29.11.2018

Briefe der Paten öffnen Fenster in eine andere Welt

Interview mit Daniela Fortune-Mensah vom Patenservice

Autor: UBauer

Aktuelle Informationen zur Kinderpatenschaft in der Coronakrise finden Sie hier.

Briefe verbinden die Welt der Patenkinder mit der ihrer Paten. Sie öffnen ein Fenster und geben die Möglichkeit, über den anderen etwas zu erfahren, mit ihm zu lernen und zu staunen – und dabei ganz viel Freude zu machen. Mit Daniela Fortune-Mensah vom World Vision-Patenservice haben wir über alles Wissenswerte zum Thema Post fürs Patenkind gesprochen.

Wenn ein Pate gerne seinem Patenkind schreiben möchte, wie geht er am besten vor?

Daniela: Zunächst einmal braucht der Pate die Adresse des World Vision Hauptbüros des Landes, in dem das Kind lebt. Idealerweise kann er Englisch oder z.B. auch Spanisch oder Französisch. Dann kann er direkt dorthin schreiben. Wenn der Pate keine dieser Fremdsprachen kann, gibt es die Möglichkeit, dass er uns seinen Brief schickt, am besten an unsere Übersetzungsmailbox uebsersetzung@worldvision.de.

Dann braucht der Pate auch die Nummer seines Patenkindes. Die besteht aus zehn Zahlen. Diese Nummer gehört auf den Umschlag und auf den Briefbogen, damit der Brief vor und auch nach dem Öffnen vor Ort ganz eindeutig zugeordnet werden kann.

Daniela Fortune-Mensah vom World Vision Patenservice
Daniela Fortune-Mensah vom World Vision-Patenservice
Patenkind in Kambodscha bekommt Post von seinem Paten
Groß ist die Freude bei den Patenkindern, wenn sie Post erhalten.

 

Die eigene Adresse oder E-Mail-Adresse sollte übrigens nicht auf dem Briefbogen angegeben werden. Denn sonst kann es passieren, dass diese Adresse des Paten, die sonst nur World Vision vorliegt, von jemandem – Freunden oder auch Verwandten des Patenkindes zum Beispiel - genutzt wird, um Bettelbriefe zu schreiben. Das kann man nur vermeiden, wenn die eigene Adresse zwar auf dem Umschlag, nicht aber auf dem Briefbogen oder der Karte steht.

Was passiert dann im Land mit der Patenpost?

Daniela: Im Hauptbüro des jeweiligen Landes wird im Computer erfasst, dass die Post angekommen ist, und von hier aus wird sie ins Projekt weitergegeben. Oft findet dann im Projekt die Übersetzung in die jeweilige Lokalsprache statt. In großen Ländern wie z.B. in Kenia gibt es sehr viele Volksgruppen, die unterschiedliche Sprachen haben. Zwar ist die Amtssprache Englisch und viele sprechen auch Suaheli, aber in den Dörfern werden oft nur die lokalen Sprachen gesprochen. Deshalb wird dann erst vor Ort übersetzt.

Warum dauert es so lange, bis ein Brief beim Patenkind ankommt?

Daniela: Je nachdem, in welchem Land das Patenkind lebt, haben wir ganz unterschiedliche Laufzeiten: In machen Projekten geht es schneller, weil sie näher am Hauptbüro sind, die Infrastruktur besser ist oder auch gerade keine Regenzeit ist, während es in anderen Projekten durch die Gegebenheiten vor Ort länger dauert.

 

Eine Post so wie bei uns gibt es in unseren Projektländern eigentlich nicht.
Daniela Fortune-Mensah, World Vision Patenservice

Manche Büros nutzen lokale, ländliche Kurierdienste wie zum Beispiel in Indonesien mit seinen vielen Inseln. Hier wird die Post mit dem Flugzeug gebracht, aber eben nicht jeden Tag, sondern einmal in der Woche oder einmal alle zwei Wochen. In anderen Ländern, in denen das Projektgebiet nicht so weit vom Hauptbüro entfernt ist, wie z.B. in Tansania, bringt World Vision die Post dorthin.

Patenkind liest einen Brief von seinem Paten

Die abenteuerliche Reise der Patenpost.

In Kenia arbeiten wir mit Postfächern in größeren Städten, die näher bei den Projekten liegen. Unsere Mitarbeiter fahren dann dort hin und holen die Post ab. Aber auch zu diesen Postfächern sind die Wege oft weit und die Straßen zum Teil in einem sehr schlechten Zustand, so dass man nur langsam vorankommt und nur am Tag fahren kann. Wenn die Post im Projektbüro ist, kommen freiwillige Helfer, holen die Briefe ab und bringen sie zu den Patenkindern.

Auch die E-Mails werden übrigens in den Hauptbüros ausgedruckt und dann in den meisten Fällen wie schriftliche Post behandelt. Aber auch hier liegt die Entscheidung beim Büro vor Ort: Im Senegal z.B. wo einige Projekte sehr weit vom Hauptbüro entfernt sind, werden sie dann als E-Mail weitergeleitet.

Kann man kleine Geschenke mit in den Brief packen?

Daniela: An sich ist ja ein schön aufgemachter Brief, z.B. auf einem hübschen Briefpapier, schon eine große Freude für das Patenkind. Aber natürlich freut es sich – wie alle Kinder – auch über ein kleines Geschenk. Der bisherige Versand von kleinen Geschenksendungen ins Ausland als Maxibrief International ist leider nicht mehr möglich, weil die deutsche Post diesen Service nicht mehr anbietet. Wir haben aber einen anderen Weg gefunden, wie kleine Präsente, die in einen Umschlag passen, an Patenkinder verschickt werden können. Wir bieten jetzt einen Paten-Geschenkservice an: Einmal pro Monat versenden wir Geschenke der Paten mit einem Kurierdienst in unsere Partnerländer.

Welche Bedeutung hat das Briefschreiben in der Patenschaft?

Daniela: Ganz unmittelbar freuen sich die Kinder natürlich sehr über Post. Dass jemand speziell nur an sie denkt und ihnen schreibt, ist für die Kinder ein ganz wichtiges Erlebnis. Durch die Briefe erfahren die Patenkinder auch etwas von unserer Situation hier. Für die Kinder ist der Brief vom Paten das Fenster in die westliche Welt und es spielt durchaus eine Rolle, welches Bild wir in unseren Briefen vermitteln wollen.

Ich habe selbst schon erlebt, dass Paten ihren Patenkindern, die nicht mehr in die Schule gehen wollen oder schon von der Schule abgegangen sind, geschrieben haben, was sie selbst gelernt haben, was sie studiert haben, was sie heute sind im Leben und dass diese Briefe bei den Kindern etwas bewirkt haben und ihnen ein positives Beispiel gegeben haben. Auch wenn eine Patenfamilie beschreibt, wie sie ihr Leben gestaltet, kann das zu ganz neuen Eindrücken führen und viel bewirken - nicht nur bei den Kindern, sondern letztendlich auch bei den Eltern.

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