224 Millionen Kindern und Jugendlichen ist der Zugang zu Bildung weltweit verwehrt oder er ist massiv unterbrochen. Gründe dafür sind Konflikte, Katastrophen und Vertreibung. Aber Bildung ist eine entscheidende Grundlage für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben. Ohne Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung können junge Menschen ihre Fähigkeiten nicht ausreichend entfalten. Darunter leiden ihre Entwicklungschancen und Zukunftsperspektiven, weil sie durch Bildung nicht nur lebensnotwendige Kompetenzen erlernen, sondern auch ihre beruflichen Möglichkeiten erweitern. Wer zum Lernen ermutigt und in gute Bildung investiert, gibt jungen Menschen das wichtigste Werkzeug für ein eigenständiges Leben und friedliche Gesellschaften in die Hand.
World Vision unterstützt auch die ärmsten und in Krisen lebenden Kinder und Jugendliche darin, ihr Recht auf Bildung wahrzunehmen und echte Chancen durch Bildung zu erhalten. Unser Engagement für Bildung setzt auf eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung und auf vielfältiges Lernen für das Leben. Daher fördern wir nicht nur gängige Schul- und Berufsausbildungen, sondern auch den Erwerb lebenspraktischer Kompetenzen bei allen Altersgruppen, z.B. durch Sport, Spiel und außerschulisches Lernen. Ein gutes Fundament für lebenslanges Lernen kann schon bei der Förderung von Kleinkindern, in der Erziehung durch die Familie und Anregungen aus dem Umfeld gelegt werden.
Das Recht auf Bildung ist ein Kinderrecht
Bildung ist ein Menschenrecht. Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1989 schreibt dieses Recht in Artikel 28 fest. Durch die Unterzeichnung der Konvention haben sich fast alle Staaten auf der Welt u. a. dazu verpflichtet
- den Besuch der Grundschule verpflichtend und kostenlos zu ermöglichen
- verschiedene Formen weiterführender Schulen zu entwickeln und die allen Kindern zugänglich zu machen
- Maßnahmen zu treffen, die den regelmäßigen Schulbesuch fördern und den Anteil der Kinder zu verringern, die die Schule vorzeitig abbrechen
- Bildungs- und Berufsberatung allen Kindern zugänglich zu machen
- und ebenso den Zugang zu Hochschulen
Zugang zu Bildung - das sind die Hürden
Chancen auf Bildung sind ungleich verteilt
Ein Kind lernt immer, ob innerhalb oder außerhalb des Klassenzimmers. Unser Hauptaugenmerk liegt daher auf der Qualität der Bildung und der Entwicklung kognitiver und sozialer Fähigkeiten, die für ein würdevolles Leben erforderlich sind. Der Zugang zu Bildung zählt zu den Menschenrechten - eine große Errungenschaft, die schon lange nicht mehr als selbstverständlich angesehen wird. Der Wert von Bildung liegt nicht nur in der Befähigung von Menschen, ihre politische und soziale Situation zu verbessern, sondern auch ihre gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebensumstände entscheidend zu beeinflussen. Der Zugang zu hochwertiger Bildung ist weltweit immer noch sehr ungleich verteilt. Unter anderem spielt die Herkunft eines Kindes eine entscheidende Rolle.
Da in vielen Ländern des globalen Südens Vorschulbildung oft nicht kostenlos angeboten wird, gehen weniger als die Hälfte aller Kinder in einen Kindergarten oder in eine Vorschule. Nur wohlhabende Familien können sich dies leisten. Benachteiligt sind insbesondere Mädchen, Kinder mit Behinderung und Kinder von ethnischen, religiösen und sonstigen Minderheiten. Oftmals wird ihnen der Schulbesuch gänzlich untersagt. In ländlichen Gebieten gibt es oft weder gut ausgestattete Schulen noch qualifiziertes Lehrpersonal. Insbesondere die Grundschulen auf dem Land sind oft überfüllt und die Kinder müssen sehr weite Wege auf sich nehmen, um zur nächsten Schule zu gelangen. Wenn es wenig Lernanreize im Umfeld gibt und auch die Möglichkeit für eine Fortsetzung der Ausbildung nach der Grundschule fehlt, gehen viele Kinder arbeiten und besuchen nur unregelmäßig oder wenige Jahre die Schule. Krisen, Naturkatastrophen, Konflikte und die Flucht davor unterbrechen den Schulbesuch ebenfalls oft für lange Zeiträume oder gar Jahre.
Armut verhindert Bildung
Der Besuch einer Grundschule ist in den meisten Fällen zwar gebührenfrei, aber trotzdem mit Kosten verbunden. Darunter fallen beispielsweise die Anschaffung von Schulmaterialien, Büchern oder Uniformen. Aber dazu gehören auch Einkommensverluste für die Familie, wenn ein Kind nicht mehr zuhause mitarbeitet und die Familie in der Landwirtschaft oder Viehzucht unterstützt. Viele Kinder setzen aus diesen Gründen ihre Schulbildung nicht fort und müssen arbeiten anstatt in die Schule zu gehen, um einen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie beizusteuern. Armut ist daher ein verbreitetes Problem, das Bildung behindert. In vielen Ländern werden Kinder, insbesondere Mädchen, in jungen Jahren verheiratet und müssen sich fortan um die Familie und den Haushalt kümmern, weshalb sie nicht die weiterführende Schule besuchen können.
Covid-19-Pandemie erschwert Zugang zu Bildung
Die Covid-19-Pandemie hat das Bildungssystem und den Zugang zu Bildung in einer Weise belastet, wie wir es noch nie zuvor erlebt haben. Vor allem Lockdowns und die damit verbundene Angst vor einer Ansteckung haben dazu geführt, dass Schulen weltweit geschlossen werden mussten und Kinder und Jugendliche für eine längere Zeit keine Bildungseinrichtungen besuchen konnten. Seit Beginn der Covid 19-Pandemie hat World Vision mit dem COVER-Programm auf diese Herausforderungen reagiert und mindestens 72 Millionen von Armut betroffene Menschen – darunter 36 Millionen Kindern – erreicht. Dabei setzen wir uns für eine sichere Schuldbildung in fragilen Kontexten ein, wo Kinder am stärksten gefährdet sind - konfliktbetroffene Regionen, städtische Slums und Geflüchtetengebiete.
Das Programm verfolgt die drei Hauptziele:
1. Unterstützung der Schutz-, psychosozialen und Lernbedürfnisse der Kinder
2. Unterstützung von Eltern und Betreuungspersonen bei der Schaffung eines positiven Umfelds für ihre Kinder
3. Vorbeugung und Entschärfung von Risiken für Kinder während der Schulschließung
Zusätzlich wurden Haushaltskits zur Förderung von Resilienz, Schutz und Lernen bereitgestellt. Die in dem Kit enthaltenen Materialien decken einige Schlüsselbereiche für die Integration von Kinderschutz und Bildung ab, wie z.B:
• Frühes Lernen und ganzheitliche Entwicklung des Kindes
• Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse
• Sozio-Emotionales Lernen (SEL)
• Psychosoziale Unterstützung
• Minderung von Kinderschutzrisiken für Kinder durch angepasste Melde- und Überweisungsmechanismen

In den Bildungsprogrammen geht es World Vision nicht nur um das Erlernen guter Lese- und Rechenfähigkeiten, sondern zudem um eine ganzheitlich positive Entwicklung von emotionalen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten.
So ermöglicht World Vision Bildung für Kinder
Das Engagement von World Vision, um Bildung für Kinder zu ermöglichen, ist vielfältig. Besonders kommt unsere ganzheitliche Förderung in den Patenschaftsprogrammen zum Tragen. Unsere Rolle kann dabei vermittelnd, aufklärend, unterstützend oder auch die eines Initiators sein. Wir arbeiten eng mit Familien, lokalen Institutionen und Partnern sowie mit den Bildungsministerien in unseren Programmländern zusammen.
Bildungschancen verbessern durch einen ganzheitlichen Ansatz
Bildung für Kinder wird auch durch Maßnahmen in anderen Sektoren unterstützt. Zum Beispiel verhelfen Wasseranschlüsse im Dorf den Mädchen zu mehr Zeit zum Lernen und für andere Aktivitäten, da sie nicht mehr weite Wege zur nächsten Wasserstelle auf sich nehmen müssen. Durch ihre Beteiligung an der Umsetzung von Dorfentwicklungsplänen oder das Engagement im Kinderrechte-Club gewinnen Kinder und Jugendliche viele neue Erfahrungen und trainieren ihre Fähigkeiten und fördert ihren Mut, sich einzubringen und sich Gehör zu verschaffen. Spar- und Einkommensförderung erleichtert ihren Eltern, die Kosten für eine gute Ausbildung aufzubringen.
Unsere wichtigsten Projektansätze für Bildung
Um gute Wirkungen zu erzielen, verfolgt World Vision für jede Altersgruppe bestimmte Schwerpunkte, zu denen mit eigenen Projektmodellen gearbeitet wird. Im Bereich Bildung konzentrieren sich unsere Projekte insbesondere auf folgende Schwerpunkte:
1. Frühkindliche Förderung in Verbindung mit guter Ernährung für die ersten Lebensjahre
2. Gute Ausbildung der Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten mit kindgerechten Lernmethoden
3. Vermittlung von Lebenskompetenzen inner- und außerhalb der Schule: Kinder entwickeln ein gutes Urteilsvermögen, können sich schützen, mit Gefühlen umgehen und Ideen kommunizieren.
4. Vorbereitung von Jugendlichen auf Berufe oder wirtschaftliche Selbständigkeit
Globales Umdenken bei Bildungsinitiativen
Ein verbesserter Bildungszugang für Kinder war lange Zeit das Hauptziel internationaler Entwicklungszusammenarbeit zur Umsetzung des Rechts auf Bildung. Auch World Vision hat viele Regionen erfolgreich dabei unterstützt, dieses Ziel zu erreichen, beispielsweise durch den Bau und Renovierung von Schulen oder die Bereitstellung von Lehrmaterialien. Durch gesellschaftliche Bewusstseinsbildung und Anwaltschaft konnten auch Hindernisse wie fehlende Geburtsurkunden oder Vorbehalte gegen Schulbildung - zum Beispiel für Mädchen - abgebaut werden.
Trotz vieler positiver Trends wurde in den Weltbildungsberichten der UNESCO deutlich, dass eine gute Grundbildung für alle Kinder weltweit nur mit weiteren Reformen und mehr gezielter Förderung von Kindern in schwierigen Lebenslagen erreicht werden kann. Derzeit erzielen Millionen Kinder beim Schulbesuch nicht die Lernerfolge, die sie für einen erfolgreichen Abschluss brauchen und immer noch besuchen mehr als 250 Millionen Kinder und Jugendliche keine Schule
Heute geht es in der Entwicklungszusammenarbeit deshalb vor allem darum, die Qualität von Bildung zu verbessern, Benachteiligungen entgegenzuwirken, stärker auf Inklusion zu achten, Lehrpersonal weiterzubilden und außerschulische Lernmöglichkeiten einzubeziehen. Im Kontext der neuen nachhaltigen Entwicklungsziele erhält auch die Ausrichtung von Bildung auf nachhaltige Entwicklung einen höheren Stellenwert.
Internationale Ziele Bildung
Die Vereinten Nationen (UN) haben 2016 die sogenannten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SGDs) verabschiedet. Damit wurde ein übergeordneter Rahmen für die nationale und internationale Entwicklungspolitik sowie die Arbeit von Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit geschaffen. World Vision fördert und fordert die Umsetzung der SDGs bis zum Jahr 2030 durch ihre Projekte und politische Arbeit. Im Rahmen des Themenschwerpunkts Bildung unterstützt World Vision eine Reihe dieser international vereinbarten Entwicklungsziele, darunter vor allem:
• SDG 1: Keine Armut
• SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
• SDG 4: Hochwertige Bildung
• SDG 5: Gleichberechtigung der Geschlechter
• SDG 10: Weniger Ungleichheit