Erdbeben Syrien Türkei - Amal

Ein Jahr nach dem Erdbeben:

Lage in Syrien weiter herausfordernd

Fast 60.000 Tote, Hunderttausende Verletzte und unzählige Obdachlose – vor einem Jahr bebte die Erde in der Türkei und Syrien. Umgehend startete die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision Nothilfe in der Region. Seitdem hat das Kinderhilfswerk rund 1,9 Millionen Menschen geholfen. Doch auch ein Jahr danach bestimmen Armut, Kälte und sogar Gewalt das Leben vieler Menschen in der Region. Vor allem Frauen und Kinder in Syrien brauchen dringend weitere Unterstützung, die Mittel dafür sind derzeit nicht ausreichend.

Die 28-jährige Amal erinnert sich mit Schrecken an die Nacht des 6. Februars vor einem Jahr: „Ich wachte von den Erdstößen auf und mir bot sich ein herzzerreißender Anblick. Die Straßen, in denen ich lachte, spielte und aufwuchs, lagen vor mir wie eine gespenstische Einöde aus Trümmern und Verzweiflung. Die Stadt, die ich mir als perfekten Ort vorgestellt hatte, um mein ungeborenes Kind aufzuziehen, war erbarmungslos auseinandergerissen worden und hatte meine Träume in eine Million Trümmer zerschlagen.“

World Vision ist schon seit 2013 in Syrien aktiv und konnte nach den Beben schnell und unbürokratisch mit Hilfsmaßnahmen für die Überlebenden beginnen. Zunächst stand die Versorgung mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Medizin und Decken im Vordergrund, ebenso wie Materialien für den Bau von Notunterkünften.

Marie-Theres Wohlfahrt, Expertin für humanitäre Hilfe bei World Vision: „Unsere Priorität war die gezielte Unterstützung für Kinder und Jugendliche. Sie sind in Krisen besonders verletzlich. Wir haben tausende Kinder auf Seh- und Hörschäden untersucht und Menschen mit Behinderungen oder Prothesen mit den nötigen Hilfsmitteln versorgt. Ärzte, Psychologen und Physiotherapeuten erhielten die Ausrüstung, um ambulant oder stationär Behandlungen anzubieten, die wegen der Erdbeben-Schäden und der Folgen des Konflikts nicht zugänglich waren.“

Aber auch ein Jahr nach dem Beben leidet die Region unter den Folgen, auch unter Gewalt und Armut. Da noch immer viele Häuser nicht bewohnbar sind, sind die Menschen Kälte und mangelnder Hygiene ausgesetzt. Zudem bringt das Leben in überfüllten Camps und Notunterkünften für Frauen und Kinder viele Gefahren mit sich. Die derzeit strengen Wintermonate verschlimmern die Notlage dieser ohnehin schon gefährdeten Gruppen noch weiter. Zumal nur ein Drittel der notwendigen Hilfsgelder für diesen Winter gesichert ist.

Deshalb leistet World Vision weiterhin Hilfe: Kinder und Jugendliche werden in Kinderbetreuungszentren psychosozial betreut und an Schulen sind regelmäßig mobile Gesundheitsteams unterwegs, die auch Aufklärung zu Ernährung und Hygiene leisten.

Bislang erreichte World Vision in der Region rund 1,9 Millionen Menschen, darunter hunderttausende Kinder und Jugendliche. Marie Theres Wohlfahrt: „Ohne diese Unterstützung wäre das Leben der Menschen in der betroffenen Erdbebenregion in Syrien noch unerträglicher gewesen. Viele Betroffene konnten nur so überleben. Kinder und Jugendliche brauchen weiterhin gezielte Förderung, denn sie leiden besonders unter den Folgen des Bebens. Wenn sie hungern und krank werden, können sie zum Beispiel keine Schule besuchen und haben deshalb nachhaltig schlechtere Voraussetzungen für ihr künftiges Leben“.