07.02.2023

Erdbeben in Syrien & der Türkei

So helfen wir vor Ort

Autor: IBrecheis

Artikel aktualisiert am 15.3.23 /IM

Mehrere Erdbeben haben mitten im Winter den Süden der Türkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Die Menschen wurden am 6. Februar vom ersten Beben im Schlaf überrascht und über vielen brachen die Wände ein, bevor sie ihre Wohnungen verlassen konnten. Es wurden inzwischen mehr als 50.000 Todesopfer gezählt und noch viel mehr Menschen wurden verletzt - darunter viele Kinder. 

World Vision ist seit dem ersten Tag im Einsatz um den Überlebenden zu helfen und diese Hilfe wird auch jetzt noch dringend gebraucht, denn sehr viele Familien stehen vor dem Nichts. In Syrien traf die Katastrophe auch hunderttausende Kinder, die bereits vorher in einer Krisensituation lebten und nur dank humanitärer Hilfe überleben können. 

Was tut World Vision vor Ort?

Ganze Stadtteile sowie Krankenhäuser, Schulen und Straßen in der betroffenen Region sind zerstört. Auch viele Brunnen und Wasserleitungen müssen repariert werden. Kälte, Hunger und verschmutztes Wasser bedrohen das Leben vieler Kinder, die ihr Zuhause gegen ein Zelt eintauschen mussten. 

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort versorgen uns mit Informationen, was genau wo benötigt wird. Wir kaufen Hilfsgüter wie Decken, Matratzen, Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel und Werkzeug bevorzugt in der Region ein. Wir koordinieren uns bezüglich der Maßnahmen mit anderen Hilfsorganisationen, den örtlichen Behörden und den Vereinten Nationen.

Unsere unmittelbaren Einsatzgebiete umfassen hauptsächlich die Provinzen Idlib und Aleppo in Syrien sowie Killis, Gaziantep und Sanliurfa in der Türkei.  Schnell konnten wir dank vorhandener Projekte in Nordwestsyrien Rettungsteams mit Treibstoff und Notunterkünfte mit Heizungen und anderem Kälteschutz ausstatten sowie Fertigmahlzeiten an tausende Menschen austeilen. 15 Partner erhielten von uns Mittel, um Soforthilfe auf den Weg zu bringen oder auszuweiten. Neue Hilfsprojekte, die auch durch Ihre Spenden ermöglicht werden, unterstützen die Menschen beim Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, bei der Ausstattung von Unterkünften und bei der medizinischen Versorgung. Darüber hinaus schafft World Vision Betreuungs-und Lernangebote für Kinder an sicheren Orten und unterstützt gezielt Menschen mit Traumata oder Behinderungen.

Aktion Deutschland Hilft und das Auswärtige Amt unterstützen die humanitäre Hilfe von World Vision Deutschland in Syrien.

Zerstörung durch das Erdbeben im Norden Syriens

Erdbeben im Norden Syriens

Es sind nicht nur die sichtbaren Zerstörungen, die unsere Hilfe noch längere Zeit erfordern werden. Die Erdbeben hinterlassen auch große psychische und emotionale Belastungen. Vor allem den Kindern in Syrien, die schon unfassbar viel erleiden mussten, wollen wir schnell helfen sich von der Katastrophe zu erholen.
Johan Mooij, Nothilfe Direktor von World Vision in Amman

Was wir aus unseren bisherigen Hilfseinsätzen bei Erdbeben gelernt haben

Wir kümmern uns um unsere Mitarbeitenden

Viele der Mitarbeitenden und ehrenamtliche Unterstützer von World Vision sind Einheimische. Es besteht die Gefahr, dass man in einer Krisensituation übersieht, dass auch ihre Häuser beschädigt oder gar zerstört, dass auch ihre Familien vertrieben und verzweifelt sein können. Inmitten des Chaos ist es für eine wirksame und nachhaltige Hilfe entscheidend, sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kümmern. Nur dann können sie anderen helfen.

Wir ermitteln den Bedarf und koordinieren

In den ersten Stunden und Tagen nach einem Erdbeben arbeiten wir mit den örtlichen Behörden, anderen Nichtregierungsorganisation und den Vereinten Nationen zusammen und sprechen mit den Menschen vor Ort selbst, um den Bedarf zu ermitteln. Der Kontext ist wichtig. Wenn Märkte und Straßen noch funktionieren, kann es besser sein, den Überlebenden Bargeld zukommen zu lassen, als Lebensmittel zu transportieren, die dann die Straßen verstopfen. Andernfalls nutzen wir in der Nähe gelegene Lager für Hilfsgüter zuerst. Die Koordinierung ist entscheidend. Wenn man einigen Menschen doppelt hilft und anderen gar nicht, verschwendet man Hilfsmittel und Zeit, weshalb Hilfsorganisationen, die Landesregierung und die Vereinten Nationen eng zusammenarbeiten müssen.  

Vater mit Kleinkind in einem Zeltlager in Syrien nach dem Erdbeben
"Meine Kinder frieren und haben Hunger", sagte dieser Vater unseren Helfern in einem Zeltlager.
Soforthilfe von World Vision nach Erdbeben Syrien
Zum Schutz gegen Kälte verteilen Mitarbeiter und Partner Matratzen, Decken und warme Kleidung im vom Erdbeben betroffenen Gebiet in Syrien.

Wir schützen und fördern Kinder

Es ist wichtig, den Überlebenden Hilfe zukommen zu lassen, aber Kinder brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit. Die Folgen einer solchen Katastrophe auf ihre Sicherheit und mentale Gesundheit dürfen nicht unterschätzt werden. Kinder brauchen daher eine schnelle und gezielte psychosoziale Betreuung und Begleitung gerade in solchen Krisen. Dies bedeutet, dass für sie sichere Räume geschaffen werden müssen, in denen sie spielen und ein Gefühl von Normalität erfahren können. Außerdem tragen diese Räume dazu bei, Kinder davor zu schützen, in einer solch fragilen Situation ausgebeutet zu werden oder andere Arten von Gewalt zu erfahren.

Unser schon vor dem Erdbeben gestartetes Bildungsprojekt in Syrien arbeitet mit Schulen, den Kindern und Eltern in 11 Gemeinden zusammen, um geflüchteten Kindern den Zugang zu Bildung zu sichern, aber es kümmert sich auch um ihr Wohlbefinden und geht auf ihre Ängste vor weiteren Beben ein. Verschiedene Aktivitäten helfen ihnen mit ihren Gefühlen umzugehen und die Sicherheit an Schulen oder Zeltschulen zu verbessern. 

syrisches Kind mit Verletzungen nach Erdbeben
Kinder sind nach dem Erdbeben vielen Gefahren ausgesetzt

Wir arbeiten partnerschaftlich mit den Menschen vor Ort

Die ersten Helfenden in Notfällen sind immer Einheimische. Sie kennen die Sprache, das Umfeld und haben die nötigen Verbindungen. Die Vorstellung, dass Außenstehende zur Rettung kommen und die Hilfe übernehmen, ist nichts, was wir als humanitären Organisationen fördern wollen. Wo immer es möglich ist, arbeiten wir mit lokalen Organisationen zusammen; ihre Bemühungen unterstützen wir und helfen ihnen ihre Kapazitäten auszubauen, damit die lokale Zivilgesellschaft gestärkt und besser für den Umgang mit Katastrophen gerüstet aus einer Notsituation hervorgeht.

Wir hören zu, was gebraucht wird

Um gezielt helfen zu können, ist es entscheidend, den Überlebenden zuzuhören, was genau sie brauchen. Genauso wichtig ist es, allen Bedürfnissen gerecht zu werden: Hygieneartikel für Frauen, gezielte Hilfe für Menschen mit Behinderungen, die Vermittlung von Informationen über öffentliche Gesundheit und Kinderschutz.

World Vision-Mitarbeiter in Syrien spricht mit einer vom Erdbeben betroffenen Familie
im direkten Gespräch erfahren unsere Mitarbeitenden vor Ort viel über die Nöte der Kinder und Familien
Eine ältere Syrerin erhält nach dem Erdbeben eine Karte für den BEzug vpn Bargeld.
Eine ältere Syrerin erhält nach dem Erdbeben eine World Vision-Karte für den Bezug von Bargeld.