Cash Transfers: Wie Bargeldhilfe Kinder in Not unterstützt

Bargeld ist Hilfe zur Selbsthilfe

Bargeldhilfe – schnell, wirksam und würdevoll

Niemand kennt die Lösungen für ihre Probleme besser als die betroffenen Menschen selbst. Oft fehlt ihnen nur ein kleiner Geldbetrag, um ihren Kindern Essen zu besorgen, den Schul- oder Arztbesuch zu bezahlen oder eine drohende Notlage abzuwenden und nicht genötigt zu sein, ihre Kinder früh zu verheiraten oder arbeiten zu schicken. 

Bargeldhilfe bedeutet, Familien und ihre Kinder in akuter Not direkt mit kleineren Geldbeträgen oder Gutscheinen zu unterstützen, damit sie das kaufen, was sie am dringendsten brauchen: beispielsweise Nahrung, Medikamente, Wasser oder Kleidung. Diese Form der Hilfe verbindet Menschen, die von Armut oder akuten Notsituationen betroffen sind mit lokalen Anbietern und Dienstleistern und stärkt gleichzeitig lokale Märkte. Wenn Märkte funktionieren, bietet Bargeldunterstützung betroffenen Familien Würde, Selbstbestimmung und Flexibilität, eigene Entscheidungen zu treffen und individuelle Lösungen zu finden.

Lokale Lösungen in Krisen und fragilen Kontexten – Hilfe, die bei den Kindern ankommt

World Vision setzt seit den 1990er Jahren erfolgreich auf Bargeldhilfen, um insbesondere schutzbedürftige Kinder, ihre Familien und Gemeinschaften in fragilen Kontexten zu unterstützen. Kleine Geldbeträge können Großes bewirken: Sie verschaffen sofortigen Zugang zu lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen wie Nahrung, Trinkwasser, sanitären Einrichtungen, Unterkunft und Gesundheitsversorgung. Und sie geben Menschen in Not die Kraft, wieder Perspektiven zu entwickeln.

Bargeldhilfen stärken nicht nur kurzfristig – sie fördern langfristige Stabilität von Familien, Resilienz und Teilhabe. 

Sie helfen Familien, inmitten von Not, Hunger und Unsicherheit selbstbestimmt zu handeln – und schenken ihnen genau das, was sie am meisten brauchen: Hoffnung.

Unsere Position

Icon Advocacy

 

Bargeldhilfe ist wirksame und kinderorientierte Krisenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit.

Sie verdient politische Priorität!

World Vision setzt auf Bargeldhilfe in der Humanitären Hilfe

Wenn Menschen in einer Notsituation gefragt werden, was ihnen am meisten hilft, ist eine häufige Antwort: „Ein wenig Bargeld. Damit haben Familien die Möglichkeit, ihre Lebenssituation sofort, eigenständig und bedarfsgerecht zu verbessern.“ 

Die Vorteile von kleineren Geldbeträgen in der Nothilfe

Überall dort, wo Märkte funktionieren, ermöglichen Bargeldhilfen eine besonders wirkungsvolle Form der Unterstützung:
 

Vorteil 1: Schnell und individuell

Bargeldhilfe - schnelle Hilfe

Sie ermöglichen Familien, individuell, schnell und auf die dringendsten Grundbedürfnisse zu reagieren. Besonders die von Kindern.

Vorteil 2: Stärkung lokaler Märkte

Humanitäre Bargeldhilfe Märkte

Sie stärken die lokale Wirtschaft, indem sie Kaufkraft vor Ort binden und Märkte nach einer Krise wiederbeleben.

Was Bargeldhilfen bewirken – Erfahrungen aus unseren Projekten

World Vision hat in 18 Projekten in acht Ländern des Mittleren Ostens untersucht, wie kleinere Bargeldhilfen das Leben von Familien in verschiedenen Lebensbereichen zum Besseren verändern. Die Ergebnisse sprechen für sich.

Zahlreiche Studien zeigen, dass kleinere Bargeldhilfen an Familien und ein marktbasierter Ansatz in der Humanitären Hilfe effizient, schnell und kostengünstig sind. Die Vereinten Nationen sehen Bargeldhilfen mittlerweile als eine Unterstützungsform der ersten Wahl und als entscheidenden Erfolgsfaktor für darauf aufbauende Maßnahmen.

47 % 

berichten über verbesserten Zugang zu Bildung ihrer Kinder.

43 %

berichten von verbesserter Gesundheit und Ernährung.

95 %

der Befragten erlebten wirtschaftliche Entlastung. 
 

90 %

fühlen sich sicherer und empfinden weniger Stress. 
 

Caroline Klein

Caroline Klein ist Leitung für Humanitäre Hilfe & Projektentwicklung bei World Vision Deutschland e. V. Ihre Aufgabe ist es mitunter humanitäre Projekte aufzusetzen, die auch Cash Komponenten haben und diese auch zu implementieren. So hat sie Projekte mit Bargeldhilfen oder Gutscheine in Ländern wie Somalia, Sudan, Libanon, Ukraine aufgesetzt. 

Bargeldhilfen sind mehr als eine finanzielle Unterstützung – sie geben Menschen in Not nicht nur die Mittel zum Überleben, sondern die Freiheit und Würde, selbst zu wählen, was für ihr Leben und ihre Zukunft am wichtigsten ist.

Cash und Gutscheine in der Entwicklungszusammenarbeit

Sie lässt sich gezielt in bestehende soziale Sicherungssysteme einbinden und kann langfristig den Kinderschutz verbessern, Existenzängste senken und benachteiligten Jugendlichen die Berufsausbildung ermöglichen.

Cash und Gutscheine sind oft günstiger und wirksamer als Sachleistungen. Sie unterstützen lokale Märkte, Beschäftigung und Resilienz. Studien zeigen: Bargeld verbessert die Ernährung von Kindern, ermöglicht Schulbesuch, schützt vor Kinderarbeit sowie Frühverheiratung – und schafft die Grundlage für eine selbstbestimmte Zukunft.

Bargeld ist Hilfe zur Selbsthilfe

Die Menschen vor Ort sind der Schlüssel zum Erfolg.

Immer wieder beobachten wir in unseren Projekten, wie Familien sich mithilfe kleinerer Geldbeträge aus eigener Kraft den Weg aus der Not finden. Sie verhindern selbst Frühverheiratungen oder Kinderarbeit, finanzieren Schulbesuche oder eine Ausbildung, eröffnen einen kleinen Kiosk oder Bargeldhilfen geben Menschen die Möglichkeit, sich selbst zu helfen, in Würde und ganz selbstbestimmt. Findig und kreativ erarbeiten sie für sich und ihre Kinder Lösungen, auch in schwierigen Situationen.

Diese Formen von Bargeldhilfe gibt es

Bargeldhilfe ist nicht gleich Bargeldhilfe. Je nach Situation, Sicherheitslage und Zielgruppe kommen verschiedene Formen zum Einsatz:

Bedingungslose Bargeldhilfe

Bedingungslose Unterstützung - die ‚Königin‘ der Unterstützung

Wenn Menschen plötzlich alles verlieren – durch Krieg, Erdbeben oder Vertreibung, ist die bedingungslose Bargeldhilfe (sogenanntes „unconditional cash“) oft die flexibelste und wirksamste Lösung. 

Diese Form der Unterstützung hat die höchste Selbstbestimmung. Sie lässt Menschen alle Möglichkeiten offenlässt und sie entscheiden, ob sie Lebensmittel kaufen, den Schulbesuch der Kinder oder eine dringende Gesundheitsbehandlung finanzieren. 

Diese Form der Unterstützung kann einmalig oder über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen. Besonders oft profitieren Kinder von der Form der Hilfe.

Cash-for-Work-Ansatz in der Bargeldhilfe

Bedingte Bargeldhilfen

Manchmal ist die freie Finanzhilfe nicht möglich. Etwa denn, wenn lokale Märkte über nicht genügend Güter verfügen.

In einem solchen Fall wird Bargeld an bestimmte Bedingungen geknüpft (sogenanntes „conditional cash-transfers“). Es kann sich um besonders betroffene Gruppen von Menschen handeln, wie zum Beispiel Familien mit besonders vielen Kindern, Haushalte mit besonderer Belastung und ähnliches.

Oft kommen auch sogenannte ‚cash-for work‘-Ansätze zum Einsatz. Dann erhalten teilnehmende Menschen für gemeinnützige Arbeit (zum Beispiel Straßenbau, Müllentsorgung, o.ä) eine vereinbarte Bargeldsumme.

 

Digitaler Bargeldtransfer

Gutschein, Geldkarten und Geldtransfers über Handy

In einigen Fällen ist es sicherer oder praktischer, mit Gutscheinen zu arbeiten, die für bestimmte Hilfsgüter eingetauscht werden können. Zum Beispiel können in Flüchtlingslagern Gutscheine für Grundnahrungsmittel oder Heizgas eingesetzt werden.

In diesem Bereich gibt es sehr gute digitale Bezahlsysteme mit Karten oder via Handy.

Dies kann hilfreich sein, wenn in Krisengebiet Bargeld rar wird, oder nicht transportiert werden kann.

Die Wirkung von Bargeldhilfe: Geschichten, die Hoffnung geben

In den letzten fünf Jahren hat World Vision in mehr als 50 Ländern Bargeldprogramme umgesetzt und dabei über 1,5 Milliarden US-Dollar in Form kleinerer Geldbeträge und Gutscheinen direkt an besonders schutzbedürftige Kinder und ihre Familien verteilt. In einem einzigen Jahr konnten wir damit 9,8 Millionen Menschen erreichen. Davon 80 % in fragilen Kontexten und 51 % Kinder.

Wir planen in der Zukunft dieses erfolgreiche Instrument weiter zu stärken. Unser Ziel:

  • circa 55 % unserer Humanitären Hilfe soll in Form von Bargeld und Gutscheinen geleistet werden.
  • In 40 % unserer humanitären Projekte sollen Bargeld- und Gutscheinhilfen eingesetzt werden.

Unsere Erfahrung seit den 1990er Jahren: Bargeldhilfe ist eine sichere, flexible und würdevolle Form der Unterstützung, wenn sie gut geplant und überwacht wird. Digitale Technologien und klare Standards helfen dabei, Vertrauen zu schaffen und Risiken zu minimieren
 

Stories
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Jackson und Akai haben ein kleines Geschäft geöffnet
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Jackson und Akai haben ein kleines Geschäft geöffnet
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Jackson und seine Frau Akai erzählen, dass sie den Großteil ihrer Bargeldhilfe in ein kleines Geschäft in ihrer Hütte investiert und außerdem eine Ziege gekauft haben.

„Das hat unser Leben verändert. Durch die Bargeldhilfe können wir unsere Familie unterstützen.“ Die Familie gehört zur Ethnie der Turkana in Kenia.

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Kemia kann ihre Neffen versorgen
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Kemia kann ihre Neffen versorgen
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Ohne die Möglichkeit ein eigenes Einkommen zu erzielen, ist Kemia aus Afghanistan auf Bargeldhilfen angewiesen, um ihre verwaisten Neffen zu versorgen. 

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Kann sich nun mit dem Nötigsten versorgen
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Kann sich nun mit dem Nötigsten versorgen
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Für Menschen auf der Flucht, wie dieser Jugendliche, der im Niemandsland zwischen Ecuador und Peru gestrandet ist, sind Gutscheine oder Geldkarten oft die schnellste und unkomplizierteste Möglichkeit, sich mit dem Nötigsten zu versorgen.

Unsere politische Arbeit für mehr Bargeldhilfen

Eine lebenswerte Welt für Kinder zu schaffen und Eltern als Expertinnen und Experten für ihre eigenen Herausforderung zu ermächtigen ist natürlich auch eine Frage des politischen Willens.

Um die Politik an diese Verantwortung zu erinnern und ihr gerecht zu werden, engagiert sich World Vision auch in der Anwaltschaftsarbeit zu diesem Thema.

Marwin Meier ist Referent Anwaltschaftsarbeit mit den Schwerpunkten Gesundheit und Vertreibung bei World Vision.

Auf Familienebene, gibt es meist schon angepasste, schnelle Lösungen. Mit kleineren Geldbeträgen helfen wir unseren Projektpartnern diese zu realisieren. Die Kinder profitieren.
  • Bargeldhilfen brauchen politische Priorität und müssen in Haushalts- und Strategieprozesse integriert werden.
  • Der Fokus muss auf dem Nutzen für Kinder liegen und klare Wirkungsketten aufzeigen.
  • Erfolgsgeschichten machen die Wirkung öffentlich sichtbar.
  • Deutschlands Führungsrolle in EU, UN und anderen internationalen Gremien nutzen

 

Marwin Meier

Noch mehr Fragen zum Thema? Hier finden Sie Antworten:

Question & Answer Section
Question
Ist Bargeld nicht viel anfälliger für Missbrauch als Sachleistungen?

Nein. Studien belegen, dass Bargeldhilfen nicht anfälliger für Betrug oder Korruption sind als Sachleistungen. Im Gegenteil: Durch digitale Auszahlungssysteme, Identitätsprüfung und Überwachung kann Missbrauch sogar besser verhindert werden.

Quelle: CALP-Network, Myths and Misconceptions about Cash Transfers (2020)

Question
Wird das Geld wirklich für das Nötigste ausgegeben?

Ja. Untersuchungen zeigen, dass Haushalte Bargeld in der Regel für dringende Grundbedürfnisse ausgeben – wie Nahrung, Unterkunft, Bildung oder Gesundheitsversorgung. Der Mythos vom „Missbrauch“ ist empirisch nicht haltbar.

Quelle: UNICEF, Cash Transfers and Children’s Outcomes (2022); ODI/Humanitarian Policy Group (2016)

Question
Wie wird sichergestellt, dass Bargeld die richtigen Menschen erreicht?

Durch sorgfältige Bedürftigkeitsprüfung, Transparenz bei der Zielgruppenauswahl, digitale Auszahlung (z. B. Mobile Money), biometrische Verifikation und kontinuierliches Monitoring wird sichergestellt, dass das Geld direkt bei den richtigen Empfängerinnen und Empfängern ankommt.

Quelle: ICRC, Cash Assistance Overview (2022); World Bank, Cash Transfers FAQ (2021)

Question
Was passiert, wenn Bargeld in Märkten mit wenig Angebot ausgegeben wird?

In Regionen mit eingeschränkter Marktverfügbarkeit setzen Organisationen Gutscheine oder Sachleistungen ein. Eine sorgfältige Marktanalyse gehört zu jeder Programmplanung dazu.

Quelle: GIZ, Cash transfers and social protection systems (2021); CALP-Network, Cash in Contexts of Market Disruption (2020)

Question
Gibt es Belege für die Wirksamkeit von Bargeldhilfe?

Ja. Studien zeigen, dass Bargeldprogramme effizient, kosteneffektiv und wirkungsvoll sind – etwa zur Förderung von Ernährungssicherheit, Schulbesuch oder dem Schutz von Kindern.

Quelle: World Bank (2021); UNICEF (2022); CALP Network Evidence Library; IRC What works in cash programming (2017); WVI Cash Waves – Supporting lives in transition: The role of cash and voucher assistance (CVA) in refugee well-being and community resilience (2025)