28.12.2021

Hunderttausende Kinder nach Taifun Rai ohne Zuhause

World Vision hilft auf schwer getroffenen Inseln der Philippinen

Autor: IManner

Kurz vor Weihnachten hat Taifun "Rai" die Philippinen schwer getroffen. Der Wirbelsturm gilt als der stärkste des Jahres 2021. Er traf mit bis zu 240 Stundenkilometern auf Land und verwüstete besonders auf den zentralen Inseln der Visayas und im Süden des Landes viele Küstengebiete. Fast 150.000 Häuser wurden nach aktuellem Stand völlig zerstört, mehr als 300.000 Häuser teilweise. Hunderttausende Kinder haben somit nun kein Dach mehr über dem Kopf oder auch kein Zuhause mehr. Viele Orte sind noch ohne Strom und Trinkwasserversorgung, manche auch wegen Trümmern und beschädigten Straßen schwer zu erreichen. Doch wir bekommen durch die philippinischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von World Vision, die vor Ort sind um zu helfen, ein immer besseres Bild von der Lage - und von dem Nutzen der ersten eintreffenden Hilfen.  

World Vision-Mitarbeiterin verteilt Nothilfe-Pakete nach Wirbelsturm Rai
Die Familie des Fischers Eduardo hat mit 9 Kindern eine Sturmwelle nach Taifun Rai überlebt - viele Nachbarn starben bei der Katastrophe.
Fischerboote wurden durch Taifun Rai ebenfalls zerstört. Den betroffenen Familien fehlt nun die wichtigste Einnahmequelle.

"Uns hat es mitten in der Nacht erwischt", erzählt Eduardo, ein 43 Jahre alter Fischer aus der Provinz Bohol einem unserer lokalen Mitarbeiter. "Die Windböen waren sehr stark und dann baute sich eine Sturmwelle auf, die höher als unser Haus war. Sie traf uns und unsere Nachbarn, bevor wir weglaufen konnten. Alles wurde weggeschwemmt, aber wir konnten uns zum Glück an Kabeln festhalten, bis das Wasser zurückging. Dass wir alle, auch meine 9 Kinder überlebt haben, ist wirklich ein Wunder." 

Der Küstenort Ubay, in dem Eduardos Familie lebt, hat die meisten Todesopfer der Provinz Bohol zu beklagen. Insgesamt gibt es bisher mehr als 300 bestätigte Todesfälle auf den Philippinen durch Taifun Rai. Im Vorfeld des Sturms waren viele Menschen gewarnt und evakuiert worden, so dass es weit weniger Todesopfer gab als vor Jahren bei Taifun Hayan. Dennoch wird es wichtig sein, zusammen mit dem Wiederaufbau auch die Vorsorge weiter zu verbessern, um Leben und Lebensgrundlagen gerade der besonders vulnerablen Menschen zu schützen. 

Eduardo und seiner Familie ist außer dem Leben nicht viel geblieben. Das Haus mitsamt der Einrichtung ist dahin, das motorisierte Fischerboot, mit dem Eduardo seine Familie ernährt hat, ebenso.  Mit den zerrissenen Fischernetzen würde er auch kaum etwas fangen. Hier ist also umfassende Hilfe nötig.

Nothilfe für 10.000 Familien geplant

World Vision hat sich für die Nothilfe-Phase das Ziel gesetzt, 10.000 stark betroffene Familien  mit Hilfsmitteln zu versorgen, die nicht von der Regierung bereit gestellt werden. Dies können beispielsweise Materialien für Notunterkünfte, Decken, Moskitonetze, Hygienepakete, Solarlampen und andere Dinge sein. 

 

Die Sturmwelle war höher als unser Haus
Eduardo, Fischer

Marjorie, ein World Vision-Patenkind seit der Grundschule, ist mit Aufräumen beschäftigt und entschuldigt sich für das Durcheinander in ihrem kleinen Zuhause. Die 15jährige lebt mit ihrer blinden Mutter Lourdes zusammen, ebenfalls in der Provinz Bohol. Ihr Vater starb vor einigen Jahren, so dass Marjorie und ihre Mutter auf Unterstützung ihrer älteren Geschwister angewiesen sind. "Als der Sturm nachließ, haben wir den Schaden gesehen: das Dach unseres Hauses war weggeflogen und unsere Sachen waren überall verteilt, auch meine Schulsachen", erzählt sie. "Ein paar persönliche Dinge konnte ich aber retten", verrät sie noch. 
Ihre Mutter strahlt, als sie vom World Vision-Team zwei Schutzplanen und ein Seil erhält. "Mit der einen Plane können wir uns ein Dach machen, das uns vor Regen schützt", sagt Lourdes. "Die zweite Plane nutze ich, um uns einen Essbereich zu machen", erklärt sie, auf einen Tisch im Freien deutend. 

"Es regnet zur Zeit häufiger in Bohol, und die meisten vom Sturm getroffenen Familien wohnen jetzt in behelfsmäßigen Notunterkünften", erkärt Mark Nasayao,  Projektleiter von World Vision in Bohol. "Deshalb geben wir ihnen Material, mit dem sie einen sichereren und trockenen Platz zum Schlafen haben."

 

Taifun Rai gefährdet auch die Bildungschancen vieler Kinder
Auf die Zukunft bedacht: Mario sammelt seine Schulmaterialien auf.
Notunterkunft mit Schutzplanen nach Taifun Rai
Planen bieten Familien in Notbehausungen Schutz vor Regen und Wind

Der Nothilfe-Einsatz erstreckt sich derzeit auf Bohol, Cebu, Leyte, die Insel Negros und  Surigao del Norte auf der Insel Mindanao. In diesen Gebieten werden durch World Vision Philippinen bereits tausende Familien durch Kinderpatenschaften und Projekte zur Armutsbekämpfung unterstützt, so dass auch längerfristig geholfen werden kann. 

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