Vietnam: Patengruppenreise in ein Land der Kontraste
World Vision-Mitarbeiterin Sarah Koschinski ist überzeugte Afrika-Reisende - eigentlich. Denn vor kurzem fuhr sie zum ersten Mal nach Asien, genauer: nach Vietnam. Sie begleitete eine Patengruppenreise und kam begeistert zurück. In unserem Gespräch erzählt sie, was sie an Vietnam so beeindruckt hat und was World Vision in seinen Projekten vor Ort leistet.
Was waren deine ersten Eindrücke, als du in Vietnam angekommen bist?
Sarah: Nach dem langen Flug waren wir alle sehr müde und wollten ins Hotel, um uns auszuruhen. Doch unser Guide hatte andere Pläne und machte direkt mit uns eine Tour durch Ho-Chi-Minh-Stadt oder Saigon, wie viele auch heute noch sagen.
Wie ging es dann weiter?
Sarah: Naja, es ging gleich los mit dem Abenteuer und die Eindrücke prasselten nur so auf uns ein: Die Stadt war voller Menschen, Mopeds, Roller, ein paar Autos, dazwischen mal ein Bus – so wie Städte in Vietnam eben sind. Man wusste überhaupt nicht, wo man als erstes hinschauen sollte und den Jetlag haben wir dadurch einfach vergessen.
Später seid ihr auch durchs Land gereist, was hat dich beeindruckt?
Sarah: Das Grün der wunderschönen Landschaft im Hochland hat mich fasziniert. Die Bilder, die ich im Kopf hatte, habe ich auch genauso erlebt: Reisfelder über Reisfelder, Wasserbüffel und Bauern auf dem Feld. Gerade im Kontrast zum Trubel der Städte hat es mir auch die Ruhe in der Halong-Bucht angetan. Mit dem Schiff fuhren wir zwischen enorm hohen Felsen durch, die Wolken brachen immer wieder auf und ließen die Sonnenstrahlen durch. War das ein magischer Moment.
Was sagst du zur vietnamesischen Küche?
Sarah: Ich habe selten zwei Wochen lang so gut gegessen. Sicher - es gibt ganz klassisch Reis und Nudeln, aber es ist immer verschiedenes frisches Gemüse dabei, dazu gekochtes oder frittiertes Hähnchen und auch viel Meeresfrüchte. Außerdem gibt es sehr viel Obst.
Du hast das Essen also richtig genossen?
Sarah: Ja, und ein besonderes Erlebnis war es, als die Menschen in einem Projektgebiet für uns Reis in Bambusrohren über dem offenen Feuer gekocht haben. Als der Reis fertig war, wurde der Bambus in Stücke geschnitten und jeder bekam ein Teil, schnitt es auf und aß daraus den Reis – und der schmeckte ganz anders als bei uns und sehr, sehr gut.

World Vision ist seit zehn Jahren in Vietnam tätig. Was habt ihr von der Arbeit vor Ort gesehen?
Sarah: Insgesamt haben wir fünf Projekte besucht, zwei davon gibt es erst seit kurzem. Zuerst fuhren wir nach Binh Chanh - das ist gleich in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt - und dort haben wir eine wunderbare Überraschung erlebt: Entgegen aller Erwartungen trafen wir dort auf Kinder, die uns völlig offen begegneten. Als wir aus dem Bus stiegen und auf das Schulgelände gingen, stürzte eine Schar von mindestens 100 Kindern auf uns zu. Sie sangen und klatschten uns ab und tanzten und umarmten uns.
Es flossen Tränen der Freude, so schön war der Moment.
Wir haben mit den Kindern viele Spiele gemacht und sie haben uns gezeigt, was sie in der Schule lernen und was für sie wichtig ist. Bessere Bildung in Binh Chanh ist eines der Ziele von World Vision im Projekt, deshalb werden zum Beispiel auch Lehrer fortgebildet. Wir haben später auch gemeinsam in der Schule gegessen - und sehr viel gelacht. Denn mit den Stäbchen kamen wir lange nicht so gut zurecht wie die Kinder. Es war einfach schön, Teil des Ganzen zu sein.
Was habt ihr in Binh Chanh noch erlebt?
Sarah: Nach dem Schulbesuch sind wir zu einer Familie gefahren, die mit Zuckerrohrsaft zusätzlich Geld verdient. World Vision hat die Familie mit einer Maschine unterstützt, mit der das Zuckerrohr gepresst wird.
Was macht die Familie damit?
Sarah: Diesen frischen Saft verkaufen sie auf der nahe gelegenen Hauptstraße. Dadurch haben sie ein zusätzliches Einkommen und können ihre Kinder zur Schule schicken.


Ihr habt noch ein weiteres Projekt besucht, mit dem World Vision erst vor ein paar Jahren begonnen hat.
Sarah: Ja, das ist Nam Giang. Es liegt 80 Kilometer von der Grenze zu Laos entfernt und sehr weit abgelegen im Hochland. Auch hier hat sich unsere Gruppe mit dem Projektleiter wieder an einer Schule getroffen. Hinter der Schule ist ein Fluss, der bei Regenzeit über die Ufer tritt. Das Schulgelände steht dann zum großen Teil unter Wasser und die Kinder können nicht in den Unterricht gehen. Das passiert leider relativ häufig im Jahr. Hier arbeitet World Vision aktuell an Lösungen.
Habt ihr noch andere Arbeiten im Projekt gesehen?
Sarah: In einer Gemeindehütte haben wir später noch erlebt, wie ein Ernährungsklub funktioniert: Die Mütter lernen hier, wie sie ihre Kinder mit der richtigen Nahrung versorgen. Jede bringt von zuhause etwas mit und dann wird gemeinsam daraus ein nahrhaftes Essen zubereitet. Als wir dort waren, hatten die Frauen einen Fisch dabei, eine Melone, Eier, Kartoffeln und auch einen Krebs – und Fisch und Krebs waren noch am Leben!
Wie war dein Eindruck? Wird der Ernährungsklub gut angenommen?
Sarah: Das wird er, ja. Während das Essen kochte, wurden viele Fragen zu Ernährung und Erziehung diskutiert. Die Frauen sangen auch und wir tanzten miteinander. Wir hatten gemeinsam sehr viel Spaß. Der Ernährungsklub ist eine Einrichtung, die World Vision der Gemeinde bietet. Anfangs kamen die Frauen nur zögerlich, aber inzwischen sind die wöchentlichen Treffen sehr gut besucht.

Mit welchen Gefühlen bist du zurückgekommen?
Sarah: Mit der Sicherheit, dass ich noch einmal nach Vietnam muss! Auf unserer Reise haben wir sehr viel erlebt und gesehen, aber das Land hat noch so viel mehr zu bieten. Neben der großen Vielfalt an Landschaften haben mich vor allem die Menschen dort begeistert.
Du strahlst! Was genau hat dich so begeistert?
Sarah: Ich habe die Menschen als sehr offen empfunden, herzlich und immer mit einem Lächeln im Gesicht. Ich habe mich zu jeder Zeit willkommen gefühlt und werde auf jeden Fall wieder hinfahren.