Kinder der Spargruppe Destiny in Sierra Leone

Patenschaft: Fürs Leben lernen

Kinder-Spargruppe: Vom guten Umgang mit Geld
Autor: UBauer  | 
12. Mai 2017
Autor: UBauer
Patenkind Mohamed aus Sierra Leone mit seiner Mutter
Patenkind Mohamed aus Sierra Leone mit seiner Mutter

„Die Kinder und ihre Eltern hatten sich überlegt, eine Spargruppe einzurichten,“ sagt World Vision-Mitarbeiterin Michaela. „Wir haben sie nur darin beraten, wie sie am besten vorgehen.“ Im Dorf von Mohamed gibt es keine Bank. Spargruppen wie Destiny (deutsch: Schicksal) sind einfache, transparente, vor Ort geführte Einrichtungen. Sie bieten eine sichere und praktische Möglichkeit, Geld zu sparen und ermöglichen kleine Kredite.

„Wir nannten unsere Spargruppe Destiny, weil wir wissen, dass Bildung über unser Schicksal entscheidet,“ sagt Kadiatu, die Vorsitzende der Gruppe. „Und die Sparergruppe trägt zu unserer Bildung bei. Wir können hier Kredit aufnehmen für unsere Unterrichtsmaterialien. Unsere Spargruppe funktioniert so, als würden wir das Geld in einer Bank aufbewahren, zu der wir immer Zugang haben.“

Die Kinder der Spargruppe nehmen Destiny sehr ernst. Die Gruppe arbeitet nach einer Satzung und wird von einem Leitungsgremium geführt. Bareinzahlungen werden in einer schweren Holzkiste aufbewahrt, die mit einem massiven Vorhängeschloss versehen ist. Um Sicherheit zu gewährleisten, werden die drei Schlüssel von drei verschiedenen Mitgliedern aufbewahrt.

Treffen der Kinder-Spargruppe Destiny in Sierra Leone
Die Kinder der Spargruppe Destiny sichern ihre Einlagen in einer massiven Holzkiste

„Wir haben diese Gruppe gegründet, um unseren Eltern zu helfen und zu unserer Bildung selbst einen Beitrag zu leisten,“ sagt Schlüsselinhaberin Fatmata.

Die Kinder zwischen fünf und 18 Jahren sparen zusammen und können kleine Beträge aus den gesparten Geldern leihen. Destiny-Mitglieder zahlen pro Woche 1.000 Leones (etwa 0,12 Euro) ein, die sie von ihren Eltern bekommen. Die Kinder geben auch kleine Geldgeschenke von Verwandten in die Gruppenkasse. Bereits nach einem halben Jahr hatten die Kinder eine Summe von 220 Euro angespart – ein beachtliches finanzielles Polster in einem der ärmsten Länder der Welt.

Mohamed hat als sich als erstes Mitglied Geld geliehen. „Ich habe das Geld meiner Mutter gegeben, damit sie es in ihren Handel für Obst und Feuerholz investieren kann. Von ihren Einkünften kauft sie mir Bücher, Stifte, die Schuluniform und einen Schulranzen,“ sagt er.

Mohameds Mutter Bintu ist stolz auf ihren Jungunternehmer. „Es ist wirklich eine tolle Sache, was die Kinder da machen. Als Mitglied von Destiny lernen sie, Verantwortung zu übernehmen,“ sagt sie. Es sei wichtig, schon in jungen Jahren über Sparen und Geldmanagement zu lernen, ist Bintu überzeugt.

Die Kinder-Spargruppe Destiny in Sierra Leone

„Diese Kinder sind die treibende Kraft für Veränderung in ihren Dörfer“, sagt Michaela von World Vision, die regelmäßig an Destiny-Treffen teilnimmt, um die Gruppe zu unterstützen. „Eine Kultur des Sparens in den Köpfen und in den Herzen der Kinder anzulegen, hilft dabei, eine Führungs- und Planungskultur aufzubauen. Die Kinder lernen, Mittel bestmöglich für ihre Interessen zu verwalten und einzusetzen.“

„Mitglieder bei Destiny lernen nicht nur Geldmanagement“, fügt Michaela hinzu. „Sie lernen, gute Entscheidungen zu treffen, Ideen vorzubringen und mit ihren Gefühle umzugehen“, sagt sie. „Sie können auch in der Öffentlichkeit sprechen und Führung übernehmen. Destiny gibt ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Anteilnahme füreinander. Wir wollen mehr Kinder-Spargruppen anregen, weil wir jetzt schon sehen, wie positiv ihre Auswirkungen sind.“