Kinderarbeit hinter sich gelassen: Udaibhaskar aus Indien

Kinderarbeit hinterließ Narben auf seiner Seele

„Wenn ich Kinder arbeiten sehe, sehe ich mich in ihnen.”
Autor: UBauer  | 
17. Mai 2018
Autor: UBauer
Schultasche und Werkzeug

Der Kinderarbeit entkommen: Udaibhaskar aus Indien berichtet

Eines Tages hatte sein Chef ihn aufgefordert, am nächsten Tag zu arbeiten – einem Sonntag. „Ich bin auf den Markt gegangen, habe Lebensmittel für zuhause gekauft und bin spät zur Arbeit gekommen,“ erzählt Udaibhaskar. Sein Chef wurde wütend, weil er spät dran war, und schlug ihn zusammen.

Kinderarbeiter: schlecht bezahlt und schlecht behandelt

Udaibhaskar erinnert sich ganz genau an den Tag. Er trug einige Prellungen auf seiner Brust davon, aber es waren die Narben auf seiner Seele, die sich tief eingebrannt hatten. Die Schläge verletzten seine Würde. Dass er vor den Augen anderer Leuten geschlagen wurde, streute zudem Salz in seine Wunden.

Er schwor sich, nie mehr zur Arbeit zurückzukehren und flüchtete sich zu seiner Großmutter. Ein Mitarbeiter von World Vision in Indien erfuhr von dem Vorfall und reichte im örtlichen Arbeitsamt Beschwerde ein. Der Besitzer der kleinen Werkstatt musste eine Strafe zahlen. Udaibhaskar wurde von World Vision beraten und ermutigt, wieder zu Schule zu gehen. „Sie sagten, dass ich eine gute Zukunft hätte und dass sie mir mit den Schulgebühren helfen würden,“ erzählt er.

Als ich das hörte, entschloss ich mich, zu Büchern und Schultasche zurückzukehren.
Udaibhaskar, 25 Jahre

Udaibhaskar ging wieder zur Schule. Er besuchte eine offene zehnte Klasse, die World Vision speziell für Kinder eingerichtet hat, die die Schule abgebrochen hatten. Er bestand seine Prüfungen gleich beim ersten Anlauf und schloss seine Schulbildung ab.

Bildung eröffnet Perspektiven

Der inzwischen 25-Jährige absolvierte eine Ausbildung zum Mechaniker und arbeitet heute in einer großen Motorrad-Werkstatt. Sein Vorgesetzter unterstützt ihn und brachte ihm alles bei, was er wissen muss, um in der professionellen Werkstatt arbeiten zu können. Das Wichtigste aber ist: Udaibhaskar wird nie wieder dem Missbrauch ausgesetzt sein, den er als Kinderarbeiter erlebt hat.

Ehemaliger Kinderarbeiter Udaibhaskar aus Indien

Wie viele andere Jungen und Mädchen in Indien musste auch Udaibhaskar schon als Kind arbeiten.

Udaibhaskar arbeitet an einem Motorrad

Dank World Vision konnte Udaibhaskar eine Ausbildung zum Mechaniker machen.

Udaibhaskar an seinem Arbeitsplatz

Heute ist er ein ausgebildeter Fachmann und arbeitet in einer großen Werkstatt.

„In dem Moment, als ich mich als Kind entschied, nicht mehr in diese kleine Werkstatt zurückzukehren, fühlte ich mich gut. Aber richtig glücklich war ich, als ich mein Zeugnis der 10. Klasse in Händen hielt – ich habe es jedem gezeigt,“ sagt der junge Mann. Die Unterstützung durch World Vision gab ihm die Freiheit, sich für Bildung zu entscheiden. Eine Freiheit, nach der er sich sehr gesehnt hatte.

Udaibhaskar ist heute ein Fachmann, der seine Stärken im Beruf zeigen kann. Er ist kein Kind, das Tätigkeiten für wenig Geld und viel Misshandlung verrichten muss. „Wenn ich Kinder arbeiten sehe, sehe ich mich in ihnen. Ich gehe dann zu ihnen, spreche mit ihnen und ermutige sie, dass es auch für sie eine bessere Zukunft gibt.“