18.12.2018

Besuch beim Patenkind richtig planen

Interview mit Daniela Fortune-Mensah vom Patenservice über Patenbesuche

Autor: UBauer

Der Besuch des Patenkindes ist für den Paten und das Kind ein aufregendes Erlebnis. Endlich lernt man sich kennen! Meist verlaufen die Begegnungen zu Beginn zurückhaltend: Die Kinder sind oft schüchtern, bis ein Spiel, ein Ball oder auch ein Tanz das Eis bricht. Gemeinsames Spielen und Lachen verbindet die Herzen und schafft ein festes Band zwischen Pate und Patenkind. Mit Daniela Fortune-Mensah vom Patenservice im World Vision Büro in Friedrichsdorf haben wir über die Organisation von Patenbesuchen gesprochen.

Für viele Paten ist es ein großer Wunsch, einmal ihr Patenkind zu besuchen. Was sollte bei den Vorbereitungen berücksichtigt werden?

Daniela: Für uns ist es ganz wichtig, dass ein Pate rechtzeitig, mindestens zwei Monate vor der geplanten Reise, mit uns in Verbindung tritt. Diese Zeit brauchen wir, um den Besuch mit dem Büro vor Ort zu koordinieren. Patenbesuche sind in den meisten Ländern grundsätzlich möglich, allerdings sollte sich jeder Pate erkundigen, ob eine Reise sinnvoll ist. Das Auswärtige Amt informiert auf seinen Internetseiten sehr aktuell über Reisewarnungen, Sicherheitsvorkehrungen und Einreisebestimmungen.

Wir organisieren für den Paten den Besuch ins Projekt oder ein Treffen mit dem Patenkind.
Daniela, World Vision-Patenservice

Wenn ein Pate zum Beispiel in eine Urlaubsregion im Süden Kenias verreisen will, dann koordiniert er selbstständig seinen Flug und seine Unterbringung, seinen ganzen Aufenthalt. Unsere Projekte sind allerdings alle im Norden Kenias, das heißt, dass der Pate entweder per Flugzeug oder mit dem Zug in die nächstgrößere Stadt zum Patenkind reisen muss. Bei der Koordination sind wir dann gerne auch behilflich.

Für Paten, die einen Besuch bei ihrem Patenkind nicht gerne individuell durchführen möchten, bieten wir außerdem mehrmals im Jahr organisierte Patengruppenreisen in verschiedene Länder und Projekte an.

Patenkindbesuch in Guatemala
Patenbesuch im Senegal

Aus Kinderschutzgründen muss jeder Pate ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Die Formulare dazu gibt es in der Gemeinde, in der der Pate lebt. Von uns erhält der Pate ein Schreiben, warum das Zeugnis benötigt wird. Ohne dieses Schreiben kann ein erweitertes Führungszeugnis nicht beantragt werden Wir haben zudem verschiedene Tipps wie zum Beispiel zu Impfungen oder speziellen Visumsvorgaben

Was muss man bedenken, wenn es um den Termin des Besuchs geht?

Daniela: Ein Besuch beim Patenkind lässt sich bis auf ein paar Ausnahmen eigentlich immer organisieren. Ganz viele Paten verreisen zum Beispiel gerne über Weihnachten, eine typische Reisezeit in Deutschland. Aber auch unsere Büros haben an Weihnachten zu. Viele unserer Mitarbeiter in den Projekten stammen nicht von vor Ort und wollen gerade über die Feiertage natürlich auch zuhause bei ihren Familien sein. Auch Besuche am Wochenende sind schwierig: Sonntags zum Beispiel machen wir generell keine Besuche, weil auch in den Projektbüros die meisten Mitarbeiter am Sonntag frei haben.

Wie läuft der Besuch dann ab?

Daniela: Wir organisieren den Tag im Vorfeld und wenn es dann soweit ist, werden die Paten entweder im Hotel oder an einem anderen Treffpunkt von einem World Vision-Mitarbeiter abgeholt und den ganzen Tag begleitet. In manchen Projekten werden die Familien zuhause besucht, in anderen Ländern treffen sich Patenkind und Pate zum Beispiel im Projektbüro oder im Gemeindehaus.

Patenbesuch
Besuch der Patin in der Mongolei

Meistens wird sich unterhalten, miteinander gespielt, gegessen oder getanzt. Wichtig ist, sich an die Sitten und Gepflogenheiten des Landes anzupassen, damit es keine unangenehmen Situationen gibt. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, gerne beantworten wir die Fragen unserer Paten aber auch telefonisch.

Welche Rückmeldung bekommst du von Paten, die ihr Patenkind besucht haben?

Daniela: Für die meisten Paten ist ein Besuch ein aufregendes, prägendes und sehr emotionales Erlebnis. Wenn man wirklich vor Ort war, ist das etwas ganz anderes, als wenn man über die Situation und die Umgebung liest. Vieles kann man vorher nicht verstehen, zum Beispiel wie weit der Schulweg für die Kinder wirklich ist oder wie beschwerlich es ist, Wege zurückzulegen. Eventuell hat der Pate vorher schon einmal ein Foto von einer Straße mit Löchern in der Hand gehabt, aber die Straße dann selbst zu sehen, dass sie von Anfang an in einem sehr schlechten Zustand ist, dass man bei Regenzeit durch Furten fahren muss oder über zwei einfache Bretter über einen reißenden Fluss… In diesen Situationen verstehen unsere Paten wirklich, was unsere Entwicklungshilfe bedeutet, und sie sehen auch, wie wertvoll ihre Patenschaft ist, die mithilft, das Leben der Menschen zu verbessern.

Für die Patenkinder und ihre Familien ist es natürlich auch ein großes Abenteuer, wenn der Pate zu Besuch kommt. Denn sie wollen den Menschen endlich einmal persönlich sehen, der sie oft schon seit langem unterstützt und der tatsächlich von so weit her bis zu ihnen kommt. Dass jemand den ganzen Weg und oftmals eine Flugreise auf sich nimmt, nur um sie zu besuchen, ist eine ganz besondere Wertschätzung für die Kinder und stärkt ihr Selbstbewusstsein enorm.

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