21.01.2020

Patenreise nach Sri Lanka

Aus Briefen wird eine Begegnung

Autor: JAmbs

Unsere Patin Gertrud bereiste mit ihrem Mann das ferne Sri Lanka um ihren Patensohn Dhanuskanth kennen zu lernen. Sie berichtet über ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Der Film „About Schmidt“ mit Jack Nicholson im Jahre 2003 hatte mich veranlasst, über eine Patenschaft nachzudenken. Im Film fragte er sich, ob es wohl irgendjemandem auf der Welt besser gehe, nur weil er da ist? Als mir ein paar Tage später aus einer Zeitschrift noch ein World Vision Prospekt entgegenfiel, wusste ich, das ist es jetzt. Und so schenkte ich mir selbst zum Geburtstag meinen ersten Patensohn aus Indien. Diesen begleitete ich, bis das dortige Projekt dann 2010 beendet wurde. Danach bekam ich von World Vision meinen jetzigen Patensohn Dhanuskanth aus Sri Lanka. Er war damals 6 Jahre alt und schon in seinen ersten Briefen, die natürlich noch von World Vision ins Englische übersetzt wurden, fragte er mich, ob ich ihn denn mal besuchen kommen möchte. Damals war das jedoch noch undenkbar für mich. So eine weite Reise und was würde das wohl kosten?

In den letzten 9 Jahren haben wir uns regelmäßig Briefe geschrieben, er hat mir auch schöne Bilder gemalt. Ich habe ihm immer kleine Geschenke geschickt, so wie Buntstifte, Block, Bleistifte etc., was eben in einem Umschlag zu versenden ging. Die letzten 3 Briefe in 2019 waren alle auf englisch geschrieben, mit Hilfe von seinem älteren Bruder (23 Jahre), der auch Englischlehrer im Projektgebiet ist.

Er fragt sich, ob es wohl irgendjemandem auf der Welt besser gehe, nur weil er da ist?
Jack Nicholson im Film „About Schmidt“

In einem Brief hieß es, dass seine Schwester (26 Jahre) im Mai geheiratet hatte und dass Dhanuskanth sich gedacht hatte, wie schön wäre es gewesen, wenn ich auch dabei gewesen wäre. Im nächsten Brief hieß es, dass es sein größter Wunsch wäre, dass ich zu ihm komme und ihn und seine Familie in seinem Haus besuche. Da fing ich ernsthaft an, zusammen mit meinem Mann, über eine Reise nach Sri Lanka nachzudenken. Wir hatten auch schon von Bekannten gehört, dass die Insel ein schöner Urlaubsort wäre.

Die Reise in ein Abenteuer beginnt

Im letzten Brief schrieb er, dass er sowohl auf meine baldige Antwort warte, als auch auf meinen Besuch. Das war für mich wirklich wie ein Zeichen, dass wir es tun sollten. Ebenso wußten wir, dass das Projekt in 2020 beendet werden würde. Und somit buchten wir die Reise und World Vision Deutschland koordinierte den Termin und den Besuchstag mit den Kollegen vor Ort im Projektgebiet Navithanveli. Der Fahrer holte uns in einem weißen Pick-up mit dem World Vision Logo ab. Das war für meinen Mann und mich schon das erste besondere Gefühl. Nach ca. 2 Stunden Fahrt kamen wir im World Vision-Büro vor Ort an. Dort begrüßten uns der Direktor und seine Mitarbeiter.

Wir erhielten einen Überblick, was World Vision in den letzten 10 Jahren alles bewirkt hatte, wie z. B. ca. 450 Toiletten gebaut, Frischwasseranschlüsse bis zu den Häusern gelegt, Schulen gebaut, Lehrer ausgebildet etc., mit Hilfe von durchschnittlich 1300 Paten für die Kinder vor Ort.

Die Begegnung mit Dhanuskanth und seiner Familie

Danach ging es zum Haus meines Patenkindes. Dort wurden wir schon freudig erwartet von ihm, seiner ganzen Familie und allen Verwandten und Freunden. Dhanuskanth überreichte mir zur Begrüßung zwei wunderschöne Blumenketten, die er selbst gemacht hatte. Alle freuten sich sehr und waren neugierig auf uns. Jeder hatte auch sein Handy dabei und so wurde munter in alle Richtungen fotografiert. Dann wurden wir ins Haus zum Essen eingeladen. Die Mutter hatte zusammen mit der Schwester schon seit Tagen alles vorbereitet. Wir waren überwältigt und dankbar für alles, was sie für uns gekocht hatten. Für mein Patenkind hatte ich Geschenke dabei und ebenso für die Mutter. Im Gegenzug erhielten wir von ihnen leckeres, selber gemachtes Süßgebäck als Geschenk.

Begrüßung im Projekt
Patenreise nach Sri Lanka Gruppenfoto

Dhanuskanth ist ein aufgeweckter, aber sehr schüchterner junger Mann und so war es gut, dass sein Bruder Dinesh uns übersetzte. Wir erfuhren, dass mein Patenkind nun kurz vor seiner Schulabschlussprüfung steht, dass er gut in Mathematik ist und dass er Ingenieur werden möchte.

Es war so schön, ihn endlich „in echt“ zu sehen, nach so vielen Jahren, die ich ihn nur von Fotos her kannte. Wir konnten auch sehen, wie er sich über uns freute, auch wenn er es nicht so ausdrücken konnte. Gemeinsam mit seinem Bruder führte er uns auf dem Hof herum, zeigte uns den Stall für die ca. 15 Kühe, und es gab sogar Nachwuchs bei den Hühnern. Dies alles wurde auch durch die Hilfe von World Vision mitfinanziert.

Anschließend ging es noch mit allen zusammen zur „Gemeinde-Bücherei“. Wo wir von ca. 60 Schülern im Alter von 6 bis 12 Jahren erwartet wurden. Sie begrüßten uns und wir setzten uns zu ihnen. Einer nach dem anderen stellte sich uns in englischer Sprache vor. Wie er heißt, wie alt er ist und was er gerne mal beruflich werden möchte. Darunter wurden oft Doktor, Lehrer oder Ingenieur genannt. Wir waren begeistert und überrascht über die ruhige Atmosphäre in dem kleinen Raum mit so vielen Kindern. WV hatte in unserem Namen Bonbons mitgebracht, die ein Kind an alle verteilte. Erstaunlich, wie jeder geduldig wartete, bis er an der Reihe war. Und nicht wie wohl bei uns zuhause das Ganze in einem heillosen Chaos ausgeartet wäre. Man sah, wie bescheiden und dankbar diese Kinder sind.

Aller Abschied ist schwer

Nach diesem „Life“-Erlebnis vor Ort bin ich noch froher darüber, dass ich mit meinem kleinen monatlichen Beitrag, zusammen mit vielen anderen Paten, hier so viel Gutes tun konnte. Die Stunden mit Dhanuskanth und den anderen Kindern vergingen wie im Flug, mit all den neuen Eindrücken. Der Abschied von meinem Patenkind fiel mir sehr schwer. Ich hatte gelesen, dass man sich in Sri Lanka nicht die Hände schüttelt, geschweige denn sich umarmt. So gerne hätte ich ihn in meine Arme geschlossen. Aber es war er, der auf mich zuging und mich umarmte. Mir standen die Tränen in den Augen. Sein Bruder stand daneben und ich fragte ihn, ob er auch eine Umarmung haben wollte. Das nahm er freudig an.

Als wir abfuhren, winkten uns alle nochmals zu mit einem Lächeln, das die strahlend weißen Zähne zur Geltung brachte.

Vielen Dank World Vision für diese überwältigende Erfahrung und mein herzerwärmendes Treffen mit meinem Patenkind. Auf seine nächsten Briefe freue ich mich schon sehr.

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