Glückliches Wiedersehen am Rhein
Bereits dreimal haben die Mangs aus Ulm die Schülerin in deren Heimat Krachi East am Ufer des Voltasees besucht. Diesmal treffen sie sich an einem ganz anderen Ort: In der Düsseldorfer Staatskanzlei, nahe am Rhein. Dorthin hat World Vision am 28. März zum Patentreffen eingeladen, um über die Arbeit in Ghana zu informieren. Judith ist Ehrengast und wusste nicht, dass das Ehepaar Mang mit Tochter Olivia (7) und Pflegekind Mariamma (5) da sein werden. Es sollte eine Überraschung sein. Die ist gelungen.
Für Judith, die derzeit noch in einem Dorf am Ufer des Voltasees lebt und sich auf den Abschluss an der Senior Highschool vorbereitet, ist es die erste Auslandsreise ihres Lebens. Eine aufregende Erfahrung. Judith staunt nicht nur über große Städte und unbekannte Gebäude, sondern darf in Deutschland auch vor großem Publikum sprechen. Gerade hat sie sich auf der Bühne warm geredet und den versammelten Paten einen Tanz vorgeführt, als Familie Mang erscheint. Für alle ein sehr emotionaler Moment.
Mit neun Jahren wurde Judith das Patenkind der damals noch kinderlosen Mangs. Sie erfuhren, dass das Mädchen drei Brüder und vier Schwestern hat und bei der Großmutter aufwächst. Dass die Eltern weit weg auf einer Plantage arbeiten und sehr wenig Geld für ihre Kinder schicken können.
Um ihr Patenkind persönlich kennen zu lernen, reiste das Ehepaar 2007 als Rucksacktouristen nach Afrika. „Ich war damals so glücklich, als sie kamen“, berichtet Judith. „Aber auch so schüchtern. Ich habe mich kaum getraut, mit ihnen zu spielen.“ Nicole Mang erinnert sich aber noch genau daran, wie Judith das erste Mal ihre kleine Hand in ihre legte. „Das hat mich ganz tief berührt“, sagt sie.
Die Begegnung mit Judith, die Möglichkeit ihr und dem Dorf zu helfen hat unser Leben enorm bereichert.
Die Kinder von Krachi East hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei Ehepaar Mang. „Sie strahlen Liebe, Glaube und Hoffnung aus“, sagt Stefan Mang. Sechs Jahre später reiste er allein nach Ghana, seine Frau blieb mit dem inzwischen geborenen Baby zu Hause. „Da war ich schon nicht mehr so schüchtern“, sagt Judith lachend. „Und ich war so glücklich, dass ich eine Schwester in Deutschland habe.“
Vergangenes Jahr war Nicole Mang dann noch einmal in Krachi East. Sie erfuhr von Veränderungen im Dorf, die allen Kindern durch die Patenschaften zugute kommen. „Wir haben jetzt eine richtige Schule und sogar Bücher“, erzählt Judith stolz. „Nachmittags treffen sich Kinder zum Leseclub unter schattigen Bäumen.“ Die Gesundheitsversorgung hat sich in den letzten Jahren ebenfalls enorm verbessert. Eine Klinik wurde gebaut, auf Hygiene wird inzwischen großen Wert gelegt. Besonders wichtig für das Dorf ist der neue Brunnen. Jetzt müssen die Kinder, die für das Wasserholen zuständig sind, nicht mehr so lange Wege gehen und gewinnen Zeit zum Lernen.
Elf Jahre und viele Briefe schaffen eine besondere Verbindung. „Trotz der Entfernung bekamen wir jeden Schritt in der Entwicklung von Judith aber auch des Dorfes mit, man ist sich nah“, sagt Nicole Mang. Wenn Judith in diesem Jahr die Schule beendet, möchte sie eine Ausbildung als Krankenschwester beginnen. „Natürlich wünschen wir ihr viel Glück dabei“, sagen Nicole und Stefan Mang. „Judith bleibt unser Kind, egal wie alt sie ist.“
Autor: Ulla Arens; Redaktion: Iris Manner