Der Distrikt Tooz ist eine Region voller Herausforderungen und begrenzter Möglichkeiten. Und doch zeigen zwei inspirierende Geschichten, wie Mut, Entschlossenheit und gezielte Unterstützung das Leben Einzelner und ihrer Gemeinschaft nachhaltig verändern können.
Muhammad: Ein Leben im Rollstuhl – und ein Projekt mit Wirkung
Muhammad ist 34 Jahre alt und lebt mit einer Lähmung der unteren Gliedmaßen. Der Alltag im Rollstuhl stellt ihn vor viele Hürden – doch was ihn auszeichnet, ist seine unerschütterliche Entschlossenheit, das Leben seiner Familie zu verbessern. Trotz körperlicher Einschränkungen verfolgt er seine Ziele mit bemerkenswerter Energie.
Mit Unterstützung von World Vision Irak konnte Muhammad eine Idee verwirklichen, die sein Leben veränderte: ein Projekt zur Wasseraufbereitung und -sterilisation. „Diese Initiative sollte ein zentrales Problem meiner Gemeinschaft lösen – den Zugang zu sauberem Trinkwasser“, erklärt Muhammad. Dank finanzieller Mittel und fachlicher Schulungen verwandelte sich seine Vision in greifbare Realität.
Muhammad startet jeden Morgen die Anlagen zur Wasseraufbereitung und kontrolliert die Werte der Wasserqualität fortlaufend.
Der Effekt war tiefgreifend. Sauberes Wasser bedeutet weniger Krankheiten und bessere Gesundheit – nicht nur für Muhammads Familie, sondern für das ganze Viertel. Gleichzeitig sicherte ihm das Projekt eine eigene Einkommensquelle. „Ich bin stolz darauf, dass ich nun mein eigenes Einkommen erziele und meiner Familie finanziell helfen kann“, erzählt er mit sichtlicher Erfüllung.
Für Muhammad ist klar: Ohne die Hilfe von World Vision wäre dieser Weg nicht möglich gewesen. „Ich bin zutiefst dankbar für das Vertrauen und die Unterstützung, die mir entgegengebracht wurden. Meine Behinderung ist kein Hindernis mehr – sie ist Teil meiner Geschichte, nicht meiner Grenzen.“
Najat: Sauberes Wasser als Weg zur Selbstständigkeit
Nur wenige Straßen weiter, im Stadtteil Kumari, lebt Najat Muhammad Faraj. Auch er hat einen Traum verwirklicht, der aus der Not geboren wurde: ein Wasseraufbereitungsprojekt, das nicht nur die Gesundheit schützt, sondern auch bezahlbar ist – für alle.
Die Wasserknappheit und die Verschmutzung der vorhandenen Quellen gefährdeten die Bevölkerung und belasteten sie finanziell. Najat erkannte diese Notlage und entwickelte ein nachhaltiges Konzept. Im April 2024 nahm er mithilfe von World Vision das Projekt in Angriff. Die Organisation stellte ihm technische, finanzielle und administrative Unterstützung zur Verfügung – vom Know-how bis hin zur Ausstattung.
In kürzester Zeit wurde sein Projekt ein zentraler Anlaufpunkt im Viertel. Es bietet nicht nur sauberes Wasser zu fairen Preisen, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl. Für Najat persönlich war es ein Wendepunkt. „Früher war ich auf meine Familie angewiesen. Heute bin ich stolz, selbst für sie sorgen zu können“, sagt er. Seine Frau und zwei Kinder sind sein größter Antrieb – sie geben seinem Einsatz Sinn.
Durch das Projekt hat Najat nicht nur wirtschaftliche Stabilität gewonnen, sondern auch seine sozialen Bindungen vertieft. Und er denkt weiter: Mit seiner neuen Unabhängigkeit hilft er nun auch anderen in der Gemeinschaft.
Ein Projekt – viele Geschichten des Wandels
Beide Erfolgsgeschichten sind Teil eines umfassenden Programms von World Vision Irak mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Es wird mit finanzieller Unterstützung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) umgesetzt. Ziel ist es, Rückkehrer, Binnenvertriebene und aufnehmende Gemeinden in Gebieten wie Tooz und Til-Kaif zu stärken.
Mit Unterstützung zur Selbstbestimmung
Ob Muhammad im Rollstuhl oder Najat mit seiner Familie – beide zeigen eindrucksvoll, dass gezielte Hilfe kombiniert mit persönlicher Initiative Großes bewirken kann. Ihre Geschichten sind mehr als persönliche Erfolge. Sie stehen für Hoffnung, für Wandel und für das Potenzial, das in jeder und jedem Einzelnen steckt – wenn man nur an sie glaubt.