Patenbesuch aus Deutschland in Peru

Abenteuer mit Hindernissen und trotzdem ein Erfolg

Der Besuch bei unserem Patenkind Heymi in Peru
Autor: NMayer  | 
9. August 2018
Autor: NMayer
LKW in Peru verperrt die Durchfahrt

Unsere beiden Fahrer versuchten zu helfen, ohne Erfolg. Telefonieren war nicht möglich, da in dieser Höhe kein Netz zu erreichen war. So warteten wir zwei Stunden und überlegten, was zu tun ist. Zurückfahren wollten wir nicht, denn das hätte bedeutet, den Besuch abzusagen.

Inzwischen hatten wir Schneeregen und es wurde im Auto empfindlich kalt. Meine Frau wurde in Decken eingepackt, trotzdem waren ihre Füße eiskalt. Ich bekam Schmerzen in der Brust: das Signal für die Höhenkrankheit. Wer hätte auch gedacht, dass wir ausgerechnet am höchsten Punkt steckenbleiben. Dann kamen die beiden Fahrer zurück und hatten die Fahrer des LKW dabei. Diese zeigten ihnen einen Umweg nach Huancaveliva. Also ein Stück zurück und abgebogen. Dass dieser Umweg weitere vier Stunden in Anspruch nehmen würde, wussten wir da noch nicht. Mir war zwischenzeitlich so schlecht, dass ich fürchtete mich übergeben zu müssen. Ich hing im Auto mehr als ich saß, die vielen Schlaglöcher und Kurven haben das noch verschlimmert. Ich bat den Fahrer etwas langsamer zu fahren. Dann ging es mir auch ein bisschen besser.

Eine halbe Stunde nach Mitternacht sind wir im Hotel in Huancavelica auf etwa 3.700 Metern angekommen, todmüde und mit Atemnot haben wir unsere Koffer auf das Zimmer geschleppt. Zu einem Cocatee konnten wir uns aber noch aufraffen. Wider erwarten konnten wir aber gut schlafen, doch viel zu schnell war die Nacht vorüber. Wir wussten nicht, wann Adolfo Bendezú kommen und uns abholen würde. So fragte ich beim Empfang nach, ob sie World Vision kennen würden. Eine der Damen sprach Englisch und ich fragte, ob sie dort anrufen und nachfragen könnten, da ich mit meinem Smartphone keine Verbindung bekam. Kurze Zeit später kam die Nachricht, dass wir am Hotel abgeholt und zum Büro gebracht würden. Damit waren wir eine Sorge los und konnten entspannt frühstücken.

Wir wurden pünktlich abgeholt und mit dem Auto zum Büro von World Vision gebracht. Unterwegs gab uns Adolfo einen Plan, wie der Ablauf des Tage gedacht war. Wir sahen, dass der Tag von 8:30 Uhr bis 17:30 Uhr verplant war und mussten gleich klar stellen, dass wir spätestens um 14 Uhr zurückfahren mussten, um noch einigermaßen rechtzeitig in Paracas anzukommen. Es wurde vereinbart, dass einige Programmpunkte gestrichen wurden, wie die Fahrt nach Yauli. Vor dem Office von World Vision wurden wir von der Chefin willkommen geheißen. Sie musste sich leider gleich verabschieden, da sie einen Termin zu einem Gespräch mit Politikern hatte.

Willkommensplakate
Willkommensplakate

Von Adolfo wurden wir dann in das Haus geführt. Wir waren angenehm überrascht, als wir den Besprechungsraum betraten. Er war mit Willkommensplakaten geschmückt. Nach einer kurzen Besprechung des Ablaufs wurden uns die Augen verbunden und das Patenkind kam in den Raum. Mit einem Händedruck konnten wir uns begrüßen und wurden anschließend vom Kind um den Tisch herum zu unseren Plätzen geführt. Dann wurden die Augenbinden abgenommen und wir sahen erstmals das Kind mit eigenen Augen. Das war ein überwältigendes Gefühl. Sie kam uns größer vor als erwartet und hatte die Kleider an, die wir ihm geschickt hatten und wir sahen, dass sie passten. Direkt konnten wir mit dem Kind natürlich nicht reden, aber Adolfo übersetzte aus dem Englischen.

Willkommenschilder
Patenkind mit den Paten aus Deutschland

Später kam dann auch noch die Mutter hinzu, die wir genau so herzlich wie das Kind selbst begrüßten. Dann wurde darüber geredet, wo und wie wir in Deutschland wohnen und wir zeigten Bilder von unserem Garten. Natürlich wollten wir auch wissen, wie die Familie wohnt. Die Mutter erzählte dann, dass sie einen Lebensmittelladen in der Dorfmitte haben. Seit kurzer Zeit und von der Bank mit einem Kredit finanziert. Das bedeutet, dass der Laden täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet ist, auch am Samstag und Sonntag. Das war der Grund, warum der Vater des Kindes nicht anwesend war. Er musste den Laden managen. Auch war da noch ein Junge von zwei Jahren, der betreut werden musste. Wir waren sehr erstaunt und beeindruckt über die enorme Belastung der Mutter.

Dann wurden die Geschenke ausgepackt. Wir hatten dem Patenkind ein Hüpfseil, Seifenblasen und ein Mikadospiel aus Holz mitgebracht. Mit dem Hüpfseil hat sie uns gleich gezeigt, was sie kann, aber Mikado war ihr unbekannt. Wir haben dann zusammen gespielt und ihr erklärt, worauf es ankommt. Außerdem war da noch die mehrsprachige Anleitung, auch in Spanisch. Wir haben sie gefragt, was sie denn mal werden möchte. Prompt kam die Antwort: Doktor. Auf die Frage, warum, antwortete sie, dass die Schwester ihrer Mutter auch Medizin studieren würde.

Völlig überrascht waren wir, als ihre Mutter auch Geschenke auspackte. Jeder von uns bekam einen farbenprächtigen Wollschal und eine Mütze. Überrascht waren wir, dass Heymi schon richtig clever war. Ohne Scheu hat sie geplaudert und uns gedrückt. Viel zu schnell verging die Zeit. Wir gingen zusammen in ein Restaurant zum Mittagessen und konnten sehen, dass Heymi uns genau beobachtete, wie wir mit Messer und Gabel aßen. Danach wurden wir zurück ins Hotel gebracht, ein Abschiedsfoto wurde gemacht und dann fuhren wir zurück ans Meer nach Paracas, wo wir am nächsten Morgen eine Bootsfahrt zu den Islas Balestas gebucht hatten.

Abschiedsfoto mit dem Patenkind
Danke für den Besuch in Peru

Die Rückfahrt ging erfreulicherweise ohne jedes Problem vonstatten, wenn man von den Schlaglöchern und den extrem vielen Kurven mal absieht. Dieser Besuch war, wenn man von den Problemen am Pass absieht ein voller Erfolg, auch dank der Organisation von World Vision in Huancavelica. Wir möchten uns hiermit ganz herzlich bedanken für den freundlichen Empfang durch das Team und die gute Organisation. Wir werden diesen Tag so schnell nicht vergessen.