16.10.2025

Der stille Kampf gegen den Hunger in der Kindheit – Eklas' Weg zur Genesung

Von Dr. Majak Dut Manyiel, Gesundheits- und Ernährungsmanager bei World Vision Südsudan

Autor:

An einem ruhigen Morgen im März 2025 betritt eine Mutter mit ihrer dreijährigen Tochter Eklas die Ernährungsstation. Ihre Augen zeugen von Angst, Erschöpfung und Hoffnung. Eklas war gerade aus dem Kinderkrankenhaus entlassen worden, wo sie wegen einer Blutinfektion, schwerer Anämie und akuter Unterernährung behandelt worden war. Ihr kleiner Körper wog nur 7,8 kg, ihr Oberarmumfang betrug 10,5 cm – Anzeichen für schwere akute Unterernährung.

Ihre Mutter flüstert: „Wir sind nach dem Krieg aus dem Bundesstaat Upper Nile hierhergekommen. Wir leben bei Verwandten, und Essen ist ein großes Problem. Ich glaube, dass meine Tochter deshalb krank geworden ist.“
 

Das ist die Realität für Millionen von Kindern auf der ganzen Welt. Hunger ist nicht nur der Mangel an Nahrung – er ist der Verlust von Potenzial, die Schwächung des Immunsystems und der stille Dieb der Kindheit.

Bild Südsudan
Bild Klinik Südsudan

Die Auswirkungen von Hunger auf die kindliche Entwicklung

Hunger in der frühen Kindheit hat verheerende Folgen. Er hemmt das Wachstum, verzögert die kognitive Entwicklung und erhöht die Anfälligkeit für Infektionen. Unterernährte Kinder wie Eklas haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, zu lernen und sich zu entwickeln. Ihr Körper priorisiert das Überleben gegenüber der Entwicklung, oft auf Kosten der langfristigen Gesundheit und des psychischen Wohlbefindens.
Medizinisch gesehen kann chronische Unterernährung zu folgenden Problemen führen:

  • Wachstumsverzögerung (geringe Körpergröße für das Alter), die die Gehirnentwicklung beeinträchtigt.
  • Auszehrung (geringes Gewicht für die Körpergröße), die das Sterberisiko erhöht.
  • Mikronährstoffmangel, der die Immunität und die Lernfähigkeit beeinträchtigt.
  • Verzögerung der motorischen und sozialen Fähigkeiten, was die Zukunftschancen einschränkt.

     

Die Kraft der Intervention und der Hoffnung

Dank des ambulanten Therapieprogramms von World Vision erhält Eklas lebensrettende Ernährungshilfe. Nach fünf Besuchen verbessert sich ihr Oberarmumfang auf 12,8 cm. Sie lächelt wieder. Sie spielt wieder. Sie lebt wieder.
Ihre Mutter wird in Ernährung von Müttern, Säuglingen und Kleinkindern geschult und mit Wissen über den Anbau von Gemüsegärten ausgestattet, um künftige Unterernährung zu verhindern. Sie verlässt das Zentrum nicht nur mit einem gesünderen Kind, sondern auch mit Hoffnung.

 

An diesem Welternährungstag sollten wir uns daran erinnern, dass jedes Kind ein gesundes Essen und eine faire Chance verdient. Hunger ist nicht nur ein humanitäres Problem, sondern auch eine Entwicklungsnotlage. Wir müssen in Ernährung investieren, Familien stärken und widerstandsfähige Ernährungssysteme aufbauen.
Eklas' Geschichte ist nur eine von vielen. Aber sie erinnert uns auch daran: Wenn wir den Hunger bekämpfen, sichern wir die Zukunft.
 

Das könnte Sie auch interessieren

Welternährung 2030: 11 Schritte für eine Zukunft ohne Hunger

Zum Welternährungstag präsentiert ein Breites Bündnis ein Positionspapier mit 11 Schritten zur Hungerbekämpfung.

Auswärtiges Amt: Südsudan

Notfallernährungsmaßnahmen für Kinder unter 5 Jahren sowie schwangere und stillende Mütter

Südsudan

Vor Ort aktiv seit 2011.