Für viele Betroffene von Armut gilt, dass die keinen ausreichenden Zugang zu Bildung und Bildungsmöglichkeiten haben – durch welche sie eine Grundlage für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben schaffen könnten. Ohne einen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung können junge Menschen keine ausreichenden kognitiven Fähigkeiten durch lesen, schreiben und rechnen erlernen. Darunter leiden vor allem die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen, weil sie durch Bildung nicht nur lebensnotwendige Kompetenzen erlernen, sondern auch ihre beruflichen Möglichkeiten erweitern können. Wer zum Lernen ermutigt und in gute Bildung investiert, gibt jungen Menschen das wichtigste Werkzeug für ein eigenständiges Leben in die Hand.
Vor diesem Hintergrund unterstützt World Vision auch die ärmsten und in Krisen lebenden Kinder und Jugendliche darin, echte Chancen durch Bildung zu erhalten. Unser Engagement für Bildung zielt auf eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und auf vielfältiges Lernen für das Leben. Daher fördern wir nicht nur gängige Schul- und Berufsausbildungen, sondern auch den Erwerb lebenspraktischer Kompetenzen bei allen Altersgruppen und die Stärkung des Unterrichts in den Klassenräumen. Ein gutes Fundament für lebenslanges Lernen kann schon bei der Förderung von Kleinkindern, in der Erziehung durch die Familie und Anregungen aus dem Umfeld gelegt werden. Die Voraussetzungen dafür sind aber längst noch nicht überall auf der Welt geschaffen, weshalb wir Familien und insbesondere Kinder und Jugendliche bestärken, ihren Alltag durch Bildung unabhängig zu gestalten und selbstbestimmt zu leben.
Herausforderungen
Chancen auf Bildung ungleich verteilt
Ein Kind lernt immer, ob innerhalb oder außerhalb des Klassenzimmers. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Qualität der Bildung, der Entwicklung kognitiver und sozialer Fähigkeiten, die für künftiges Lernen erforderlich sind. Der Zugang zu Bildung zählt zu den Menschenrechten - eine große Errungenschaft, die schon lange nicht mehr als selbstverständlich angesehen wird. Der Wert von Bildung liegt nicht nur in der Befähigung von Menschen, ihre politische und soziale Situation zu verbessern, sondern auch ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation entscheidend durch Bildung zu beeinflussen. Trotzdem sind die Möglichkeiten und Chancen auf eine hochwertige Bildung immer noch sehr ungleich verteilt. Unter anderem spielt die Herkunft für die Bildungschancen eine entscheidende Rolle. Kinder wohlhabender Familien erhalten eher eine Vorschulbildung als Kinder von Familien mit niedrigem Einkommen. In ländlichen Gebieten sind die Kinder oft benachteiligt, da sie weder über gut ausgestattete Schulen noch über qualifizierte Lehrer verfügen, die ihnen die richtigen Grundlagen für den späteren Schulerfolg vermitteln. Benachteiligt sind auch Kinder von ethnischen, religiösen und sonstigen Minderheiten. Weil der Besuch einer Schule in den meisten Fällen gebührenfrei, aber dennoch mit Kosten verbunden ist, setzen viele Kinder aufgrund der finanziellen Situation ihres Elternhauses, die der Deckung des unmittelbaren Bedarfs an Nahrungsmitteln und Lebensmitteln Vorrang einräumen würden, eine weiterführende Schulbildung nicht fort.
Wer ist betroffen?
Der Besuch einer Schule ist in den meisten Fällen gebührenfrei, aber dennoch mit Kosten verbunden. Darunter fallen unter anderem die Anschaffung von Schulmaterialien, Bücher, Uniformen, aber auch Einkommensverluste, wenn ein Kind nicht mehr zuhause mitarbeitet und die Familie in der Landwirtschaft oder Viehzucht unterstützt. Viele Kinder setzen aus diesen Gründen ihre Schulbildung nicht fort. Armut ist daher ein verbreitetes Problem, das Bildung behindert. So müssen beispielsweise Mädchen wegen früher Verheiratung in den ersten Jahren der Sekundarschule ihre Zukunftspläne begraben. Auch Kinderarbeit ist ein weit verbreitetes Problem der Armut: Anstatt am Schulunterricht teilzunehmen, arbeiten Kinder unter oftmals prekären Bedingungen, um einen Beitrag am Lebensunterhalt der Familie beizusteuern.
COVID-19 verstärkt die Herausforderungen
Die COVID-19-Pandemie hat das Bildungssystem und den Zugang der Menschen zu Bildungseinrichtungen in einer Weise belastet, wie wir sie noch nie erlebt haben. Vor allem Lockdowns und die damit verbundene Angst vor einer Ansteckung haben dazu geführt, dass Schulen weltweit geschlossen werden mussten und Kinder und Jugendliche somit für eine längere Zeit keine Bildungseinrichtungen besuchen konnten. Seit Beginn der COVID-19 Pandemie hat World Vision mit ihrem COVER-Programm darauf reagiert. Unser Ziel ist es, mindestens 72 Millionen gefährdete Menschen – darunter 36 Millionen Kindern – zu erreichen. Dabei konzentrieren wir uns auf Situationen mit bereits bestehender Fragilität, in denen Kinder am stärksten gefährdet sind - konfliktbetroffene Kontexte, städtische Slums und Flüchtlingsgebiete. Durch das COVER-Programm erreichen wir Kinder und Jugendliche und ermöglichen Ihnen eine sichere Schulbildung.
Die Bemühungen konzentrierten sich auf die Erreichung von drei Hauptzielen:
- Unterstützung der Schutz-, psychosozialen und Lernbedürfnisse der Kinder
- Unterstützung von Eltern und Betreuern bei der Schaffung eines positiven Umfelds für ihre Kinder
- Vorbeugung und Entschärfung von Risiken für Kinder während der Schulschließung
Zusätzlich wurden Haushaltskits zur Förderung von Resilienz, Schutz und Lernen bereitgestellt. Die in dem Kit enthaltenen Materialien decken einige Schlüsselbereiche für die Integration von Kinderschutz und Bildung ab, wie z. B:
- Frühes Lernen und ganzheitliche Entwicklung des Kindes
- Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse
- Sozio-emotionales Lernen (SEL)
- Psychosoziale Unterstützung
- Minderung von Kinderschutzrisiken für Kinder durch angepasste Melde- und Überweisungsmechanismen
Internationale Ziele Bildung
Unter der Führung der Vereinten Nationen (UN) hat die internationale Weltgemeinschaft 2016 die sogenannten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SGDs) verabschiedet. Damit wurde ein übergeordneter Rahmen für die nationale und internationale Entwicklungspolitik sowie die Arbeit von Entwicklungsakteuren geschaffen. World Vision fördert und fordert die Umsetzung der SDGs bis 2030 durch ihre Projekte und politische Arbeit. Im Rahmen des Themenschwerpunkts Bildung unterstützt World Vision eine Reihe dieser international vereinbarten Entwicklungsziele, darunter vor allem:
- SDG 1: Keine Armut
- SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
- SDG 4: Hochwertige Bildung
- SDG 5: Gleichberechtigung der Geschlechter
- SDG 10: Weniger Ungleichheiten

In den Bildungsprogrammen geht es World Vision nicht nur um das Erlernen guter Lese- und Rechenfähigkeiten, sondern zudem um eine ganzheitlich positive Entwicklung von emotionalen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten.
Unsere Schwerpunkte und Ansätze
Das Engagement von World Vision im Bereich Bildung ist vielfältig, besonders in den auf ganzheitliche Förderung ausgerichteten Patenschaftsprogrammen. Unsere Rolle kann dabei vermittelnd, aufklärend, unterstützend oder auch die eines Initiators sein. Wir arbeiten in jedem Fall eng mit Familien, lokalen Institutionen und Partnern sowie mit den Bildungsministerien zusammen.
Bildung wird auch durch Maßnahmen in anderen Sektoren unterstützt. Wasseranschlüsse im Dorf zum Beispiel verhelfen Mädchen zu mehr Zeit fürs Lernen und für andere Aktivitäten. Durch ihre Beteiligung an der Umsetzung von Entwicklungsplänen oder das Engagement im Kinderrechte-Club gewinnen Kinder und Jugendliche viele neue Erfahrungen und trainieren ihre Fähigkeiten. Spar- und Einkommensförderung erleichtert ihren Eltern, die Kosten für eine gute Ausbildung aufzubringen.
Um gute Wirkungen zu erzielen, verfolgt World Vision für jede Altersgruppe bestimmte Schwerpunkte, zu denen mit eigenen Projektmodellen gearbeitet wird. Im Bereich Bildung konzentrieren sich unsere Projekte insbesondere auf folgende Schwerpunkte:
Um gute Wirkungen zu erzielen, verfolgt World Vision für jede Altersgruppe bestimmte Schwerpunkte, zu denen mit eigenen Projektmodellen gearbeitet wird. Diese Schwerpunkte sind:
- Frühkindliche Förderung in Verbindung mit guter Ernährung für die ersten Lebensjahre
- Gute Ausbildung der Lesefähigkeiten bis zum 11. Lebensjahr
- Kindgerechte Lernmethoden und erfolgreiche Abschlüsse an Grundschulen
- Vermittlung von Lebenskompetenzen inner-und außerhalb der Schule: Kinder entwickeln ein gutes Urteilsvermögen, können sich schützen, mit Gefühlen umgehen und Ideen kommunizieren.
- Vorbereitung von Jugendlichen auf Berufe oder wirtschaftliche Selbständigkeit
Bildung wird auch durch Maßnahmen in anderen Sektoren unterstützt. Wasseranschlüsse im Dorf zum Beispiel verhelfen Mädchen zu mehr Zeit fürs Lernen und für andere Aktivitäten. Durch ihre Beteiligung an der Umsetzung von Entwicklungsplänen oder das Engagement im Kinderrechte-Club gewinnen Kinder und Jugendliche viele neue Erfahrungen und trainieren ihre Fähigkeiten. Spar- und Einkommensförderung erleichtert ihren Eltern, die Kosten für eine gute Ausbildung aufzubringen.
Die Herausforderungen stehen in engem Zusammenhang zu Armut, aber auch zum Bevölkerungswachstum, zu Kulturen und zu Ungleichheiten. So erhält in vielen Entwicklungsländern weniger als die Hälfte aller Kinder eine Vorschulerziehung, die meist nicht kostenlos angeboten wird. Grundschulen auf dem Land sind oft überfüllt und schlecht ausgestattet. Wenn es wenig Lernanreize im Umfeld gibt, es auch an Möglichkeiten für eine Fortsetzung der Ausbildung nach der Grundschule fehlt, werden Kinder armer Familien außerdem oft früh zur Arbeit geschickt und besuchen nur unregelmäßig oder wenige Jahre die Schule. Krisen unterbrechen den Schulbesuch ebenfalls oft für Jahre.
Heute werden für die Entwicklungszusammenarbeit wegen dieser Erkenntnisse andere Schwerpunkte gesetzt. Es geht vor allem darum, die Qualität von Bildung zu verbessern, Benachteiligungen entgegen zu wirken und außerschulische Lernmöglichkeiten einzubeziehen. Außerdem empfiehlt die aktuelle Bildungsagenda 2030, mehr auf Inklusion zu achten und stärker auf die Lernbedürfnisse von Jugendlichen einzugehen. Im Kontext der neuen Entwicklungsziele, die 2015 von allen Ländern beschlossen wurden, erhält auch die Ausrichtung von Bildung auf nachhaltige Entwicklung einen höheren Stellenwert.


Die Kraft Ihrer Hilfe
Mannargundi/Indien:
Heute besuchen 95% der Mädchen
(vorher 25%) die Grundschule.
Sumba Barat/Indonesien:
Mittlerweile werden über 96 % der Kinder
eingeschult und 91 % besuchen im Anschluss eine Sekundarschule.
Hlegu/Myanmar:
11.000 Mädchen und Jungen konnten mit
Schulmaterialien und Uniformen unterstützt werden.
Mkhumba/Malawi:
85% der Grundschüler
bestehen die Abschlussprüfung.
Globales Umdenken bei Bildungsinitiativen
Kinder in die Schule zu bringen war lange Zeit das Hauptziel internationaler Anstrengungen für das Recht auf Bildung. Auch World Vision hat viele arme Regionen erfolgreich dabei unterstützt, dieses Ziel zu erreichen. Viele Schulen wurden gebaut, Lehrmaterialien zugänglich gemacht und Lehrer*innen zur Arbeit in Dorfschulen motiviert. Auch Hindernisse wie fehlende Geburtsurkunden oder Vorbehalte gegen Schulbildung - zum Beispiel für Mädchen - wurden abgebaut.
Trotz vieler positiver Trends wurde in den Weltbildungsberichten der UNESCO deutlich, dass eine gute Grundbildung für alle Kinder weltweit nur mit weiteren Reformen und mehr gezielter Förderung von Kindern in schwierigen Lebenslagen erreicht werden kann. Derzeit erzielen Millionen Kinder beim Schulbesuch nicht die Lernerfolge, die sie für einen erfolgreichen Abschluss und für weiteres Vorankommen brauchen. Viele von ihnen bleiben sogar Analphabeten. Und mehr als 50 Millionen Kinder besuchen keine Schule.