Nepal zwei Jahre nach dem Erdbeben
Auf einem guten Weg, aber noch viel zu tun
Das Erdbeben am 25. April 2015 mit der Stärke 7,8 erschütterte weite Teile Nepals. 8,1 Millionen Menschen waren von der Katastrophe betroffen, die durch ein weiteres Beben der Stärke 7,3 nur zweieinhalb Wochen danach noch verschlimmert wurde. Fast 9.000 Menschen kamen in der Folge ums Leben, mehr als 600.000 Häuser wurden zerstört. Ärmere Bevölkerungsschichten waren von den Schäden besonders betroffen und benötigten am dringendsten Unterstützung.
Deshalb konzentrierte World Vision seine Unterstützung direkt nach der Katastrophe besonders auf bedürftige Familien, alleinerziehende Mütter und Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden. In den letzten 24 Monaten hat unsere Hilfe mehr als 526.800 Menschen erreicht. Seit Oktober 2016 koordiniert unser lokales Büro in Nepal die Wiederaufbaumaßnahmen, die voraussichtlich bis April 2018 andauern werden.
Vor Wind und Wetter geschützt
Direkt nach dem Erdbeben begann World Vision damit, temporäre Unterkünfte bereitzustellen. Zusätzlich schulen wir die Menschen vor Ort in der Methode "Build Back Better", um ähnliche Schäden bei zukünftigen Erdbeben zu vermeiden. Ein Großteil der Menschen konnte die Materialien, die wir direkt nach dem Erdbeben verteilt haben, mittlerweile dafür nutzen, beständigere Unterkünfte zu bauen. In der Region Sangachok bilden wir Maurer darin aus, erdbebensicher zu bauen. So sind über 300 Modellhäuser entstanden. Die eingesetzte Bautechnik kann nun von der Regierung und anderen Organisationen in größerem Umfang übernommen werden. So erreichen wir mit unserer Unterstützung noch mehr Menschen.
So viele Menschen hat unsere Hilfe erreicht:
491.896
Menschen mit Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge.
39.821
Kinder mit Maßnahmen im Bildungsbereich.
227.510
Menschen im Bereich Wasser und Hygiene.
127.549
Menschen mit Gesundheits-Maßnahmen.
Bildung und Schutz für alle Kinder
Das Schulsystem in Nepal wurde durch das Erdbeben stark beeinträchtigt. 40% der Schulen im ganzen Land waren von dem Erdbeben betroffen. Um die Bildung von Kindern sicherzustellen, richtete World Vision nach dem Erdbeben temporäre Lernzentren ein, um Schülern und Lehrern eine sichere Lernumgebung bieten zu können. Für viele Kinder waren die Lernzentren der einzige Ort, an dem sie sauberes Trinkwasser sowie Waschmöglichkeiten und Toiletten benutzen konnten.
In der Folgezeit baute World Vision zerstörte Schulen erdbebensicher wieder auf. Oft hatten Kinder aus armen Familien jedoch auch in funktionierenden Schulen Probleme, am Unterricht teilzunehmen. World Vision stattete diese Kinder mit den benötigten Lernmaterialien aus, damit sie nicht aus dem Schulbetrieb ausgeschlossen wurden. So konnten wir ca. 15.000 Schüler erreichen.
In außerschulischen Aktivitäten klärte World Vision Kinder über Ihre Rechte und die Wichtigkeit von Kinderschutz auf. Das war in den ungeregelten Strukturen nach dem Erdbeben besonders wichtig, um z.B. Kinderarbeit oder Verschleppungen vorzubeugen. World Vision bezieht bis heute die betroffenen Kinder in Entscheidungen und die Planung der Programme mit ein.
Die Leute machen sich mehr über uns Kinder Gedanken und wissen, dass wir die Zukunft des Landes sind.
Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen
Nach dem schweren Erdbeben war die Sorge vor der Ausbreitung von Krankheiten groß. Viele Wasseranlagen wurden zerstört, sanitäre Anlagen funktionierten nicht mehr, und Wissen über die Wichtigkeit von Hygienemaßnahmen war nicht weit verbreitet. Deshalb begannen wir unsere Arbeit mit zwei Ansatzpunkten.
Erstens stellten wir möglichst schnell den Zugang zu sauberem Trinkwasser für mehr als 50.000 Menschen wieder her. Mit sauberem Wasser lösen sich viele Probleme von Gesundheit über Hygiene bis hin zur Ernährungssituation von alleine. Die Versorgung mit sauberem Wasser stellte uns allerdings vor größere Herausforderungen. Bis heute gibt es Regionen, in denen die Trinkwasserversorgung Anlass für Spannungen ist.
Zweitens richtete World Vision lokale Komitees ein, die in ihren Dörfern Aufklärung über hygienische Maßnahmen und den richtigen Umgang mit Wasser betrieben. So konnten wir die Anzahl der Menschen, die unsere Botschaft erreicht, vervielfachen. Gemeinsam mit den Komitees vor Ort entwickelte World Vision zudem an die lokalen Gegebenheiten angepasste Trinkwassersysteme, die z.B. Regenwasser auffangen. Um die Hygienebedingungen der bedürftigsten Familien schnell zu verbessern, richtete World Vision außerdem über 11.000 Toiletten ein.
World Vision hat seit dem Erdbeben rund 230.000 Kinder unterstützt,
Zugang zu Gesundheitsversorgung
Während des Erdbebens wurden mehr als 1.200 Gesundheitseinrichtungen beschädigt oder komplett zerstört. Unter der mangelnden gesundheitlichen Versorgung hatten vor allem ärmere Menschen in entlegenen Gebieten zu leiden. Die Probleme betrafen sowohl Menschen, die während des Erdbebens selbst verletzt wurden, als auch Menschen, die in der Folge der Katastrophe keinen Zugang zu gesundheitlicher Versorgung mehr hatten. World Vision hat in den letzten zwei Jahren mehr als 127.000 Menschen im Bereich Gesundheit erreicht.
Auf der einen Seite bauten wir Gesundheitsstationen wieder auf, renovierten sie und statteten sie mit dem nötigen Equipment aus, um die Bevölkerung zu versorgen. Auf der anderen Seite schulten wir Gesundheitspersonal, damit die Qualität der Gesundheitsleistungen sichergestellt werden kann. Direkt nach dem Erdbeben führte World Vision Gesundheitskurse ein, bei denen junge Mütter z.B. lernten, wie wichtig Stillen für die Gesundheit der Babys ist. Srijana, eine der Mütter, die an diesen Kursen teilnahmen, berichtete: "Nach dem Erdbeben waren wir alle sehr gestresst. Da war es besonders wichtig, dass World Vision uns Tipps für den richtigen Umgang mit unseren Babys, gerade in Krisensituationen, geben konnte."
In den zwei Jahren seit dem schweren Erdbeben haben wir mit der Hilfe unserer Spender viel bewegen können. Insgesamt haben mehr als 526.000 Menschen von unseren Maßnahmen profitiert und können jetzt positiv in die Zukunft blicken. Doch noch liegt viel Arbeit vor uns. Wir werden noch bis Mitte 2018 in Nepal mit den direkten Auswirkungen des Erdbebens beschäftigt sein. Doch auch danach lassen wir die Menschen in Nepal nicht im Stich. Mit Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge helfen wir ihnen, sich besser auf zukünftige Erdbeben vorzubereiten.