Arne Kopfermann engagiert sich für Kinder in Jordanien

Projektbesuch im Flüchtlingslager

Arne Kopfermann berichtet aus Jordanien
Autor: KSzeltner  | 
4. Dezember 2017
Autor: KSzeltner
Arne Kopfermann besucht das Flüchtlingslager in Jordanien

Arne Kopfermann in Jordanien

Der Besuch eines Flüchtlingslagers wird immer etwas Verstörendes, Widernatürliches haben. Man sagt, dass die Flüchtlingslager von heute die neuen Städte von morgen sind, aber ein von Maschendraht eingezäuntes und von der Armee abgeschottetes Leben sollte keine Normalität sein. Das Lager in Azraq, das wir besucht haben, liegt ungefähr 1 ½ Autostunden von der Hauptstadt entfernt - mitten in der Wüste, unweit der syrischen Grenze. 35.000 Flüchtlinge leben in den 6 Dörfern, in die der Gesamtkomplex unterteilt ist, die Hälfte davon Kinder. Die Fahrt durch das Camp geht wohl deswegen so zu Herzen, weil die überall gleich gestalteten, ärmlichen Behausungen dem Besucher schonungslos vor Augen führen, dass dieses Leben im beständigen Provisorium nur bedingt menschenwürdig ist.

Arne Kopfermann unterstützt Kinder in Jordanien

Umso krasser dann der Kontrast, inmitten dieser Trostlosigkeit fröhliche Kinderaugen zu sehen. Weil Liebe selbst harte Herzen erobert und Schönheit im Auge des Betrachters liegt. World Vision hat in einem der 6 Dörfer einen Kindergarten gebaut, in dem in zwei Schichten jeweils 150 Kinder 3 Stunden lang betreut werden. Und man hat sofort den Eindruck, dass diese Stunden für sie Lichtblicke sind, und die schönsten Momente des Tages. Zeiten kindlicher Ausgelassenheit, in denen sie erzählen, hüpfen, singen und malen und so ganz kindgerecht spielerisch Vieles von dem Unerträglichen für einige Stunden hinter sich lassen können, was ihrem Leben wie ein dunkler Schatten folgt. Selten habe ich einen Ort gesehen, wo Kinder so friedlich mit einander gespielt haben. Und die Leiterin dieser Oase äußert ganz freimütig, dass sie für die ihr anvertrauten Kleinen eher Muttergefühle empfindet als professionelle Distanz. So ertappe ich mich dabei, stundenlang zu lächeln und zu lachen, obwohl dies doch eigentlich ein bedrückender Ort ist. Und mir wird bewusst, dass es wenig braucht, um dem Herzen eines Kindes Freude zu schenken! Das Sicherheit, Geborgenheit, ein wenig Leichtigkeit und das Empfinden, in den eigenen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden, oft vielmehr Wert hat als materielle Schätze. Das macht mich im gleichen Maße betroffen und froh.

Arne Kopfermann engagiert sich für Kinder in Jordanien
Arne Kopfermann engagiert sich für Kinder in Jordanien

Durch die humanitäre Welt geistert seit geraumer Zeit ein neues Modewort: Resilienz. Es steht dafür, eine Widerstandsfähigkeit zu entwickeln, die uns erlaubt, sich den harten Zeiten des Lebens entgegen stellen zu können, ohne selbst hart und bitter zu werden. Die uns darauf ausrichtet, Licht am Ende des Tunnels zu sehen, hoffnungsvoll zu leben und selbst Hoffnungsschenkende zu werden. Meine Familie und ich haben viel verloren. Aber wir sind auch – und trotzdem noch – Begünstigte. Geliebte. Getragene. Reich Beschenkte. Die eine Stimme haben, die sie gegen Leid und Ungerechtigkeit erheben können. Und gegen die Hoffnungs- und Trostlosigkeit einer Welt, die unsere Existenz mitunter an den Rand des Erträglichen bringt. Diese Stimme soll gehört werden. Auch durch das Sara Projekt.

Denn der Schmerz und die Schönheit sind zwei Seiten einer Münze. Ja, das Leid und der Glaube widersprechen sich nicht. Da ist kein Licht ohne Schatten, kein Vertrauen ohne Zweifel. Doch am Ende bleibt Schönheit und der Schatten verweist aufs Licht. (aus dem Lied von Arne Kopfermann - "Dann sehe ich Dich")