12.09.2025

HDP-Nexus im Praxischeck

Studie zu Synergien zwischen Humanitärer Hilfe, Friedens- und Entwicklungszusammenarbeit im Südsudan

Autor: MHerzog

Die Anzahl und Komplexität humanitärer Krisen steigen weltweit – bei gleichzeitig sinkenden Budgets. Wie können Projekte bei diesen schwierigen Grundvoraussetzungen effizienter werden? Ein möglicher Schlüssel: der sogenannte Humanitarian Development Peace Nexus (HDP-Nexus). Seit dem World Humanitarian Summit 2016 gilt der HDP-Nexus als strategischer Ansatz, um Sektorgrenzen zu überwinden und Synergien zu schaffen. Doch funktioniert das auch in der Praxis? Oder bleibt der HDP-Nexus ein theoretisches Konstrukt?

World Vision Deutschland untersucht dies in einer Studie zu zwei HDP-Nexus Projekten im Südsudan. Dieser Beitrag präsentiert zentrale Erkenntnisse und zeigt Synergien, Voraussetzungen und Wirkung auf.

Forschungsfragen

  1. Entsteht durch den HDP-Nexus tatsächlich Effizienz und Synergie zwischen Humanitärem, Entwicklung und Frieden?
     
  2. Welche Rahmenfaktoren und Bedingungen ermöglichen die Wirkung des HDP-Nexus Ansatzes?
     

Unser Untersuchungsrahmen: Zwei Projekte im Südsudan

Gemeinsam mit Otherwise Research haben wir die Koordination und Umsetzung zweier Projekte in Northern Bahr el Ghazal analysiert – einer Region, die regelmäßig von Überschwemmungen, Vertreibung und chronischer Instabilität betroffen ist. Beide Projekte wurden vom BMZ und dem Auswärtigen Amt finanziert und im Rahmen eines gemeinsamen Chapeau Frameworks durchgeführt.

Im Zentrum stand die Frage: Wie gut funktionieren Verzahnung und Zusammenarbeit zwischen Nothilfe und Entwicklungsarbeit – konkret auf Projektebene?

Was wir herausgefunden haben: Fünf zentrale Erkenntnisse

  1. Gemeinsame Struktur schafft Orientierung
    Das Chapeau Framework lieferte einen klaren geografischen und zeitlichen Bezugsrahmen. Das erleichterte die Abstimmung und den Übergang von akuter Hilfe zu nachhaltiger Entwicklung.
     
  2. Synergien entstehen – auch jenseits der Planung
    Neben geplanten Schnittstellen entwickelten sich auf lokaler Ebene spontane Kooperationen zwischen Projektkomponenten. Diese „ungeplanten Synergien“ machten den Unterschied.
     
  3. Gemeinsame Ressourcen erhöhen die Reaktionsfähigkeit
    Geteilte Teams, gemeinsames Monitoring und abgestimmte Entscheidungsprozesse ermöglichten eine schnellere und wirksamere Reaktion auf Krisen wie Überschwemmungen oder Vertreibungen.
     
  4. Lokale Akteure als Schlüsselfaktoren
    Die Einbindung von Gemeindevorstehern, Frauengruppen und Jugendnetzwerken war zentral für Konfliktlösung, Feedback und Projektverankerung.
     
  5. Flexibilität statt starrer Vorgaben
    In fragilen Kontexten blockieren enge Planvorgaben oft sinnvolle Anpassungen. Flexibilität im Design und in der Umsetzung ist ein Erfolgsfaktor – und Voraussetzung für Wirksamkeit.
     

Was Macht World Vision noch, um den HDP-Nexus umzusetzen?

Überflutungen in Südsudan

Die beiden analysierten Projekte im Südsudan basierten auf dem Fragile Context Programming Approach (FCPA) von World Vision – einem organisationsweiten Rahmenkonzept, das speziell für die Umsetzung von Humanitarian-Development-Peace Nexus-Programmen in fragilen Kontexten entwickelt wurde. Der FCPA zielt darauf ab, Anpassungsfähigkeit, partizipative Planung und gemeindebasierte Umsetzung systematisch zu fördern – Prinzipien, die in direktem Einklang mit den Empfehlungen des OECD-DAC zur Nexus-Programmierung stehen.

Anpassungsfähige Programmarbeit in fragilen Kontexten

Resilienzförderung

In Ländern mit hoher Krisenanfälligkeit, instabiler Regierungsführung und häufigen Schocks ist die klassische Trennung von Nothilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung oft nicht mehr zielführend. Hier bietet der FCPA eine praxisnahe Antwort: Durch kontextspezifische Risikoanalysen, flexible Projektplanung und die kontinuierliche Einbindung lokaler Akteurinnen kann eine koordinierte, resilienzfördernde Programmumsetzung entlang des Nexus realisiert werden. Insbesondere in akuten Krisensituationen ermöglicht der FCPA eine schnelle Anpassung ohne Verlust langfristiger Ziele.

Der Nexus Accelerator Fund (NAF) – Finanzierung, die Wirkung entfaltet

Resilienz stärken

Um Nexus-Ansätze nicht nur konzeptionell, sondern auch strukturell und finanziell zu stärken, hat World Vision den Nexus Accelerator Fund (NAF) ins Leben gerufen. Der Fonds richtet sich gezielt an Programme in besonders fragilen Kontexten, die häufig unterfinanziert und wenig sichtbar sind. Dazu zählen unter anderem Länder wie Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Somalia, Sudan und Syrien.
Der NAF bietet flexible, mehrjährige Finanzierungsmöglichkeiten, die jenseits kurzfristiger Projektlogiken angesiedelt sind. Diese strategische Finanzierungsstruktur ermöglicht es, Ursachen von Krisen langfristig anzugehen, lokale Kapazitäten systematisch zu stärken und resiliente Gemeinschaften aufzubauen.
Wirkung auf mehreren Ebenen: Von Frühwarnung bis Friedensförderung.

Durch den NAF konnte World Vision HDP-Nexus-Interventionen bereits in über 20 Ländern skalieren. Die Mittel aus dem Fonds werden für eine Vielzahl von Maßnahmen eingesetzt – darunter:

  • Friedensfördernde Aktivitäten auf Gemeindeebene,
  • Frühwarn- und Frühreaktionssysteme,
  • antizipatorische Maßnahmen zur Krisenvermeidung,
  • sowie konfliktsensible, gemeindebasierte Entwicklungsprogramme.

Das Ziel: Gemeinschaften so zu stärken, dass sie nicht nur akute Krisen bewältigen, sondern auch langfristige Stabilität und Selbstwirksamkeit aufbauen können.

Sie wollen tiefer einsteigen?

Hier können Sie sich die vollständige Studie 
herunterladen.

Hier können Sie einen Blick in das kompakte FCPA Faktenblatt werfen– ideal für Strateginnen und Projektverantwortliche im Bereich HDP Nexus.