Das ABC des Überlebens
Suwadi hat seinen vier Töchtern beigebracht wie man flieht. Wie man überlebt. Und, vielleicht am schwersten, wie man ohne Furcht lebt. Um lebend aus Mossul heraus zu kommen, war dies das Rüstzeug. „Sie hätten uns aufgeknüpft, hätten sie uns bei der Flucht erwischt. Das Leben war extrem schwierig. Es gab keine Sicherheit. Nie. Meinen Bruder haben sie bei der Flucht erwischt und dann gezwungen durch ein Minenfeld zu laufen. Er starb. Wir haben den Kindern beigebracht zu überleben: Nie Spielsachen auf der Straße anfassen, immer etwas zu essen dabei haben, Verbandszeug mitnehmen, ein paar Vitamine in der Tasche. Nur um immer bereit zur Flucht zu sein.“ Als die Zeit kam zu fliehen, verließ Suwadi mit seinen Töchtern sein Haus und ließ alles zurück. Dinge waren nicht mehr wichtig. Jetzt zählte nur die Flucht und das Überleben.
Seit 2014 haben etwa 3,3 Millionen Iraker ihr Zuhause verlassen müssen. Sie haben Schutz gesucht vor den fortdauernden Kämpfen. Vor der Gewalt und Schrecken des jahrelangen Kriegs im Irak. Viele sind in die entlegenen, zum Teil primitiven, Flüchtlingslager gezogen. Noch sind nicht alle Städte und Dörfer befreit. Es kommen auch immer noch neue Familien in die Lager. Manche Familien trauen sich nicht zurück in ihre Heimatstädte in denen ihre Häuser zerstört sind. Bei Idres, einem Mitarbeiter der Kinderhilfsorganisation World Vision, finden Eltern wie Suwadi ein offenes Ohr für ihre Nöte. Er weiß, wenn die Leute in den Lagern ankommen, sind sie am Boden. Völlig übermüdet, verstört und mit kaum etwas mehr als der Kleidung am Leib. „Meine Aufgabe ist es sie mit dem Nötigsten zu versorgen: Matratzen, Decken, Hygiene-Artikel und Kochern. So können sie schlafen, sich waschen und etwas zu essen zuzubereiten.“
Auch Suwadi bekam einen Kocher von World Vision. Er erinnert sich: “Wir hatten gar nichts, als wir ankamen. Wir hatten nur ein paar Kekse und Gemüse. Ich war sehr erleichtert, endlich wieder selbst etwas kochen zu können. Sie gaben uns auch Reis und Bohnen.“ Seit nun neun Monaten wohnen sie im Lager. Zurück nach Mossul traut Suwadi sich nicht, er fürchtet sich vor IS-Spionen. Nazani, eine seiner Töchter, spielt im Kinderschutzzelt von World Vision. Für sie ist es ein wichtiger Ort. Hier kann sie spielen und etwas lernen. „Wir lernen Arabisch und Englisch. Ich lerne gerne aus Büchern,“ erzählt sie stolz. „Ich habe etwas über Gesundheit und Sicherheit gelernt. Wie man Landminen erkennt. Wenn ich etwas Komisches finde, darf ich es nicht anfassen und mit nach Hause nehmen."
Ich gucke sehr gerne Filme. Am liebsten Zeichentrickfilme. Über Krieg will ich nichts lernen: