Erdbeben im türkisch-syrischen

Syrische Erdbebenopfer leiden unter Hitze und Hunger

Nahrungsrationen wegen Geldmangels drastisch reduziert

Friedrichsdorf/Gaziantep, 02.08.2023

Sechs Monate nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Erdbebengebiet stellt sich nach Angaben der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision die humanitäre Lage schlimmer dar als je zuvor. Durch Geldmangel bedingte Reduzierung von Lebensmittelrationen verursachten weit verbreiteten Hunger. Zudem sorgte unerträgliche Hitze für viele Krankheitsfälle und Brände.

Vor allem in Syrien ist die Lage dramatisch: Durch die Rationierung sind etwa 2,5 Millionen Menschen unmittelbar von schwerem Hunger bedroht, was die bereits eskalierende Krise noch verschärft. Die Ernährungsunsicherheit hat alarmierend zugenommen: Seit 2015 ist sie um mehr als 50 Prozent gestiegen, wovon schätzungsweise 12,1 Millionen Menschen betroffen sind. Vor diesem Hintergrund sind die Unterernährungsraten so hoch wie nie zuvor: Eine von vier schwangeren und stillenden Müttern ist akut unterernährt, und in einigen Gebieten des Landes leidet eines von vier Kindern unter starkem Hunger. Die humanitäre Hilfe ist deutlich unterfinanziert:  für 2023 waren 5,3 Mrd. USD ermittelt worden, um den Bedürfnissen vor Ort gerecht werden zu können. Doch bislang sind nur 13 Prozent benötigten Mittel geflossen. Dies ruft in der humanitären Gemeinschaft große Besorgnis hervor.

Johan Mooji, Einsatzleiter von World Vision im Erdbebengebiet: "Ein halbes Jahr ist vergangen, seit das verheerende Erdbeben den Nordwesten Syriens und die Südtürkei erschüttert hat. Und vor allem die Menschen in Syrien haben mit den Nachwirkungen des Bebens zu kämpfen. Zusätzlich zu der anhaltenden Not, die durch den militärischen Konflikt, den wirtschaftlichen Abschwung, den Ausbruch der Cholera und die rauen Wetterbedingungen verursacht wird. Wir müssen die Menschen dringend unterstützen!“.

Viele Familien in Nordwest-Syrien leben noch immer in Notunterkünften. Davon sind etwa 265.000 Menschen betroffen. Erschwerend kommt hinzu, dass die extreme Sommerhitze eine Reihe verheerender Brände ausgelöst hat. Allein zwischen dem 15. und 17. Juli kam es zu über 40 Bränden, die durch die hohen Temperaturen ausgelöst wurden. In den vergangenen Monaten wurden mehr als 180 Brände gemeldet, bei denen fünf Menschen starben und über 220 Zelte beschädigt wurden.

Johan Mooij: "Trotz der düsteren Umstände ist die Widerstandsfähigkeit der Menschen ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Der Bedarf an internationaler Hilfe und Aufmerksamkeit ist jedoch nach wie vor groß. Anlässlich des halben Jahrestages des Erdbebens rufen wir Einzelspender, Unternehmen, Regierungen und internationale Organisationen auf, die Opfer dieser Krise zu unterstützen. Wir müssen ihr Überleben sichern und den Menschen beim Wiederaufbau helfen".

World Vision Syria Response ist seit 2011 in Syrien, Jordanien und der Türkei tätig, wo die Kinderhilfsorganisation Flüchtlingen und Gemeinden lebensrettende Schutz-, Bildungs-, Hygienemaßnahmen bietet. Außerdem hilft World Vision Bedürftigen mit Existenzgründungs- und Gesundheitsdiensten. 

World Vision unterstützt derzeit insgesamt über 800.000 Bedürftige in Syrien und der Türkei, davon etwa 277.000 Kinder. Ein Schwerpunkt der Hilfe richtet sich auch an traumatisierte Kinder und Kinder mit Behinderungen.