18.11.2020

Mädchen kämpft für Kinderrechte

Kinderaktivistin aus Indonesien spricht bei der UN

Autor: FReinsch

Die 15-jährige Roslinda aus Ost-Sumba in Indonesien setzt sich für die Rechte der Kinder in ihrer Region ein. In einem Kinderklub von World Vision wurde sie für das Thema Kinderrechte sensibilisiert. „Dank des Kinderklubs fühle ich mich selbstbewusster und traue mich, vor vielen Menschen zu sprechen“, erzählt Roslinda.

Kinderaktivistin Roslinda
Ich habe beschlossen zu kämpfen und mich dafür einzusetzen, dass die Kinder in meinem Dorf ihre Rechte bekommen.
Roslinda, 15-jährige Aktivistin für Kinderrechte

Kinder kämpfen für ihr Recht auf Bildung und Schutz

Zusammen mit ihrem Kinderklub engagiert sich Roslinda dafür, dass alle Kinder Zugang zu Bildung erhalten. Ein erster wichtiger Schritt ist, dass alle Kinder eine Geburtsurkunde erhalten. Bevor sich der Kinderklub von Roslinda dafür einsetzte, hatte nur jedes fünfte Kind in ihrem Dorf eine Geburtsurkunde. Mittlerweile erhält hier jedes Kind bei der Geburt eine Urkunde und dadurch die Chance, in die Schule zu gehen und Zugang zum Gesundheitssystem zu erhalten.

Außerdem will Roslinda die Kinder in ihrer Dorfgemeinschaft vor Gewalt schützen. „Wir hatten herausgefunden, dass viele Kinder Gewalt erleben – vor allem verbale und emotionale Gewalt – und minderjährige Mädchen früh verheiratet werden. Es ist wichtig, den Eltern ein Verständnis für Kinderschutz zu vermitteln und dass sie keine Gewalt gegen Kinder ausüben dürfen. Außerdem müssen auch andere bei der Aufklärung helfen, um diese Gewalt zu beenden, z. B. die Dorfregierung oder die Schulen.“ Die Arbeit von Roslinda und ihres Kinderklubs trägt Früchte. So hat die Dorfregierung beispielsweise umgerechnet über 4.100 USD zur Verfügung gestellt, die für das Wohl der Kinder eingesetzt werden.

Roslinda setzt sich international ein

Roslinda kämpft bei der UN für Kinderrechte

Im Oktober 2020 sprach Roslinda vor den UN-Mitgliedsstaaten. In einem virtuellen UN-Treffen wurde über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder gesprochen. Roslinda vertrat die indonesischen Kinder, die in den am wenigsten entwickelten Regionen lebten. „Um das Lernen von zu Hause aus zu ermöglichen, brauchen Kinder Zugang zu einer stabilen Internetverbindung und auch zu Mobiltelefonen. Aber nicht jedes Kind kann sich das leisten, weil das Einkommen vieler Eltern durch die Pandemie einbrach. Außerdem sollen wir uns während der Pandemie auch regelmäßig die Hände waschen, aber nicht alle Gebiete haben Zugang zu sauberem Wasser. Ich hoffe, dass die UN-Mitgliedsstaaten Lösungen hierfür finden können", sagte Roslinda während des virtuellen Treffens.

Ein indonesischer Vertreter der UN in New York antwortete auf Roslindas Rede: „Wir wissen, dass COVID-19 in Indonesien Auswirkungen auf Kinder hat, die unter Unterernährung, körperlichem Missbrauch und fehlendem Zugang zu sanitären Einrichtungen leiden. Wir schätzen Roslinda als Kinderbeauftragte und unterstützen ihre Arbeit voll und ganz".

Roslinda will weiter für die Rechte der Kinder in ihrer Dorfgemeinde einstehen, in ihrem Kinderklub, aber auch auf internationaler Ebene. „Ich hoffe, dass keine Kinder mehr Gewalt erleben oder früh heiraten müssen“, sagt sie.

Verena Bloch
Kinder spielen eine wichtige Rolle, um Wandel in ihren Dörfern herbeizuführen. Wir müssen sie befähigen, ihre Stimme zu erheben und sie aktiv an Entscheidungen beteiligen.
Verena Bloch, Fachreferentin für Kinderrechte bei World Vision

Kinderrechte in Zeiten der Pandemie

Roslindas Geschichte zeigt, wie wichtig aktives Engagement in Zeiten von COVID-19 ist. Die Auswirkungen von Corona sind weltweit sichtbar – und für viele Kinder leider auch sehr spürbar. World Vision sprach in den Monaten vom April bis August dieses Jahres mit 763 Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 19 Jahren aus sechs Schwerpunktregionen. Sie wurden nach ihrer Meinung und ihren Erfahrungen mit der Pandemie und deren Auswirkungen auf ihr Leben befragt.

Kinder berichten über zunehmende Gewalt

Landkarte
In der Studie wurden 763 Kinder aus 6 Regionen weltweit befragt.

Die Ergebnisse der Gespräche sind alarmierend. Sie bestätigen, dass bei einer Krise Kinderrechte oft zuerst auf der Strecke bleiben. So gaben 82 % der Kinder an, dass ihre Bildung unterbrochen wurde bzw. dass die Pandemie Auswirkungen auf ihre Bildungsmöglichkeit hatte. Sie konnten nicht zur Schule gehen, gleichzeitig stieg die finanzielle Notlage vieler Familien. Daher mussten viele Kinder anfangen zu arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Einige Mädchen wurden sogar früh verheiratet, um ihre Familie finanziell zu entlasten. 67 % beklagten, dass durch die Pandemie ihr Sozialleben negativ beeinflusst wurde und sie die Gemeinschaft mit ihren Freunden vermissen. Ferner sprachen 81 % der Kinder im Zusammenhang mit der Pandemie von häuslicher Gewalt, Gewaltvorkommnissen in ihren Dörfern oder von gewaltvollen – inklusive sexuellen – Inhalten, denen sie online begegnet sind. Hier können Sie alle Ergebnisse des Berichts nachlesen.

Forderungen von Kindern an Regierungsvertreter

Schutz

Kinder und Jugendliche vor Gewalt schützen

Entscheidungskraft

Kindern und Jugendlichen in wichtige Entscheidungen einbinden

Schutz vor der Pandemie

Zugang zu Hygieneartikeln wie Masken während der Pandemie

Recht auf Bildung

Recht auf Bildung für alle Kinder, auch während der Pandemie

Unterstützung der Familien

Unterstützung für in Notlage geratene Familien der Kinder

Unterstützung von Randgruppen

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