12.08.2025

Grüne Bohnen für die Zukunft

Titel: Eine Familie durchbricht den Teufelskreis der Armut

Autor: LRösch

Trockenheit, Hitze, Überflutungen: Das veränderte Klima macht den Menschen in Kambodscha zu schaffen. Und es begünstigt vielerorts die Zunahme von Armut und Hunger. Chantreas Familie stand vor gut 10 Jahren vor dem Nichts: Die immer häufigeren Klimaextreme von Dürre und Starkregen brachten stetige Missernten. Als Chantrea ihr Land bereits aufgab, weckte ein Projekt zur Stärkung von Landwirtinnen und Landwirten neue Hoffnung in ihr.

Traditionelle Anbaumethoden funktionieren in Zeiten des Klimawandels nicht mehr

Wenn Chantrea heute mit ihrem leuchtend roten Korb zwischen den Stangenbohnen steht, wirkt dieses Bild, als wäre es nie anders gewesen. Die einjährigen Kletterpflanzen sind robust, wachsen in ihrem prächtigen Grün an ihren Rankhilfen meterhoch in den Himmel. Genau auf den Feldern, wo die Familie noch bis vor wenigen Jahren hoffen und bangen musste, überhaupt etwas ernten zu können. „Auf diesem Grundstück haben schon meine Großeltern, später auch meine Eltern, Landwirtschaft betrieben. Als ich alt genug war, habe ich das Land übernommen – und mit ihm unsere traditionellen Anbaumethoden“, erzählt Chantrea. „Ich machte es so, wie es meine Familie immer schon gemacht hatte. Aber von Jahr zu Jahr wurde es mit der Ernte schwieriger. Und als dann noch die Schädlinge kamen, war alles verloren.“ 

Chantrea Familie
Chantrea mit ihrem Mann und ihren drei Kindern. Mittlerweile kann die Familie wieder von der Landwirtschaft leben.

Um Geld zu verdienen, mussten sie ihre Kinder zurücklassen

Noch vor wenigen Jahren stand das Überleben von Chantreas Familie im Nordwesten Kambodschas auf der Kippe. Eine massive Insektenplage vernichtete quasi über Nacht die ohnehin schon magere Ausbeute ihrer Gemüsezucht und damit auch ihre Lebensgrundlage. Chantrea und ihr Mann waren am Boden zerstört und fassten schweren Herzens einen Entschluss: Sie gaben ihre Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, in die Obhut von Verwandten, um das benötigte Geld als Grenzgänger im benachbarten Thailand verdienen zu können.

„Wir arbeiteten hart, kellnerten in verschiedenen Bars und Restaurants. Aber wir hatten keine Arbeitserlaubnis und mussten uns immer vor der Polizei verstecken. Die hat uns einmal auch erwischt und ins Gefängnis gesteckt“, erinnert sich Chantrea mit Tränen in den Augen. „Da hatte ich solche Angst, dass ich meine Kinder nie mehr wiedersehen werde.“ 

Chantrea im Feld
Die Bohnen, die Chantrea inzwischen auf ihrem Land anbaut, bescheren ihr auch in Zeiten des Klimawandels reiche Ernte.

Neue Chance durch landwirtschaftliche Schulungen

Zum Glück kamen Chantrea und ihr Mann schnell wieder frei. Sie kehrten Thailand den Rücken und gingen zu ihren Kindern auf den Hof nach Kambodscha zurück. Doch zu Hause war ihr Lebensunterhalt nicht gesichert, sie begannen, Fische zu fangen und diese gegen etwas Reis mit ihren Nachbarn zu tauschen.  

Bis in ihrer Gemeinde ein Hilfsprojekt von World Vision zur Verbesserung der Resilienz gefährdeter Landwirtinnen und Landwirte startete. Chantrea erinnert sich noch gut daran: „Mein Mann und ich wurden eingeladen, uns dem Förderprojekt anzuschließen. Dabei lernten wir in Schulungen viele wertvolle Ansätze kennen, wie wir unsere Produktivität wieder steigern können. Und das hat funktioniert.“ 

Ich weiß jetzt, wie ich meinen Gemüseanbau wetterfest gestalten und so meine Ernteerträge steigern kann. Und dank des Netzgewächshauses, das World Vision uns zur Verfügung gestellt hat, kann ich mein Wissen auch einsetzen.
Chantrea, Landwirtin und Mutter von drei Kindern aus Kambodscha

Die Bohnenernte sichert die Bildungschancen der Kinder

Mittlerweile hat Chantrea ihren leuchtend roten Korb bis über den Rand mit Bohnen gefüllt. Die zierliche Frau stemmt ihn gegen die Seite und geht ein paar Schritte über den Acker. Gleich hinter den Ranken zeigt sie uns stolz ein großes Gewächshaus aus robustem Mesh, das die Familie neben praktischen Werkzeugen und hochwertigem Saatgut als zusätzliche Hilfe aus dem Projekt erhalten hat. „Im Gewächshaus können wir jetzt auch in der Regen oder Trockenperiode unser Gemüse anbauen, denn dort ist es geschützt: vor zu viel Regen, vor zu viel Verdunstung und sogar vor Schädlingen.“ 

Dank dieser Unterstützung, die in enger Kooperation von World Vision, lokalen Partnern und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geleistet werden konnte, kann Chantreas Landwirtschaft die Familie versorgen – und darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit im dörflichen Umfeld leisten. Mit ihrer üppigen Bohnenernte unter dem Arm macht sich Chantrea auf den Weg zurück zum Haus. Sie hat neuen Mut, neue Hoffnung geschöpft und erzählt von ihren Plänen: „Ich möchte unseren Gemüseanbau ausweiten und mehr Einkommen erzielen. Damit unsere Kinder eine gute Ausbildung und Zukunft haben können.“ 

Die Familie vor ihrem neuen Netzgewächshaus, in denen bald Gemüse geschützt vor Wetter und Schädlingen wachsen kann.

Die Familie vor ihrem neuen Netzgewächshaus, in denen bald Gemüse geschützt vor Wetter und Schädlingen wachsen kann.

Immer häufiger auftretende Trockenheit macht dem Boden zu schaffen. In den Schulungen von World Vision lernen Chantrea und ihr Mann, wie sie ihre Landwirtschaft an die klimatischen Bedingungen anpassen können.

Immer häufiger auftretende Trockenheit macht dem Boden zu schaffen. In den Schulungen von World Vision lernen Chantrea und ihr Mann, wie sie ihre Landwirtschaft an die klimatischen Bedingungen anpassen können.

Für Chantreas Kinder sind die Bohnen nicht nur lecker und gesund. Mit dem verbesserten Einkommen können ihre Eltern Schulmaterialien und Klamotten kaufen und auch für die Zukunft sparen.

Für Chantreas Kinder sind die Bohnen nicht nur lecker und gesund. Mit dem verbesserten Einkommen können ihre Eltern Schulmaterialien und Klamotten kaufen und auch für die Zukunft sparen.

Eine Agrarexpertin der lokalen Wattanak Pheap Organization unterstützt die Familie bei der Umsetzung neuer Anbaumethoden.

Eine Agrarexpertin der lokalen Wattanak Pheap Organization unterstützt die Familie bei der Umsetzung neuer Anbaumethoden.

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