Kinderschutzprojekt in Indien

Stärkung von lokalen Akteuren im Bereich Kinderschutz zur Beendigung von sexualisierter Gewalt an Kindern in Indien

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Finanziert von:

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist für die Konzeptionierung der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich. Neben der bilateralen Zusammenarbeit mit den Partnerländern, unterstützt das BMZ im Rahmen unterschiedlicher Förderprogramme auch Nichtregierungsorganisationen wie World Vision Deutschland bei der Umsetzung von entwicklungspolitischen Maßnahmen.

Projektzeitraum:

Dezember 2019 - November 2022

Land:

Indien

Finanzvolumen:

800.000 € (davon 600.000 Euro vom BMZ, 200.000 Euro aus Eigenmitteln von World Vision)

Projektbeschreibung:

Laut eines Berichtes des Indischen Nationalen Büros zur Kriminalitätsforschung von 2016, sind die sexuellen Missbrauchs- und Ausbeutungsfälle von Kindern in Indien seit 2004 um mehr als das 200-fache gestiegen . Dies erhöht die Vulnerabilität der Kinder und beeinflusst alle Dimensionen der kindlichen Entwicklung und führt sehr häufig zu physischen und psychischen Folgeerscheinungen. Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren, werden sozial stigmatisiert, wenn sie den meist vergeblichen Versuch starten Gerechtigkeit zu fordern . Im Jahr 2007 veröffentlichte die indische Regierung ihren ersten (und bislang einzigen) Bericht über das Thema der sexualisierten Gewalt an Kindern  . Der Bericht enthüllte, dass jedes zweite Kind der einen oder anderen Form sexualisierter Gewalt ausgesetzt ist. Sowohl Mädchen als auch Jungen sind davon betroffen (52.94% Jungs und 47.06% Mädchen). In den allermeisten Fällen wurden Kinder von Personen aus dem Bekannten- oder Familienkreis misshandelt und/oder missbraucht . Die wesentlichen Gründe, die sexuelle Gewalt an Kindern aufrechterhält, sind ein schwaches System in dem Gesetze nicht umgesetzt werden, mangelndes Know-how von Kinderschutzbeauftragten in staatlichen Institutionen, Unwissenheit oder Ignoranz von Eltern und Betreuern, fehlender politischer Wille und wenig Rechenschaftspflicht. Hinzu kommt, dass nicht mal ein Drittel der Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern identifiziert wird und noch weniger gemeldet werden. In diesem Zusammenhang hat Word Vision Indien die Kampagne - „It Takes Every Indian to End Child Sexual Abuse by 2021” ausgerichtet, um das Thema Sexualisierte Gewalt an Kindern im Land zu adressieren. Die Kampagne will bis zum Jahr 2021 mindestens 10 Millionen Kinder zwischen 0-18 Jahren in 25 Staaten und einem Unionsterritorium erreichen (200 Distrikte und 7.000 urbane/semi-urbane und rurale Gemeinden). Dazu gehört die Stärkung des öffentlichen Bewusstseins und eine Sensibilisierung zum Thema „Sexualisierte Gewalt an Kindern“ in verschiedenen Formen und Rahmen.

Ziele und Inhalte des Projekts:

Das vom BMZ geförderte Projekt ergänzt diese Kampagne in insgesamt 10 Distrikten der Bundesstaaten Delhi und Odisha, wo World Vision Indien und der Partner NACG EVAC (National Action and Coordination Group to End Violence Against Children) in den nächsten 3 Jahren einen Beitrag zur Beendigung von sexualisierter Gewalt an Kindern leisten möchten. Die Kompetenzen von unterschiedlichen Akteuren sollen im Bereich Kinderschutz gestärkt werden, damit sie ihre Rollen und Verantwortungsbereiche besser verstehen und ausführen können, um präventiv wie auch reaktiv auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen zu können. World Vision Indien und NACG EVAC sensibilisieren bezüglich der Rechte bzw. der Rechtsverletzungen von Kindern, bieten Schulungen an und beraten verschiedene Gruppen für die Kinderschutzthemen relevant sind. Hierzu zählen Kinderschutzkomitees, Lehrerinnen und Lehrer, Gesundheitspersonal, Polizei, NGOs und Kinderschutznetzwerke oder -koalitionen, Panchayat Raj-Institutionen sowie die Kinder selbst. (Panchayat Raj-Institutionen sind gemeindebasierte Organisationen einschließlich Selbsthilfegruppen, Kinderschutzkomitees auf Dorfebene, Dorfkomitees für Gesundheit, Hygiene und Ernährung usw., die das Mandat haben, von der Regierung geförderte Vorhaben und Programme umzusetzen und zu überwachen). Auch die Kinder und Jugendlichen werden aufgeklärt, beraten und befähigt sich mittels Anwaltschaftsarbeit für ihre Rechte einzusetzen sowie Entscheidungsträger und Regierungen zu beeinflussen. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gruppen wird gestärkt, wodurch die Schaffung neuer Regulierungen und Gesetze zur Verbesserung der Situation von Kindern in den beiden Bundesstaaten vorangetrieben werden kann.

An wen richtet sich die Hilfe?

  • Die direkte Zielgruppe sind Akteure, die das soziale und/oder legale Mandat haben, Kinder vor sexualisierter Gewalt zu schützen und den Kindern, die sexualisierte Gewalt erfahren notwendige Unterstützung bieten zu können. Hierzu zählen u. a. Kinderschutzkomitees, Gesundheitspersonal, Lehrkräfte und Mitglieder der Dorfräte (Gram Panchayat) sowie Vertreterinnen und Vertreter der Justiz, die freie, faire und schnelle Prozesse gewährleisten sollen, damit den betroffenen Kindern Gerechtigkeit widerfährt. Die indirekte Zielgruppe, die von den Maßnahmen profitieren, sind Kinder im Alter bis 18 Jahren. Der Fokus liegt hierbei auf Kindern aus benachteiligten Gruppen, wie bestimmten Kasten und Stämmen, ebenso wie Kindern mit Behinderungen, Waisen- und Verlassenen und auf der Straße lebenden Kindern. Diese erleben besonders häufig sexualisierte Gewalt, welche durch Personen angeblich höheren Ranges oder durch eine Machtposition ausgeübt wird.