Salina Kogei sitzt im kühlen Schatten eines Baumes auf ihrem Grundstück im Dorf im Bezirk Baringo und strahlt Dankbarkeit aus. Vögel zwitschern aus Nestern, die sie in Ästen von einst gefällten und wieder neu aufgezogenen Bäumen gebaut haben. Eine sanfte Brise weht über das Land, das noch vor wenigen Jahren einer Wüste glich. Für die 46-jährige Kenianerin ist die Verwandlung ihrer Farm nichts weniger als bemerkenswert. Es ist eine Geschichte von Erlösung, Widerstandsfähigkeit und neuer Hoffnung, die durch eine von Bauern geförderte Wiederbegrünung (FMNR) ermöglicht wurde.
Als Salina und ihre Familie sich 2001 auf ihrem Land niederließen, war es mit ausgewachsenen Akazienbäumen bewachsen. Da sie sich des Wertes der einheimischen Bäume nicht bewusst waren, rodeten sie diese, um Platz für den Anbau von Nutzpflanzen zu schaffen und Holzkohle zu erzeugen, um damit ihr Einkommen zu sichern. Jahrelang war der Verkauf von Holzkohle ihre wichtigste Überlebensstrategie, obwohl das damit verdiente Geld kaum ausreichte, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. „Wir dachten, Bäume würden die Felder zerstören und das Wachstum der Pflanzen beeinträchtigen“, erinnert sich die Mutter von sieben Kindern. „Also haben wir sie gefällt. Erst später haben wir durch eine Schulung von World Vision gelernt, wie wichtig es ist, einheimische Arten zu schützen.“
Eine Schulung zeigt ihr den Wert einheimischer Bäume und wie man sie neu aufwachsen lässt
Die Entscheidung, die Bäume zu fällen, hatte schwerwiegende Folgen. Das Land wurde kahl, trocken und unproduktiv. Die sengende Sonne machte es unmöglich, sich im Freien aufzuhalten und die Landwirtschaft wurde zu einer Herausforderung. Das Blatt wendete sich im Jahr 2022, als Salina von World Vision eine Schulung zum Thema FMNR erhielt. Ihre Sichtweise änderte sich komplett. Mit der Erlaubnis ihres Mannes stellte sie sofort drei ihrer fünf Hektar Land für die Baumbewirtschaftung zur Verfügung. Durch einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen wie Beschneiden, Auslichten und Schützen der Baumstümpfe konnte sie beobachten, wie sich die einst gefällten Bäume regenerierten. „Man muss sich nur anstrengen“, sagt sie. „Wenn man das Wissen hat, muss man es in die Praxis umsetzen.“
Seit ich gelernt habe, die Natur zu schützen und mein Land fruchtbar zu erhalten, muss ich kein Gemüse mehr kaufen.
Einige von Salinas schmerzhaftesten Erinnerungen sind mit ihrem Vieh verbunden. Sie erinnert sich daran, wie sie stundenlang nach Gras suchen musste oder wie sie Tiere durch Unfälle, Dürre und Krankheiten verloren hat. Im Jahr 2011 verlor sie drei Kühe, die beim Grasen von steilen Hängen stürzten, und fünf weitere aufgrund von Dürre. Später starben 14 weitere Tiere, nachdem sie vermutlich mit Aflatoxin verseuchtes Futter gefressen hatten, das Salina am Straßenrand gekauft hatte. Heute produziert ihr Hof selbst ausreichend Futter für 12 Kühe, darunter auch Sudangras, das Salina einst fast ausgerissen hätte, weil sie es für Unkraut hielt. Sie erntet und lagert Gras und füttert ihr Vieh mit einer Schnitt- und Transportmethode, um die sich regenerierenden Pflanzen zu schützen. „Seit ich mit der Wiederbegrünung angefangen habe, muss ich kein Gras mehr kaufen“, sagt sie erleichtert. Ihre Kühe sind gesünder und liefern zuverlässig Milch für ihre Familie.
Über die Landwirtschaft hinaus erstreckt sich Salinas Erfolg auch auf die finanzielle Unabhängigkeit. Als Mitglied einer auf Entwicklung ausgerichteten Spargruppe spart sie regelmäßig und erhält Zugang zu Krediten. In ihrem ersten Kredit-Zyklus erhielt sie 38.000 kenianische Schilling, umgerechnet rund 250 Euro, die größte Summe, die sie je besessen hatte. „Dieses Geld zum ersten Mal in den Händen zu halten, fühlte sich wie ein Traum an”, sagt sie. „Ich habe es verwendet, um die Schulgebühren für meine Kinder zu bezahlen. Das hat mich stolz gemacht und motiviert, noch mehr zu erreichen.”
Die Ersparnisse der von World Vision geschulten Spargruppe haben den Mitgliedern geholfen, in Bildung, Wassertanks, Kleinunternehmen und Haushaltsbedarf zu investieren. Vor kurzem haben sie mit Unterstützung von World Vision eine Heu-Zerkleinerungsmaschine angeschafft, die sie zur Erzielung zusätzlicher Einnahmen vermieten wollen.
Salinas Wandel inspiriert nun andere. Sie hat zehn Nachahmer ausgebildet, von denen sechs aktiv FMNR praktizieren und die übrigen sich für den Schutz ihrer Umwelt engagieren. Sie sagt oft, dass man, sobald man sich Wissen angeeignet hat, vor allem Entschlossenheit braucht, um es in die Praxis umzusetzen. Sie ist immer noch erstaunt, dass das, was einst unmöglich schien, wie zum Beispiel Napiergras auf ihrer Farm gedeihen zu sehen, nun ihre tägliche Realität ist.
Nachdem sie Hunger, lange Wanderungen auf der Suche nach Brennholz und verheerende Verluste bei ihrem Vieh erdulden musste, genießt Salina nun Schatten, saubere Luft, fruchtbaren Boden, nahrhaftes Essen und finanzielle Stabilität. Sie hat den Ruß der Holzkohle gegen das üppige Grün wiederhergestellter Flächen eingetauscht, die ihr Überfluss bieten. „Ich bin World Vision dankbar dafür, wie weit sie uns begleitet haben“, sagt sie. "Die Wiederbegrünung hat uns Weideland, fruchtbaren Boden, Brennholz und vor allem Seelenfrieden geschenkt. Wenn ich jetzt unter diesem Baum sitze, bewundere ich einfach die gute Arbeit, die ich auf meiner Farm geleistet habe.“