Sklavenhandel in Myanmar

Wenn Menschen zu Sklaven werden

Das Schicksal von Zaw aus Myanmar
Autor: KSzeltner  | 
27. Juli 2017
Autor: KSzeltner
Heute arbeitet Zaw wieder in seiner Heimat Myanmar

Es gibt ein Sprichwort in Myanmar, "Ta Ywarh Ma Pyaun, Thu Gaung Ma Phyit". Es bedeutet: "Du wirst nicht gedeihen, wenn du nicht aus deinem Dorf herauskommst." Zaw fand, dass an diesem Satz etwas Wahres dran sein und verließ eines Tages sein Heimatdorf, das in Zentral-Myanmar liegt. Er träumte von einem besseren Leben und wollte sich einen gut bezahlten Job suchen. Gemeinsam mit seinem Freund reisten sie an die Grenze zu Thailand und fanden einen Job in einer Garnelenverarbeitungsfabrik. Dort mussten sie für wenig Lohn hart arbeiten.

Nach fünf Monaten machten sie sich auf die Suche nach einer besser bezahlten Tätigkeit. Ein Makler riet ihnen, sich auf einem Fischerboot aus Indonesien zu bewerben. „Mir wurde gesagt, dass ich pro Monat umgerechnet etwa 250,- US-Dollar verdienen könnte“, erzählt Zaw. Für Zaw hörte sich diese Summe fantastisch an. (Das Durchschnittseinkommen pro Monat liegt in Myanmar bei unter 50,- US-Dollar.) So stimmte er zu und folgte dem Arbeitsvermittler.

24 Stunden Arbeit ohne Pause

Nachdem Zaw einen Monat lang auf dem Fischtrawler gearbeitet hatte, bat er um seinen Lohn. Doch ihm wurde gesagt, er würde ausbezahlt, wenn das Schiff wieder in Thailand anlegen würde. Sein Lohn seien 130 US-Dollar für drei Monate. Der junge Mann erkannte, dass er betrogen worden war. Aber es war zu spät, um umzukehren. „Auf dem Boot gab keine festen Arbeitszeiten und manchmal mussten wir bis zu 24 Stunden ohne Pause schuften“, erzählt Zaw. „Wenn ich mich weigerte, schlugen sie mich. Manche Kollegen wurden auch ohne Anlass so lange geschlagen, bis sie starben. Als Grund reichte es schon, wenn der Vorarbeiter sich provoziert fühlte oder er nicht zufrieden mit der Arbeit eines Fischers war.“ Zu Kämpfen sei es oft gekommen und wenn dabei jemand getötet wurde, habe man die Leichen einfach über Bord geworfen.

Wenn Kollegen krank wurden, brachte man sie zum Arzt, aber nie kam jemand zurück. „Es hieß immer, sie seien gestorben“, erinnert sich Zaw. „Bald trauten wir uns nicht mehr, uns krank zu melden.“ Nach 2 Jahren Sklavenarbeit bat er darum, nach Hause zurückgehen zu können. Doch die Schiffsinhaber erlaubten es nicht. Weitere 7 Monate musste Zaw auf dem Schiff unter schlimmsten Bedingungen arbeiten.

Auf solchen Booten werden Kinder als Sklaven gehalten

Eines Morgens wachten die Fischer auf. Doch statt an die Arbeit zu gehen, durften sie an Land und ihre Angehörigen informieren, dass sie noch am Leben waren.

Zwischen der Regierung von Myanmar und Indonesien war ein Abkommen vereinbart worden, damit die Fischer wieder nach Hause gehen konnten. Auch Zaw wurde aus seinem schwimmenden Gefängnis entlassen. „Ich war überglücklich, dass ich in mein Heimatdorf zurückkehren konnte. Ich dachte, ich würde meine Familie nie wiedersehen.“ Der 41 jährige lebt jetzt mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester zusammen. Er hat für seine Arbeit auf dem Boot nie einen Lohn erhalten.

World Vision wurde auf die Geschichte des Mannes aufmerksam und unterstützte ihn. Zaw absolvierte eine Schulung, wie man Handys repariert und wie man mit einem Computer umgeht. Heute hat er einen gut gehenden kleinen Laden, repariert Mobiltelefone und installiert Software auf Computern. "Ich werde nie wieder ins Ausland gehen, nicht einmal nach Thailand", erklärte Zaw.

Zaws Traum ist es, in zwei Jahren einen großen Telefonladen zu eröffnen und denen zu helfen, die ähnliche Erfahrungen wie er selbst gemacht haben. Nach dreijährigen Albtraum verschwendet Zaw keine Zeit mehr, um seinen neuen Traum zu erreichen.