Mutter Akai lebt in Hunger Zeiten

Hunger-Zeiten: Im „Sand“-Dorf kochen Mütter jetzt Hyänen und Geier

Akai will auch in der Krise eine gute Mutter sein
Autor: Helmut  | 
11. Mai 2017
Autor: Helmut

„Es gibt hier einen Fluss, der uns früher mit Wasser versorgt hat“, erklärt Nalet Ekapuon, 53. „Heute gibt es dort kein Wasser mehr, und deshalb haben wir einen neuen Namen für diesen Ort.“ Die Siedlung am fließenden Wasser ist nun die Siedlung im trockenen Sand.

Die Bewohner von Ngikwasinyen leiden unter wiederholten Dürren in Kenia und Ostafrika. Die Region Turkana zählt zu den aktuellen Katastrophengebieten. Es gibt fast nichts zu essen und zu trinken, außer in einigen Gebieten, die dank internationaler Unterstützung schon etwas voran gekommen sind mit Dürrevorsorge.

Viele Mütter und ihre Kinder greifen notgedrungen zu dem was sie noch finden können: zum Beispiel die Knochen gestorbener Esel, die in der Landschaft verstreut sind. Sie lutschen das Mark aus den Knochen heraus. Väter jagen nach Geiern und Hyänen – Tiere, die ebenfalls an den Knochen verhungerter und verdursteter anderer Tiere interessiert sind.  

Akai erklärt wie sie Hyänen für ihre Familie kocht. „Zuerst weichen wir sie ein“, sagt sie. „Dann waschen wir sie. Manchmal grillen wir sie über dem Feuer, und wir trocknen die Bäuche als Vorrat.” Die Kinder mögen keine Hyänen und Geier, aber es gibt an den meisten Tagen gerade nichts anderes. „Wir haben jetzt keine andere Wahl. Wir müssen diese Tiere essen. Es schmeckt schlecht, aber es ist besser als hungrig schlafen zu gehen. Wir Mütter können hungrig auch nicht stillen.“

Hunger in Kenia: Mutter und Kinder lutschen Eselsknochen

Das Leben hat sich für die Kinder im Dorf geändert. „Die größeren Kinder haben sich um die großen Tiere gekümmert. Sie waren glücklich am Abend, haben oft gespielt bis Mitternacht. Jetzt haben sie keine Energie zum Spielen.”  

Die Krise hat ihre Hoffnung erschüttert, aber sie führt sie auch ins Gebet. „Wir versammeln uns um einen Baum und beten zu Gott“, sagt Akai. „Wir bitten ihn uns hilfsbereite Menschen zu schicken, die uns Nahrung und Wasser geben können.“ Akai lacht. „Wir sind Menschen. Wenn wir glücklich sind, vergessen wir zu beten, aber wenn wir Not haben, beten wir oft.“

World Vision hilft den Bewohnern von Ngikwasinyen und anderen notleidenden Dörfern jetzt mit Bargeld-Zahlungen. „Es ist Anfang“, sagt Kevin Mugenya, der bei World Vision in Kenia für Nahrungsmittel-Hilfen zuständig ist. „Die Dürre ist eine nationale Katastrophe“. Jeder ins Programm aufgenommene Haushalt erhält umgerechnet 35 Euro über die nächsten drei Monate. Das Geld kann für alles eingesetzt werden, was die Familien brauchen. Es sind erste gute Nachrichten für Mütter wie Akai, die auch in den schlimmsten Zeiten eine gute Mutter sein wollen.