Armutsbekämpfung

Finanz-Gipfel in Paris: Kinder nicht im Regen stehen lassen!

Internationaler Finanzschirm hat viele Löcher

World Vision fordert deutliche Entlastungen für ärmere Länder
Neu-Ordnung der Finanzierung der Armutsbekämpfung könnte das Leben von Millionen von Kindern verbessern 


Berlin, 23.06.2023 - World Vision Deutschland begrüßt die Beratungen und Zusagen zur Reform der internationalen Finanzierung von Armutsbekämpfung auf einer internationalen Gipfelkonferenz in Paris. Die Kinderhilfsorganisation fordert nun verbindliche Schritte zu einer gerechteren Finanzarchitektur und eine effektivere Verteilung von Geldern zur Bewältigung von Krisen in ärmeren Ländern.

Dazu erklärt Marwin Meier, politischer Referent bei World Vision Deutschland: „Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist als finanzieller Schutzschirm gegen Krisen wie Pandemien, Finanzmarktturbulenzen und die Klimakatastrophe zurzeit kaum effektiv. Gerade in der jüngsten Vergangenheit hat sich gezeigt, dass von internationalen Finanzmitteln zur Bekämpfung von Notsituationen in erster Linie reichere Länder profitierten. Als im Sommer 2021 auf der Höhe der Corona-Pandemie 650 Milliarden US-Dollar an Sonderziehungsrechten an alle Mitgliedsstaaten ausgeschüttet wurden, um die Folgen der Pandemie abzufedern, erhielten die reichsten Länder die meisten Mittel, während die Ärmsten kaum Gelder bekamen. Und so konnten IWF, Weltbank und WHO nur darum betteln, dass Industrienationen die Niedrigeinkommensländer unterstützen. Deutschland wurden mehr als 30 Milliarden US-Dollar zugewiesen. Aber obwohl die G20 und die G7 alle Mitglieder ermutigen, über die Sonderziehungsrechte Länder mit niedrigen Einkommen finanziell zu entlasten, kommt Deutschland diesem Aufruf als einziges G7-Land nicht nach. Wegen `erbsenzählerischer Unstimmigkeiten` zwischen Bundesregierung und Bundesbank passiert einfach nichts. 

Eine Reform mit echter Beteiligung auch der ärmsten Länder, mit funktionierenden Rechenschaftsmechanismen und Machtabtretung der Industrienationen kann armen Ländern den finanziellen Spielraum bringen, um Bildung, Gesundheit und Klimaschutz für Millionen Kinder zu realisieren. Sie würde auch die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG‘s) voranbringen.“

HINTERGRUND
Das Sonderziehungsrecht ist ein vom Währungsfonds eingeführtes Reserveguthaben, das allen Mitgliedsstaaten zusätzlichen finanziellen Spielraum verschafft. Große IWF-Mitglieder können ihr Ziehungsrecht an ärmere Staaten abtreten. Erst kurz vor der Konferenz wurde das Ziel laut IWF erreicht 100 Milliarden US-Dollar an freiwilligen Beiträgen für notleidende Länder zusammenzubringen.