Flucht aus Nigeria

„Ich habe ihnen gesagt, ich heiße Yana.“
Autor: ChristianKage  | 
17. Juni 2016
Autor: ChristianKage

Eine Geschichte aus dem Grenzgebiet zwischen Nigeria und Niger aufgeschrieben von Jadi Issoufou:

Mein Name ist Usman Bulama, ich bin zwölf Jahre alt und lebe seit über einem Jahr in Niger im Sayam Forage Flüchtlingslager. Meine Familie wurde mit der fünften Gruppe von Geflohenen aus Gagamari hier her gebracht.

Flüchtlingslager in Niger

Früher haben wir in Damassack [eine Stadt in Nigeria nahe der Grenze zu Niger] gelebt. Unser Vater züchtete Gemüse, wir Kinder (vier Mädchen und zwei Jungen) halfen ihm bei der Feldarbeit. Bevor ich morgens zur Koran-Schule ging, verkaufte ich an unserem Stand frittierte Yam.

An dem Tag, als Boko Haram unsere Stadt angriff, war ich gerade am Stand. Zuerst lief ich weg in Richtung des Flusses, doch dann habe ich mich anders entschieden und bin nach Hause gegangen. Doch dort war niemand, also versuchten ein paar andere Kinder und ich auf die andere Uferseite zu fliehen. Wir wurden leider von einem Mitglied von Boko Haram gefangen. Während unserer Gefangenschaft sagte der Mann zu uns: “Wir werden euch den heiligen Koran lehren, so dass ihr aufwachst zu Kämpfern.”

Jeden Morgen besuchten wir eine Koran-Schule. Danach durften wir Fahrrad fahren. Zwei Monate und drei Tage wurden wir festgehalten. Alle, die eine Flucht versucht haben, wurden erschossen.

Mein Großvater konnte mich befreien, indem er mich als Mädchen verkleidete. Ihm wurde wegen seines Alters kein Haar gekrümmt. Er blieb in Damassack und nachdem ich ihn eines Tages besuchen durfte, gab er mir die Mädchenkleidung. Er sagte, ich solle an allen Kontrollstellen sagen, ich heiße Yana. Wir konnten so den Komadugu Fluss überqueren und marschierten noch 15 Kilometer weiter bis zum Gagamari Lager. Wir erhielten ein Zelt, etwas zu essen und Wasser. Eine Schule gab es nicht.

Eines Tages kamen World Vision Mitarbeiter und befragten uns. Als sie das nächste Mal ins Lager kamen, errichteten sie ein Kinderzelt. Hier können wir alle zusammen spielen, singen, tanzen und sogar lernen.

Unsere Eltern sind froh, weil wir uns nun nicht mehr im Busch beim Spielen verletzen. Es tut gut hier zu spielen und ein wenig die Vergangenheit zu vergessen. Wir haben auch Hefte und anderes Schulmaterial bekommen. Ich bin jeden Tag hier.

Aber am besten ist: Erwachsene haben hier im Kinderschutzzelt keinen Zutritt! Vielen Dank World Vision!