Im Berliner Kino "Babylon" nimmt die deutschlandweite Filmtour von Volker Schlöndorffs Dokumentarfilm “Der Waldmacher” mit geladenen Gästen und einem sehr interessierten Publikum ihren Anfang.
"Der Waldmacher", der an einem nasskalten Apriltag im Berliner Kino Babylon am Alexanderplatz seine Premiere feiert, ist in vielerlei Hinsicht eine kleine Besonderheit. Besonders ist er, weil er der erste und vielleicht einzige Dokumentarfilm ist, den der Oscar prämierte Regisseur von “Die Blechtrommel” auf die große Leinwand gebracht hat. Besonders ist der Film auch, weil Volker Schlöndorff in entlegenen Regionen Afrikas mit afrikanischen Kameramännern und seiner eigenen Kamera neugierig die Arbeit von Tony Rinaudo begleitet, die ihm 2018 den alternativen Nobelpreis einbrachte. Und besonders ist auch genau dies: Tony Rinaudos visionäres und zugleich bodenständiges Werk, das scheinbar verloren gegangenes Leben neu auferstehen und tote Landschaften neu aufblühen lässt.
Kann es wirklich funktionieren, Wälder entstehen zu lassen ohne einen einzigen Baum zu pflanzen? Diese Frage machte den über 80jährigen Filmregisseur neugierig auf eine Entdeckungsreise mit dem australischen Agronom und World Vision-Mitarbeiter Tony Rinaudo. Aber auch dessen sprühende Passion, Humor und Hingabe für sein Tun inspirierten Volker Schlöndorff zu dem Filmexperiment, wie er dem Publikum nach der Vorführung in Berlin erklärte.
Der regenerative Ansatz zur Aufforstung (FMNR), den Tony Rinaudo in Zusammenarbeit mit afrikanischen Bäuerinnen und Bauern umsetzt, ist so einfach wie genial: Unter der Erde vorhandenes Wurzelwerk, das neue Triebe hervorbringt, wird gepflegt und vor Viehverbiss geschützt. Nur die stärksten Triebe lässt man stehen, die anderen dünnt man aus. So wachsen mit konzentrierter Kraft innerhalb kurzer Zeit neue Bäume auf, die auch anderen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten. Im Film erzählen und zeigen viele unterschiedliche Menschen Beispiele für die Veränderungen, die damit einhergehen. Tony Rinaudo selbst ist überzeugt, dass Afrika sich und auch die Welt gut ernähren könnte, wenn die Selbstheilungskräfte der Natur genutzt und wald- sowie klimafreundliche Landwirtschaft stärker gefördert würde. Auch könnten die Kleinbauern in Afrika mit einem solchen Beitrag zum Klimaschutz etwas verdienen.
Ein filmisches Herzensprojekt von Volker Schlöndorff
Der Film begleitet Tony Rinaudo von seinen schwierigen Anfängen in Niger, über die ersten Erfolge nach der großen Hungersnot in den 80er Jahren bis hin zu heutigen erfolgreichen Projekten, in denen geschulte Bäuerinnen und Bauern ihr Wissen von Dorf zu Dorf weitergeben. Man bekommt aber auch besondere Einblicke in den Alltag der Menschen, die sich mit dem Gelernten eine neue Lebensgrundlage aufbauen und freut sich mit der Mutter, die selbst nie zur Schule gehen durfte, aber nun ihren Kindern Bildung finanzieren kann.