20.05.2025

Mit Bäumen zum besseren Leben

FMNR in Äthiopien

Autor: DBathe

Wenn hunderte Bäuerinnen und Bauern in Äthiopien jubeln, dann ist etwas gut gewachsen. Nämlich Bäume.

Hier in der Region Sidama im Süden Äthiopiens hat World Vision in Kooperation mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und zusammen mit der lokalen Bevölkerung Wälder wieder wachsen und Bäume auf Feldern gedeihen lassen. Und das nicht des schönen Anblicks wegen, sondern um Kindern eine Zukunft zu geben.  

FMRN Äthiopien

FMNR in Äthiopien

Wie das? Mittels FMNR, der Farmer Managed Natural Regeneration. Hinter diesem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich die von Farmern geleitete natürliche Wiederbegrünungsmethode. Dabei werden noch vorhandene, unterirdische Wurzeln gerodeter Bäume genutzt. Die Schösslinge dieser Wurzeln werden geschützt, gezielt beschnitten und so zu kräftigen neuen Bäumen, die in lockeren Abständen auf den Feldern stehen oder sich zu Wäldern entwickeln. Das Laub der Bäume beschattet die Böden, Wurzeln halten die Feuchtigkeit in der Erde und Laub und Früchte sorgen für das Entstehen neuer Humusschichten. Das Wurzelwerk schützt vor Erosion und überschüssige Äste können zudem als Brenn- oder Bauholz genutzt werden. 

Auch im landwirtschaftlichen Bereich zeigt FMNR überzeugende Ergebnisse. Dabei werden nach dem gleichen Prinzip Reihen von Bäumen auf den Feldern hochgezogen. Nach etwa drei Jahren kann der ehemals verarmte und ausgelaugte Boden wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Ernteerträge durch dieses agroforstwirtschaftliche System mehr als verdoppeln und diese nachhaltig erzielt werden können.

In vielen FMNR-Gebieten erwirtschaften die Bauern mittlerweile Überschüsse, statt auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen zu sein.

Entwickelt hat diese Methode Tony Rinaudo von World Vision Australien, der für diese natürliche Wiederbegrünung 2018 mit dem Right-Livelihood-Award ausgezeichnet wurde, auch bekannt als alternativer Nobelpreis. Rinaudo setzt bei der Verbreitung von FMNR auf die Überzeugungskraft der Bäuerinnen und Bauern selbst, die in Workshops ihren Nachbarn von FMNR erzählen und ihr Wissen weitergeben. So wurden weltweit mittlerweile große Flächen in 24 Ländern wiederbegrünt – ein massiver, nachhaltiger Erfolg!

Auch in einem im Mai 2025 abgeschlossenen Projekt von GIZ und World Vision ging es darum, Überzeugungsarbeit zu leisten, aber vor allem auch darum, Informationen zu liefern, die die Arbeit der Farmer noch erfolgreicher macht. So konnten über die digitale Plattform Atingi Lerneinheiten und Kurse durchlaufen werden, in denen detailliertes Wissen vermittelt wurde. Auch im Angebot: Kurse direkt vor Ort, in denen FMNR-Trainer Bäuerinnen und Bauern zu Multiplikatoren ausbildeten. Insgesamt 750 Farmer erhielten so das nötige Wissen über die Wiederbegrünungsmethode. Für die FMNR-Methode wurde auch bei öffentlichen Großereignissen geworben, wie dem Great Ethiopian Run, einem Volkslauf in der Hauptstadt Addis Abeba. Interviews mit äthiopischen Medien folgten, ebenso Überzeugungsarbeit auf politischer Ebene.

Wichtig ist, die Ergebnisse regelmäßig zu kontrollieren und die Bäuerinnen und Bauern auf Probleme aufmerksam zu machen. Wird zu viel Brennholz geerntet, schwächt das den Effekt der Wiederbegrünung. Wird der Boden zu intensiv genutzt, leidet die Qualität der Felder. Ebenso wichtig: Die Einbindung von lokalen und regionalen Autoritäten. Denn um FMNR noch weiter zu verbreiten, ist oftmals staatliche Unterstützung vor Ort notwendig. Die äthiopische Regierung hat das verstanden und FMNR zu einem festen Bestandteil ihrer Politik gemacht. Ein Erfolg auch des aktuellen Projektes von GIZ und World Vision. 

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