Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe im Tschad

Vor Ort aktiv seit 1995.

Der Tschad gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Bevölkerung ist bedroht von Terrorismus – insbesondere in der Region um den Tschadsee. Wiederkehrende extreme Dürren und verheerende Überschwemmungen führen zu gravierenden und weit verbreiteten Nahrungsmittelengpässen. Politische Instabilität und eine hohe Inflation haben das Armutsrisiko für die Menschen stark erhöht.

Eine besondere Belastung für den Tschad sind die mehr als 1,2 Millionen Geflüchteten, die das Land aufgenommen hat. Darunter über eine Million Menschen aus dem benachbarten Sudan, seitdem 2023 dort Kämpfe ausbrachen. Der stetig wachsende Zustrom an Menschen verschärft die ohnehin knappen Ressourcen. Das sorgt für Spannungen und erhöht den Bedarf nach Humanitärer Hilfe.

World Vision ist seit 1995 im Tschad aktiv mit mehrjähriger Entwicklungszusammenarbeit und Projekten der Humanitären Hilfe. Die Schwerpunkte unserer Hilfe sind Gesundheit und Ernährung, sauberes Trinkwasser, Bildung und Kinderrechte.

World Vision im Tschad

  • seit 1995 vor Ort
  • Sitz des Landesbüros in der Hauptstadt N'Djamena
  • Hier ist World Vision aktiv: Süden, 
    Westen und Osten des Landes
  • derzeit setzen wir 4 Projekte um
     

Ausgewählte Erfolge unserer Arbeit

  • Über 3.000* Menschen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser und Latrinen erhalten.
  • Die Kindersterblichkeitsrate konnte dadurch stark reduziert werden.
  • Ca. 36.000 Personen konnten durch Cash for Work unterstützt wurden.
  • Der Ertrag der Ernte konnte um 30 % erhöht werden.
  • Zahlreiche Frauen konnten durch Spargruppen die Existenzgrundlage ihrer Familien sichern.

(Zahlen aus 2024)
 

Warum Hilfe dringend nötig ist

Der Tschad ist stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Dürreperioden, die immer länger währen oder ganz im Gegenteil, Überschwemmungen durch Starkregen, machen Landwirtschaft in vielen Landesteilen fast unmöglich. Die Überschwemmungen sind die schlimmsten seit Jahrzehnten und betreffen 1,7 Millionen Menschen. 

Immer mehr Landfläche wird zur Wüste. Dadurch werden immer mehr Menschen innerhalb des Tschads zu Vertriebenen. Wie sehr der Tschad, wie viele andere Länder auch, unter dem Klimawandel leidet, zeigt wie unter einem Brennglas das Schicksal des Tschadsees. Seit den 1960er Jahren hat der See 90 Prozent seiner Größe eingebüßt. Nicht mehr lange und er ist gänzlich verschwunden.

Die Folge der Extremwetterbedingungen ist, dass die Ressourcen für die Bevölkerung im Sudan schwinden. Armut und Hunger im Land nehmen stetig zu. Schon jetzt hat der Tschad einer der höchsten Hungerquoten weltweit. Insgesamt 3,4 Millionen Menschen sind akut von Ernährungsunsicherheit betroffen. Das heißt, dass sie nicht mehr genug und nicht mehr regelmäßig zu essen haben. Gefährlich ist das vor allem für Kinder, da sie nahrhafte Lebensmittel brauchen, um wachsen und sich gesund entwickeln zu können. Besorgniserregend ist der rapide Anstieg von 240 Prozent seit 2020. Auch die Armut im Tschad nimmt zu. 42 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Das heißt, sie müssen am Tag mit ein bisschen mehr als 2 Dollar über die Runden kommen.

Was die Situation des Landes noch weiter verschärft, sind die zahlreichen Geflüchteten, die der Tschad trotz eigener knapper Ressourcen aufnimmt. Mehr als 1,2 Millionen Menschen sind bislang aus den Nachbarländern, wie der Zentralafrikanische Republik, Kamerun und dem Sudan in den Tschad geflohen. Die größte Gruppe Geflüchteter stammt aus dem Sudan. Seit dort 2023 kämpferische Gefechte ausbrachen, sind über 1 Million geflohen. Und es werden beständig mehr. Das hat auch im Tschad politische Instabilität zur Folge.

Die Bildungssituation im Tschad ist prekär. Die Analphabetenrate unter Jugendlichen liegt bei ganzen 70 Prozent! Das heißt, mehr als 2 Millionen Jugendliche können weder lesen noch schreiben. Noch alarmierender ist die Situation bei den Mädchen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Hier liegt die Quote bei über 77 Prozent. Für über 600.000 geflüchtete Kinder, die im Tschad leben, besteht kaum Zugang zu Bildung.

Icon Ernährung

3,4 Millionen Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen

Das heißt, 3,4 Millionen Menschen haben nicht mehr genug und nicht mehr regelmäßig zu essen. Gefährlich ist das vor allem für Kinder.

Icon Bildung

Analphabetenrate bei Jugendlichen 70 Prozent

Das bedeutet, dass mehr als 2 Millionen Jugendliche weder lesen noch schreiben können. Bei Mädchen liegt die Quote sogar bei über 77 Prozent.

Icon Konflikt

1,2 Millionen Menschen sind in den Tschad geflüchtet

Die Mehrheit der Geflüchteten stammt aus dem Sudan. Sie fliehen vor den Gefechten, die 2023 ausgebrochen sind und bislang Zehntausende Menschen das Leben gekostet haben.

 

Schwerpunkte unserer Entwicklungszusammenarbeit im Tschad

Im Tschad leisten wir im Rahmen der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit in verschiedenen Bereichen Unterstützung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung des Zugangs zu Gesundheitsdiensten sowie der Förderung gesunder Ernährung für Kinder und Familien. Im Bereich der Bildung fördern wir insbesondere Kinder aus armen Familien. Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist der Kinderschutz. Wir unterstützen zudem die Menschen darin, ihre Lebensgrundlagen zu verbessern und schaffen Zugang zu sauberem Wasser.

Gesundheitszentrum im ländlichen Raum im Tschad

Zugang zu Gesundheitsdiensten verbessern und gesunde Ernährung für Kinder und ihre Familien ermöglichen

Der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen für die Menschen im Tschad ist in den ländlichen Regionen oft nicht einfach. Daher stärken wir ländliche Gesundheitszentren.

Wir führen Präventionskurse durch und leisten Aufklärungsarbeit.

Wir unterstützen Menschen darin, ökologische und klimaresistente landwirtschaftliche Anbaumethoden anzuwenden, um die Ernteerträge zu erhöhen. So können die Familien sich selbst besser ernähren und haben auch die Möglichkeit Übeschüsse zu verkaufen. Auf diese Weise haben sie noch eine Einkommensmöglichkeit.

Bildung Tschad

Bildung inbesondere für Kinder aus armen Familien fördern

Für die ärmsten Familien im Tschad gibt es spezielle Alphabetisierungskurse für Kinder. Diese Kurse helfen den Kindern, lesen und schreiben zu lernen. 

Darüber hinaus werden die ärmsten Kinder durch besondere Maßnahmen gefördert. Dies kann bedeuten, dass sie zusätzliche Unterstützung erhalten, um ihre Situation zu verbessern. Ziel ist es, diesen Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Kinderschutz Tschad

Kinder schützen und für Kinderrechte sensibilisieren

Kinderschutz ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit im Tschad. Dazu gehören Kinderschutzprogramme. Um Kinder besser zu schützen, wird in den Dörfern Sensibilisierungsarbeit geleistet. Ziel ist es, Eltern und Kinder über Kinderschutz, Kinderrechte, gewaltfreie Kommunikation und die Gefahren von Frühverheiratung zu informieren. 

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung der Ernährung und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.

Landwirtschaft Tschad

Lebensgrundlagen verbessern

Wir fördern den Anbau von klimaresilienten Pflanzen und unterstützen die Menschen darin, ökologische Anbaumethoden anzuwenden. Das Ziel ist es, besser für die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet zu sein.

Ein weiterer Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung sind Spargruppen, deren Gründung wir unterstützen. Sie helfen den Menschen in den Projektgebieten, meist Frauen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Durch die Spargruppen ist das Armutsrisiko ganzer Dörfer drastisch gesunken. Spargruppen ermöglichen eine langfristige Existenzsicherung, in der die Dorfgemeinschaften ihre Abhängigkeiten von externer Hilfe stark reduzieren und lernen, sich selbst zu organisieren und sich selbst zu versorgen. Zahlreiche Frauen haben so die Grundlage für das Leben ihrer Familien gesichert.

WASH Tschad

Sterberate senken durch sauberes Wasser

World Vision hat geholfen, viele Brunnen, Wasserleitungen und Latrinen in verschiedenen Projektgebieten zu bauen. Dadurch haben mehr Menschen Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Versorgung.

Außerdem haben wir Menschen dafür sensibilisiert, wie wichtig sauberes Essen und Trinken sind. Das hat dazu geführt, dass weniger Kinder krank wurden und gestorben sind.

So wirkt unsere Hilfe im Tschad

Stories
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Germaines Geschichte
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Germaine kann für sich und ihre Kinder sorgen
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Verlassen von ihrem Ehemann, sorgt Germaine nun alleine für ihre sieben Kinder. Durch ihre Mitgliedschaft in der Dorfspargruppe hat sich Germaine Respekt verschafft und wird von ihren Dorfbewohnern als Familienoberhaupt angesehen. Andere Frauen bewundern ihre Leistungen. Sie konnte sich ein Haus bauen und besitzt Ochsen, die sie durch Sparen und Kredite erworben hat. „Seit mein Mann gegangen ist, weigern sich die Männer im Dorf, mir den Hof zu machen, weil sie sagen, ich hätte bereits alles, was ein Mann bieten kann“, erzählt Germaine lachend. Inspiriert von ihrem Erfolg haben viele Frauen im Dorf Spargruppen gegründet, um ihre eigenen Herausforderungen anzugehen.

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Julienne hat nun sauberes Wasser
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Julienne hat nun sauberes Wasser
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„Früher hatten wir kein sauberes Trinkwasser im Dorf. Wir mussten Wasser aus einem Brunnen holen, der einige Kilometer entfernt war. Das Wasser war oft schmutzig und verursachte Krankheiten wie Durchfall, Cholera oder Typhus. Wir gaben viel Geld und Zeit aus, um an Wasser zu kommen“, sagt die 14-jährige Julienne.

„Wir haben bei den Bauarbeiten geholfen, indem wir die Gräben für die Rohre ausgehoben, Material transportiert und die Baustelle überwachten haben. Außerdem haben wir an Schulungen zur Verwaltung und Wartung des Wassersystems und an Schulungen zu Hygienepraktiken teilgenommen.“

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Sefzan
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Sefzan ist nicht mehr unterernährt
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Ikhlas ist Mutter von zwei Kindern. Ursprünglich 2003 im Sudan geboren, wurde sie als Kleinkind vertrieben und wuchs im Tschad auf. Mit 12 Jahren kehrte sie in den Sudan zurück, um ihre Schulausbildung fortzusetzen, doch 2023 zwang sie der Konflikt erneut zur Flucht. Ihr Mann verschwand während der Gewalt, und sie trat mit ihrer Schwester und ihrer Tochter, im ersten Monat schwanger, die Reise zurück in den Tschad an. Hier erholt sich ihr zweijähriges Kind, Sefzan, von schwerer Unterernährung, Erbrechen und Durchfall.

Humanitäre Hilfe im Tschad

Neben langfristiger Entwicklungszusammenarbeit leisten wir auch Humanitäre Hilfe dort, wo die Not und der Bedarf an schneller Hilfe groß ist.

Mangel- und unterernährte Kinder versorgen

Viele Kinder sind unter- oder mangelernährt und werden dadurch oft krank. Wir führen deshalb Gesundheitsscreenings durch und untersuchen Kinder, um herauszufinden, ob sie gut ernährt sind und gesundheitliche Probleme haben. Wenn ein Kind unter- oder mangelernährt ist, erhält es spezielle Nahrungsmittelpräparate, die ihm helfen. Außerdem leisten wir Aufklärungsarbeit.

Ein großes Problem ist auch die hohe Mutter- und Säuglingssterblichkeit, besonders im Osten des Landes. Dort leben viele Menschen, die aus dem Sudan geflüchtet sind und oft in sehr schwierigen Verhältnissen.

Um all das zu erreichen, werden die Gesundheitszentren in den ländlichen Gebieten gestärkt und besser ausgestattet. Das bedeutet, dass diese Gesundheitszentren mehr Medikamente, Geräte und geschultes Personal bekommen, damit Menschen in den Dörfern einen besseren Zugang zu wichtiger Gesundheitsversorgung haben.

Humanitäre Hilfe Tschad Gesundheit

Kurse für Kinder, um lesen und schreiben zu lernen

Wir bieten im Rahmen des Projektmodells "Unlock Literacy“ spezielle Kurse für Kinder an, die ihnen helfen lesen und schreiben zu lernen. Die Kurse sind spielerisch gestaltet und sind darauf ausgerichtet, kreativ Lesen und Schreiben lernen.

Darüber hinaus werden die ärmsten Kinder durch besondere Maßnahmen gefördert, um ihre Situation zu verbessern und ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

 

Humanitäre Hilfe Bildung Tschad

Unsere aktuellen Projekte im Tschad

Europäische Union in Tschad

Verbesserte Ernährungssicherheit
Der Tschad ist ein Land, das hier in Deutschland viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Jedoch wäre es wichtig dieses Land, eines der ärmsten der Welt, zu unterstützen. Der Bedarf ist hoch. Jede kleine Hilfe kann hier Großes bewirken. Durch unsere jahrzehntelange Unterstützung konnten wir in unseren Projektgebieten tausende von Menschenleben retten, Menschen stärken und die Armutsspirale durchbrechen.
Leonore Heldman, Regional Referentin Afrika

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