Sauberes Wasser direkt aus dem Wasserhahn

Wasser hat ihr Leben verändert

Südsudan: Die Angst war ein ständiger Begleiter
Autor: UBauer  | 
22. Februar 2018
Autor: UBauer
Mädchen beim Wasserholen im Südsudan

Wasserholen ist Sache der Frauen im Südsudan. Im Flüchtlingslager hat World Vision dafür gesorgt, dass es sauberes Trinkwasser an vielen Stellen gibt. Die Menschen sind dadurch gesünder und die Frauen und Mädchen sicherer.

Mädchen beim Wasserholen im Südsudan

Geielh und Acha, beide 14 Jahre alt, müssen heute nur noch ein paar Schritte gehen, um sauberes Wasser zu holen. Die Zeit der langen und gefährlichen Wege ist vorbei.

Mädchen am Wasserhahn im Südsudan

Die 7-jährige Adieng genießt das saubere Wasser direkt aus dem Wasserhahn.

Auch am Fluss selbst war es gefährlich. Nilpferde und Krokodile tummelten sich im Wasser und konnten zuschnappen, während die Kinder das schmutzige Wasser in Eimer schaufelten. Die elfjährige Dene betont: „Das Flusswasser ist schlecht. Wir sind oft davon krank geworden.“

Doch diese Zeiten sind vorbei. Zum ersten Mal in ihren Leben erhalten mehr als 23.000 Menschen, die vor den Konflikten im Südsudan im Bundesstaat Upper Nile geflohen sind, sauberes Trinkwasser aus den Wasserhähnen in der Nähe ihrer Häuser.

Nyadhiang kann nicht genau sagen, wie alt sie ist, aber ihre grauen Haare, ihr gekrümmter Rücken und die Erinnerung an Ereignisse aus der fernen Vergangenheit lassen vermuten, dass sie um die 80 Jahre alt ist. Sie zeigt auf Narben am Kopf: „Das ist vom Wasser holen“, sagt sie und erklärt, dass sie ihr ganzes Erwachsenenleben lang Wasser geschleppt habe. Sie habe es in zwei 40 kg Container gefüllt und dann auf dem Kopf balanciert. 

„Aber unsere Töchter müssen nicht mehr stundenlang Wasser mehr holen gehen. Sie können jetzt zur Schule gehen und lernen“, betont Abeuk, eine der Schwiegertöchter. „Ich habe keine Ausbildung, aber meine Kinder werden jetzt eine bessere Zukunft haben.“

Sauberes Wasser direkt aus dem Wasserhahn
Wasser holen ist Aufgabe der Frauen im Südsudan

Vor drei Jahren brach das Leben für Nyadhiang, ihre Töchter und Enkelkinder zusammen. Damals hatte der anhaltende Konflikt im Südsudan das Dorf erreicht, indem die Frauen seit Generationen gelebt hatten. Rebellen griffen das Dorf an, alle Häuser wurden niedergebrannt. „Wir mussten fliehen. Alle Dorfbewohner rannten um ihr Leben“, erzählt Nyadhiang.

Nicht alle aus der Familie überlebten. Nyadhiangs Sohn wurde während des Überfalls getötet. Eine ihrer Schwiegertöchter starb auf der Flucht. „Sie ist verdurstet“, erklärt Aben, eine von Nyadhiangs Töchtern. „Es gab kein Wasser zu trinken.“

Aben wohnt jetzt in einer kleinen Hütte in der Nähe einer Flüchtlingssiedlung. Mehr als 13.000 Menschen, die vor den Kämpfen in anderen Regionen ihres Landes flüchteten, leben hier. Als die Flüchtenden die Siedlung erreichten, hätten viele direkt aus dem Fluss getrunken. Dadurch bekamen sie Durchfall oder andere Krankheiten.

Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser hatte daher oberste Priorität, als die ersten Hilfsorganisationen die Flüchtlingssiedlungen erreichten. Zunächst wurden riesige aufblasbare Schwimmbecken aufgebaut, die etwa 20.000 Liter Flusswasser aufnehmen konnten. Experten von World Vision desinfizierten das Wasser und prüften auch, ob es für den menschlichen Verzehr geeignet war. „Als die Versorgung gesichert war, kamen etwa 3.000 Menschen zusammen. Sie waren überglücklich, sauberes Wasser in der Nähe ihrer Häuser zu haben“, erklärt Jimmy Warren, Manager für Wasser, Sanitär und Hygiene bei World Vision.

Sauberes Wasser für Akoy aus dem Südsudan
Sauberes Wasser für Akoy aus dem Südsudan

In den darauffolgenden Monaten erweiterte und verbesserte World Vision die Wasserversorgung und richtete auch in der nahegelegenen Stadt neue Versorgungssysteme ein, um künftig zum Beispiel Konflikte um Wasser zu vermeiden. Jetzt gibt es einen Wassertank, der 72.000 Liter Trinkwasser speichern kann und 212 Wasserstellen für die gesamte Siedlung. Mehr als 28.000 Menschen können täglich mit Wasser versorgt werden.

Für die Frauen und Mädchen hat sich das Leben durch den nahen Zugang zu sauberem Wasser radikal verändert. Die elfjährige Dene, die in die 2. Klasse geht, sagt: „Jetzt ist alles gut, wir haben keine Angst mehr.“ „Das Wasser ist in der Nähe und es ist sauber“, fügt Aben hinzu. „Wir haben zusätzliche Zeit, Gras zu schneiden oder Brennholz zu sammeln, das wir verkaufen, um Nahrung zu kaufen.“

In Afrika südlich der Sahara sind 319 Millionen Menschen täglich in Sorge, ob und wie sie genug Wasser bekommen. Die Aufgabe, Wasser zu holen, ist oft tagesfüllend und sie liegt vorwiegend bei den Frauen und Kindern, besonders bei den Mädchen. Durchschnittlich 6 Kilometer laufen sie dafür jeden Tag. 

Am 19. Mai 2018 laufen Menschen auf der ganzen Welt 6 Kilometer - für das Recht auf Trinkwasser. Laufen Sie mit beim Global 6K Walk & Run und ermöglichen Sie Kindern in Afrika, Asien und Lateinamerika Zugang zu sauberem Trinkwasser!