, dass meine zwei jüngeren Brüder ihre Ausbildung fortsetzten. Deshalb hörte ich auf zu studieren und fing an, in einer Marketingagentur zu arbeiten.

Der Traum wird wahr

Mein Ziel, ein World Vision-Mitarbeiter zu werden, hatte ich jedoch nie vergessen. Ich wollte immer noch in die Fußstapfen meines Kindheitshelden, Mr. Somrong, treten. 2011 wurde dieser Wunsch Wirklichkeit und ich arbeite seitdem für World Vision.

Lay Sinet hält eine Rede
Lay Sinet spricht bei einer Veranstaltung über die Bedeutung von Bildung.
Lay Sinet als Redner auf einer Veranstaltung
Er ermutigt junge Menschen, Träume zu haben.

In der Gemeinde Bourei Cholsar fing ich als Praktikant für World Vision an, stieg schnell auf und bekam immer verantwortungsvollere Aufgaben. Heute ermutige ich Kinder immer, einen Traum zu haben – so wie ich einen hatte, als ich zehn Jahre alt war. Es hat 11 Jahre gedauert, bis sich mein Wunsch erfüllt hat, aber Gott hat mich nie vergessen.

In diesem Jahr wird mein jüngerer Bruder nach acht Jahren seine Ausbildung in Vietnam als Allgemeinmediziner abschließen, und mein jüngster Bruder wird nach fünf Jahren sein Studium in China beenden. Mein Dank gilt World Vision, die mein Leben und meine Familie verändert haben.“

Das könnte Sie auch interessieren

Dein Erlebnis Kinderpatenschaft

Schenke Zukunft, feiere Erfolge, teile Freude mit deinem Patenkind!

Daly startet durch!

Zukunft durch Bildung – das hört sich gut an, ist an vielen Orten auf der Welt aber nicht so einfach umzusetzen.

„Ich bin dankbar für jeden einzelnen Moment“

Jeanette Hoffmann unterstützt ihr Patenkind Sreika aus Kambodscha seit vier Jahren. Jetzt hat sie Seika besucht.