01.04.2020

Kinder in Not trifft Corona besonders hart

Autor: SHolten

Wie fast überall auf der Welt hat das Corona-Virus die täglichen Routinen durcheinandergewirbelt. Viele arbeiten nun im Homeoffice. Bei unseren Kindern stellen wir fest, dass die anfängliche Freude über verlängerte Ferien allmählich schwächer wird. Sie vermissen ihre Freunde, Spiel und Spaß und sogar die Schule.

Wir sprechen mit unseren Eltern über das Telefon oder über mit Hilfe der neuen technischen Möglichkeiten, wie WhatsApp, Skype oder Zoom. Gott sei Dank gibt es sie. Die World Vision Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von Zuhause aus arbeiten können, machen dies. Dennoch sind wir weiterhin mit den internationalen Teams in engem Kontakt, besprechen Einsatzpläne in unseren Projekten und Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen im Umgang mit Seuchen. Unsere chinesischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen berichten über ihre wertvollen Erkenntnisse mit dem Virus und wie es ihnen gelang, die Epidemie einzudämmen. Auch unsere Kolleginnen und Kollegen in der DR Kongo können gute Erkenntnisse beisteuern. Gerade wurde hier die Ebola-Epidemie für beendet erklärt.

Was passiert, wenn das Virus sich weiter ausbreitet?

Dennoch bleiben die Sorgen, besonders für die Kinder in den besonders gefährdeten Regionen. Im Osten Kongos kämpft World Vision gemeinsam mit den Menschen vor Ort gleichzeitig gegen eine Masern-Epidemie. Weiterhin tobt der Bürgerkrieg in der Region. In den Flüchtlingscamps in Syrien, Jordanien, Bangladesch oder auch in Südamerika leben die Menschen auf engstem Raum zusammen. Distanz zu halten, ist hier unmöglich.

In Indien haben die Tagelöhner aufgrund der verordneten Quarantäne in den Städten nichts mehr zu tun und machen sich auf den Heimweg in ihre Dörfer, tragen so das Virus weiter in entlegene Gegenden. Viele Länder in Afrika, etwa Simbabwe im Süden oder Kenia im Osten haben weiterhin mit Hungersnöten, Dürren oder immer noch mit der Heuschreckenplage zu tun. Diese Katastrophen sind völlig aus den Medien verschwunden. Dennoch betreffen sie die Menschen und ganz besonders die Kinder, die wir vor Ort unterstützen. Was passiert, wenn sich das Virus weiter in solche fragilen Länder und Regionen ausbreitet?

Menschen auf der Flucht vor Krieg und Ausbeutung
Syrisches Mädchen das Angst vor den gewaltsamen Auswirkungen des Krieges hat

Erfahrungen aus der Ebola-Epidemie

Die jüngsten Erfahrungen mit Ebola in Westafrika und der Demokratischen Republik Kongo (DRC) sind Beispiele für die verheerenden Auswirkungen, die Notlagen im Bereich der öffentlichen Gesundheit auf besonders verletzliche Menschen haben können. Diese Krise ging mit einer Zunahme von Missbrauch, sexueller Ausbeutung, Zwangsheirat, Kinderarbeit und verschiedenen anderen Formen der Gewalt gegen Mädchen und Jungen einher. Die Gründe für diese Zunahme der Gewalt sind vielfältig und gut dokumentiert. Kinder wurden unbegleitet und von ihren Eltern und Betreuern getrennt, weil diese starben, krank wurden oder ins Krankenhaus mussten. Maßnahmen zum Schutz von Kindern wurden entweder verzögert oder nicht ausreichend integriert.

Erfahrungen aus der Ebola Epidemie in der Dominikanischen Republik

Im Osten der DR Kongo - einer Region, die seit Jahren in einem Teufelskreis von Konflikten und Gewalt gefangen ist - haben wir erlebt, wie Mädchen und Jungen von ihren Familien getrennt wurden, Betreuer verloren und stigmatisiert wurden. Aktivitäten wie der Schulbesuch, Treffen mit Freunden mussten durch Quarantäne-Maßnahmen eingestellt werden. Viele Kinder, die wir befragten, sagten uns, dass sie sich dadurch traurig, isoliert und gestresst fühlten.

Schulen helfen, Kinder zu schützen

Viele Regierungen haben als Reaktion auf die Pandemie nun Schulen geschlossen. Weltweit sind davon etwa 80% der Schüler betroffen. So wichtig diese Maßnahmen für die „Abschwächung der Kurve“ auch sind, sie nehmen den Mädchen und Jungen das weg, was wesentlich für ihre Entwicklung und ihre sozialen Aktivitäten ist. Die Forschung zeigt, dass Bildung den Kindern ein Gefühl von Sicherheit, Normalität und Hoffnung für die Zukunft vermitteln kann; dass sie ein mächtiger Faktor ist, um Kinderheirat und andere Formen von Gewalt zu verhindern; dass Schulen eine wesentliche Plattform für Kinder sind, um ihre Rechte kennenzulernen und ihre Handlungsfähigkeit auszuüben; und dass sie entscheidend ist, um den sozialen Zusammenhalt zu fördern und Frieden und Versöhnung zu unterstützen. Darüber hinaus können Lehrer oft die erste Anlaufstelle für Kinder sein, die Gewalt erfahren haben.

Maßnahmen zum Schutz der Kinder sind jetzt essenziell

Auch wenn alle Maßnahmen nun darauf ausgerichtet sind, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, müssen wir gleichzeitig aktiv werden, um Gewalt gegen Kinder inmitten der COVID-19-Pandemie zu verhindern. Gewalt ist eine Verletzung der Rechte von Kindern, sie beeinträchtigt die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mädchen und Jungen, schränkt ihr Potenzial ein und führt zu einem Kreislauf weiterer Gewalt und geschlechtsspezifischer Ungleichheit.

Mädchen wäscht sich die Hände, um sich vor Krankheiten zu schützen

Gewalt gegen Kinder zu beenden, ist eine der wichtigsten Maßnahmen von World Vision. Weltweit unterstützen wir Gemeinden im Kampf und den Umgang mit der Corona-Epidemie. So fördern wir Maßnahmen, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet, und unterstützen dabei, die Gesundheitssysteme zu stärken. Wir führen Schulungen durch, damit Pfleger und Krankenschwestern lernen, wie sie Kinder schützen können oder wie sie erkennen, dass Kinder gefährdet sind. Unsere Mitarbeiter werden darin sensibilisiert, wie sie Vernachlässigung, Missbrauch, sexuelle Gewalt und Kinderarbeit erkennen und wie sie mit Kindern sprechen können, die Gewalt erfahren haben. Wir dürfen Gewalt gegen Mädchen und Jungen nicht als zweitrangig behandeln und müssen alles dafür tun, dass sie geschützt werden.

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