Patenschaft: „Ein gutes Gefühl“
Krista Wiener ist seit vielen Jahren Patin bei World Vision. 2016 hat sie ihr Patenkind in Malawi besucht. Was sie auf ihrer Reise erlebte und wie sie eine Patenschaft erlebt, erzählt sie im Interview.
Was hat Sie dazu bewogen, eine Patenschaft zu übernehmen?
Krista Wiener: Ja, das ist alles schon ganz schön lange her. Ich war damals Anfang 20, mit der Ausbildung fertig und habe dann mein erstes eigenes Geld verdient. Mir war schon immer klar, dass es uns hier in Deutschland sehr gut geht und da wollte ich mit meinem eigenen Geld einfach woanders etwas Gutes tun. Von Afrika bin ich schon von jeher begeistert, deshalb habe ich mich für ein Kind aus Malawi entschieden, und speziell für einen Jungen, weil es bis dahin in meiner Familie nur Mädchen gab.
Im vergangenen Jahr haben Sie Ihr Patenkind mit einer Patengruppenreise besucht. Wie kam es dazu?
Krista Wiener: Es war schon immer mein Traum, Afrika zu bereisen. Aber ich wollte nie eine Reise nur dahin machen, wo die Touristen hingeführt werden. Ich wollte wirklich gerne die Menschen vor Ort erleben. Als ich einen Brief von World Vision bekam, dass diese Reise angeboten wird, war das für mich einfach passend. Auch weil es wahrscheinlich die letzte Möglichkeit war, überhaupt unser Patenkind Malizani zu besuchen: Er ist ja schon 20 Jahre alt.
Wenn Sie an die Reise nach Malawi zurückdenken, wie würden Sie Ihre Erfahrungen beschreiben?
Krista Wiener: Ich fand das insgesamt sehr beeindruckend. Am ersten Tag, an dem wir überhaupt mit den Menschen vor Ort richtig zu tun hatten, waren wir in einem Dorf und die Menschen dort haben Tänze für uns aufgeführt. Ich war so begeistert, wie viele Menschen da sind und wie viele Kinder. Es hat mich auch traurig gemacht, wie ärmlich die Menschen da leben, aber andererseits war ich begeistert, was für eine Lebensfreude sie ausstrahlen. Das fand ich überwältigend. Das ging uns allen in der Gruppe so. Die Menschen waren am Singen und am Tanzen und waren sehr fröhlich. Die ganzen Kinder haben sich so gefreut und uns scharenweise umringt, das fand ich den Wahnsinn. Bei meiner Reise nach Afrika wollte ich sehen, wie es den Leuten geht, wo ist Hilfe nötig. Mir ist aufgefallen, dass man wirklich bei der Bildung anfangen muss. Veränderungen können eigentlich nur über die Bildung kommen. Die Kinder als ganze Generation müssen nicht nur lernen, wie sie ein Feld anbauen, das reicht nicht. Sie müssen die Zusammenhänge verstehen.
Wie war die Begegnung mit Ihrem Patenkind?
Krista Wiener: Unseren Malizani habe ich getroffen, als wir ins Projektgebiet nach Mkhumba gefahren sind. Ich habe ihn auch gleich erkannt. Er war sehr schüchtern und hat sich überhaupt nicht getraut, einem richtig in die Augen zu schauen. Aber ich hatte ja ein paar Sachen mitgebracht. Einen ganzen Rucksack voll mit Schulsachen, Spielen, Kleidung, Geschenken für die Familie und Hygieneartikeln wie Zahnbürsten und Seifen. Ich habe dann ausgepackt und wir haben gemeinsam mit seiner Mutter und zwei Dolmetschern Uno gespielt. Das war richtig lustig. Dann habe ich ihm einen Fußball geschenkt, weil er immer geschrieben hatte, dass Fußball sein Lieblingsspiel ist. Als er den gesehen hat, kam ein Strahlen in seine Augen. Darüber hat er sich sehr gefreut und wir haben dann auch gleich Fußball gespielt.
Was macht Ihr Patenkind denn jetzt?
Krista Wiener: Malizani war 20 Jahre alt, als wir im vergangenen Sommer dort waren, und besucht die achte Klasse. Das hatte ich nicht erwartet. Jetzt habe ich erfahren, dass er sie nochmal wiederholt. Er hat auch schon seit einigen Jahren Englisch und ich habe versucht, mit ihm ein paar Brocken zu sprechen, aber das ging leider nicht. Später haben wir auch Schulen besucht und bei der Größe der Klassen ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass einzelne Schüler nicht vorankommen. Es ist insgesamt alles eben doch ganz anders als in Deutschland.
Würden Sie sagen, dass die Patenschaft das Leben Ihres Patenkindes verändert hat?
Krista Wiener: Ja, ich denke, dass seine Familie immer etwas davon hatte. Es wäre ihnen sonst schlechter gegangen. Gesundheitlich ging es ihm recht gut. Ich habe mich nach der Reise dazu entschieden, mehr Sonderspenden zu machen, die dann direkt bei der Familie ankommen. Nachdem der Vater der Familie gestorben ist, steht die Mutter mit ihren Kindern alleine da. Und sie leben nur vom Obst- und Gemüseanbau.
Sie hatten vor Ihrer Abfahrt ja auch im Ort Geschenke gesammelt.
Krista Wiener: Ich hatte mich erkundigt und herausgefunden, dass wir zweimal 23 Kilogramm Gepäck für die Reise mitnehmen dürfen. Also habe ich eine Reisetasche für mich mitgenommen und für die andere Reisetasche habe ich Geschenke gesammelt. Ich habe hier in Schreibwarenläden ganz viele Hefte und Stifte bekommen und im Sportgeschäft Fußbälle mit Luftpumpen dazu. Sachen, die man gut noch mitnehmen konnte, habe ich dann gekauft: ein paar kleine Spielsachen und Flipflops.
Sie begleiten Ihr Patenkind in Malawi jetzt schon lange: Was hat sich dadurch in Ihrem Leben verändert?
Krista Wiener: Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Gutes tue. Ich habe ein gutes Gefühl – besonders jetzt, nachdem ich dort war. Es könnte vieles besser sein vor Ort, aber es liegt viel an den Menschen dort und es ist eine ganz schwierige Arbeit, etwas zu verändern.
Wirkt sich die Patenschaft auch auf Ihre Familie aus?
Krista Wiener: Ich habe drei Jungs, die sind sechs, acht und zehn Jahre alt. Sie wissen von der Patenschaft und gerade vor der Reise haben wir viel darüber gesprochen. Die Kinder malen gerne Karten, wenn wir Malizani etwas zum Geburtstag oder zu Weihnachten schicken. Nach meiner Reise haben wir uns dann die Fotos und Videos zusammen angesehen, die ich in Malawi gemacht habe. Ich habe auch Fotos zusammengestellt, die die Kinder in den Kindergarten und in die Schule mitgenommen haben. Dort haben sie auch darüber gesprochen. So konnten wirklich viele Kinder sehen, wie gut es uns hier geht und dass es Menschen gibt, die nur einmal am Tag etwas zu essen haben und kilometerweit laufen müssen, um an Wasser zu kommen und wir haben hier einen Wasserhahn, den wir nur aufmachen müssen.
Ich würde mir wünschen, dass unsere Kinder mehr zu schätzen wissen, was sie alles in Deutschland haben. Aber sie werden hier so im Luxus groß und kennen es nicht anders. Es ist manchmal schlimm, wie sie hier zu viel von allem haben und dann sieht man die Kinder in Malawi, die sich freuen, wenn sie nur einen Ball oder etwas zu essen haben.