Syrische Flüchtlingskinder in Akka, Libanon, nahe der syrischen Grenze

7 Jahre Krieg in Syrien: Kindheit unter Dauerbeschuss

World Vision befragte mehr als 1200 syrische Kinder zu ihren täglichen Nöten
Autor: IrisManner  | 
16. März 2018
Autor: IrisManner
It's not enough to live. You have to be allowed to DREAM
Virginia Gamba, UN-Sonderberichterstatterin zu Kindern in bewaffneten Konflikten

In der Umfrage wurden sowohl die potentiell traumatisierenden Stressfaktoren wie Gewalterfahrungen, als auch soziale und materielle Nöte thematisiert. Es zeigte sich, dass die Situation der Kinder in den einzelnen Ländern durchaus markante Unterschiede aufweist. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie tiefgreifend der Konflikt das Lebensumfeld und die sozialen Strukturen der meisten betroffenen Kinder verändert hat: Sie mussten an fremde Orte ziehen, leben dort auf engem Raum oder unter unsicheren Bedingungen, besuchen ihnen unbekannte oder keine Schulen und sie vermissen Familienmitglieder oder Freunde. 

In allen drei Ländern berichteten über die Hälfte der Kinder, keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten zu haben. Weit verbreitet in den drei Ländern ist auch die Wohnungsnot: über 70 Prozent der Kinder leben in beengten Wohnverhältnissen (mit drei oder mehr Personen pro Raum). Über Armut und die Notwendigkeit, selbst zum Lebensunterhalt der Familie beitragen zu müssen, berichten mehr Kinder im Libanon als in Syrien und in Jordanien. Im Libanon besuchen auch 63 Prozent Prozent der befragten Kinder keinen formalen Schulunterricht. 

Über Gewalt in der Erziehung und im Elternhaus berichtete die Hälfte der Kinder in Syrien und 39 Prozent der Kinder im Libanon, dagegen nur 15 Prozent der Kinder in Jordanien. Kinder, die in sehr beengten Wohnverhältnissen leben, scheinen stärker von Gewalt betroffen zu sein als andere und sie klagten mehr über Lernprobleme. 

„Gerade zu Hause sollten sich Kinder sicher fühlen“, sagt Flaten. „Aber stattdessen müssen Kinder nicht nur mit ihren eigenen Stresssituationen umgehen, sondern bekommen auch die Auswirkungen der angespannten familiären Situation zu spüren. Erschreckenderweise sehen viele Kinder solche Belastungen als einen normalen Aspekt ihres neuen Lebens an.“

Andererseits äußern alle Kinder den Wunsch nach Frieden, die Hoffnung auf eine Zusammenführung ihrer Familien und auf eine Rückkehr zu einem normalen Leben. Fast alle Kinder wollen auch eine weiterführende Schule besuchen. „Trotz allem, was Syriens Kinder jeden Tag erleben mussten und auch weiterhin müssen, sind sie eine Quelle der Hoffnung für die Zukunft des Landes. Aber es besteht das Risiko, dass sie sich nie vollständig von diesem Konflikt erholen werden. Wir sind an einem Punkt, an dem wir sofort handeln müssen, um das zu verhindern“, ergänzt Wynn Flaten.

Schlussfolgerung: Kinder besser schützen und Stressfaktoren reduzieren

Der Bericht schließt mit Empfehlungen für Geber und Regierungen sowie mit Praxis-Beispielen aus World Vision-Programmen. Regierungen werden zum Beispiel aufgefordert, gezielt Lücken der Versorgung mit sozialen Diensten zu schließen und mehr psychosoziale Hilfe anzubieten, die die mentale Gesundheit der Kinder und Familien stärkt. Auch in die Bildung der Kinder und in Prävention von Gewalt muss mehr investiert werden. 

World Vision arbeitet auf lokaler Ebene unter anderem mit Schulen, Eltern-Gruppen und Religionsautoritäten zusammen, um sie zur Achtsamkeit für den bestmöglichen Schutz der Kinder und eine gewaltfreie Erziehung zu motivieren. Außerdem bieten kinderfreundliche Räume bzw. Kinderzentren Lern-und Freizeitaktivitäten an, die gute soziale Beziehungen fördern. Weitere Programme unterstützen Vorschul-oder Förderunterricht.