20.02.2020

Zwangsheirat in Bangladesch

Das Ende ihrer Kindheit

Autor: KHeckmann

Saira wurde mit 13 Jahren zwangsverheiratet

Die 15-jährige Saira wurde im Alter von 13 Jahren zwangsverheiratet. Für Saira war der Schulbesuch bis zur 3. Klasse das Einzige, was einer Ausbildung nahekam. Dem Druck, gleichzeitig ein Einkommen für ihre Familie zu verdienen und schulische Leistungen zu erbringen, hielt die junge Schülerin damals nicht stand. Sie musste die Schule während der 3. Klasse abbrechen, damit sie ihre Familie unterstützen konnte. „Ich ging zur Schule, wo wir zählen und Sprachen lernten. Aber ich musste die Schule verlassen, weil meine Brüder zu jung waren und meine Familie jemanden brauchte, der neben meinem Vater Geld mit nach Hause brachte“, berichtet Saira.

Ein sexueller Übergriff auf ein anderes Mädchen veranlasste ihre Eltern, einen Bräutigam für sie zu finden. „Ich hatte Angst vor der Ehe, ich war zu jung. Aber ich musste auf meine Eltern hören, es war ihre Entscheidung. Zu heiraten schien die sicherste Möglichkeit, mich vor sexuellen Übergriffen zu schützen“, sagt Saira. Das Mädchen, welches überfallen wurde, ist eine Freundin von Saira. „Wir gingen gemeinsam zur Schule und spielten zusammen mit Murmeln. Sie war jünger als ich, aber viel schöner. Wenn in unserer Kultur eine Frau sexuell angegriffen wird, hat die Familie einen schlechten Ruf, sie wird stigmatisiert und geächtet“, sagt Saira.

Saira
Saira beim Kochen
Ich hatte Angst vor der Ehe, ich war zu jung. Aber ich musste auf meine Eltern hören, es war ihre Entscheidung.
Saira, verheiratet mit 13 Jahren

Sobita erhält Hoffnung für ihren Sohn

Sobita ist etwa 16 Jahre alt – ihr genaues Alter ist ihr nicht bekannt. Sie wurde als junges Mädchen zwangsverheiratet und hat bereits einen 4-jährigen Sohn. Ihre Ehe endete nach dem Tod ihres zweiten Kindes - ein Verlust, den sie immer noch betrauert. Sobita lebt nun mit ihrer Mutter und ihrem Sohn. Sie sind nicht in der Lage, mehr als eine Mahlzeit am Tag zu beschaffen. Für das Mädchen ist es schwer Arbeit zu finden, denn sie ist Analphabetin und hat daher schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Durch die Frühverheiratung konnte sie die Schule nicht weiter besuchen und hat daher kaum eine Chance. Außerdem ist ihr Gesundheitszustand schlecht und sie muss einen Teil ihres wenigen Geldes für Medizin ausgeben.

Sobita, 16 Jahre

Die Zwangsheirat hat ihr Leben in viele Ungewissheiten geführt. World Vision gibt Sobita jedoch Hoffnung für die Zukunft ihres Sohnes Dev. Im Rahmen eines Entwicklungs- und Bildungsprojektes von World Vision können Sobita und Dev nun regelmäßig Kurse besuchen. Die Schule versorgt sie mit Snacks, so dass Sobita sich nicht mehr um das Frühstück sorgen muss. Sobita hat nun wieder Träume: „Ich wünsche mir ein besseres Leben für meinen Sohn. Ich wünsche mir, dass er respektvoll behandelt und hochgebildet sein wird.“

12 Millionen Kinder werden jährlich zwangsverheiratet. Saira und Sobita sind keine Einzelschicksale. Gerade in Krisengebieten sehen Eltern sich gezwungen, ihre Töchter früh zu verheiraten, um sie vor Vergewaltigungen zu schützen oder um die finanzielle Not der Familien zu lindern. Hinzu kommen uralte Traditionen und Bräuche, die in vielen Ländern Zwangsheirat noch immer erlauben.

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