09.03.2023

Mehr Kinderschutz im Internet

Tausende Kinder werden weltweit im Netz sexuell ausgebeutet – Jetzt Petition unterzeichnen!

Autor: IBrecheis

Diese dunkle Seite des Internets ist im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Spätestens seit den Fällen wie der Abschaltung der Darknet-Plattform „Boystown“ 2021 oder dem Ermittlungserfolg gegen den bundesweit größten Missbrauchskomplex „Münster“ im selben Jahr. Die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Netz ist ein weltweites Problem.

Die Internationale Datenbank zur sexuellen Ausbeutung von Kindern von INTERPOL, in der von überall auf der Welt einschlägige Darstellungen eingespeist werden, um sie nachverfolgen, löschen und strafrechtlich verfolgen zu können, enthält Stand 2022 rund 4,3 Millionen Videos und Fotos.    

Mädchen im Livestream
© International Justice Mission | Es handelt sich um eine gestellte Szene

Während des Lockdowns ist die Nachfrage gestiegen

Während des Lockdowns  bzw. den Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie ist Schätzungen von EUROPOL zufolge die Nachfrage nach Darstellungen (z. B. Fotos und Videoclips oder auch Livestreaming), die die sexuelle Ausbeutung von Kindern zeigen, stark angestiegen. 

Zum einen liegt das daran, dass bedingt durch die genannten Maßnahmen  und Home-Office Täter mehr Zeit zu Hause und im Internet verbringen konnten. Zum anderen hat sich das Sozialleben der Kinder und Jugendlichen durch die Schulschließungen ins Internet verlagert, wo sie sich viele Stunden am Tag unbegleitet aufgehalten haben. Zudem sind durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie auch die finanziellen Nöte von Familien in vielen Ländern der Welt gestiegen. Das eigene Kind im Internet Geld anzubieten, diente  in Einzelfällen als eine Möglichkeit, um Geld zu verdienen.

Unsere Petition für mehr Kinderschutz im Internet

Noch gibt es rechtliche Schlupflöcher und strukturelle Probleme, die einem effizienten Kinderschutz im Internet im Wege stehen.  Diese zu beseitigen, fordern wir mit unserer Petition für mehr Kinderschutz im Internet gemeinsam mit zahlreichen anderen NGOs. Konkret fordern wir von der Bundesregierung:

  • Recht auf Schutz priorisieren. Das Recht auf Schutz von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum muss vorrangig verwirklicht werden.
  • Unternehmen in die Verantwortung nehmen. Verbindliche Verpflichtungen für Unternehmen sind notwendig, um Risiken im digitalen Raum entgegenzuwirken.
  • Internationale Zusammenarbeit stärken. Klare Zuständigkeiten und effiziente globale Kooperationsstrukturen der Strafverfolgungsbehörden braucht es, um Kinder vor Gewalt zu schützen.
  • Wirksame Strafverfolgung ermöglichen. Investitionen in Strafverfolgung, Wissensaufbau und verpflichtende Fortbildungen für Polizei und Justiz sind erforderlich, um Straftaten gegen Kinder aufzuklären.

Was ist sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet

Man spricht von sexueller Ausbeutung von Kindern im Internet, wenn an einem Kind und oder Jugendlichen vorgenommene Handlungen sexuell expliziter Natur sind, die zu irgendeinem Zeitpunkt eine Verbindung zur Online-Umgebung haben und zeitgleich oder zeitversetzt über Kommunikations- und Informationstechnologien übertragen, verteilt, gekauft, verkauft, besessen, hergestellt oder dokumentiert werden (Definition sinngemäß nach Luxembourg Guidelines). 
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Netz kann verschiedenen Formen annehmen wie zum Beispiel:

  • Film- oder Bildaufnahmen von analogem sexuellen Missbrauch
  • Live-Streaming von Handlungen, die sexuell expliziter Natur sind
  • Cybergrooming als gezieltes Einwirken auf Kinder und Jugendliche, um sexuellen Kontakt anzubahnen
  • Sextortion als Erpressen von Kindern und Jugendlichen, um sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen

Die in den meisten Fällen männlichen Täter haben in der Regel zwei Motive:

  • Entweder sie haben pädophile Neigungen oder
  • Sie handeln aus finanzieller Motivation heraus und wollen das einschlägige Material verkaufen
Nachbarschaft von Jerry, einem Jungen aus den Philippinen, der sexuell ausgebeutet wurde

Online ausgebeutet – Die Geschichte des 12-jährigen Jerry aus den Philippinen

Die Philippinen gelten weltweit als Hotspot in Bezug auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Netz. Von dort stammt auch der 12-jährige Jerry*. Und das ist seine Geschichte.

Jerry verbringt gerne Zeit mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft. Während des Lockdowns bedingt durch die Pandemie konnten sie sich nicht sehen und es gibt einiges aufzuholen. Sie gehen oft an einem nahe gelegenen Strand schwimmen oder hängen an ihrem Lieblingsplatz ab.

So auch an dem Tag, der für ihn zum Einschnitt in seinem Leben wird. Jerry fragt seine Mutter Arlene, ob er mit seinen Freunden nach dem Strand zum Haus seines Freundes gehen dürfe, der bereits ein junger Erwachsener ist. Gemeinsam wollen sie etwas essen. Jerrys Mama erlaubte es. Sie sehen sich erst abends wieder. 

„Als ich fertig mit der Arbeit war, so gegen 10 Uhr abends, kam ein Nachbar auf mich zu und zeigte mir ein Video, auf dem mein Sohn mit einem seiner älteren Freunde sexuelle Handlungen vornimmt.  Ich bin zusammengebrochen, als ich das gesehen habe. Aber noch schlimmer war: Das Video war bereits auf einer Social-Media-Plattform veröffentlicht." Zu Hause findet sie ihren Sohn weinend vor. Jerry erzählt ihr, dass er zusammen mit seinen Freunden auf dem Video zu sehen ist. Der ältere Freund hatte sie dazu aufgefordert. Sie wussten nicht, dass sie gefilmt wurden.

Arlene erstattet sofort Anzeige bei der nahe gelegenen Polizeistation und informierte auch den Kinderschutz-Rat ihres Dorfes. Es vergehen Monate, ohne dass sich die Ämter, an die sie sich gewandt hat, reagieren. 

Ein Mitarbeiter von World Vision nimmt sich ihres Falls an und setzt sich mit dem Sozialarbeiter der örtlichen Regierung in Verbindung. Gemeinsam mit Jerry und Arlene wurden die Unterlagen, einschließlich eines psychologischen und medizinischen Gutachtens, neu eingereicht. World Vision begleitete die Familie auch zum Büro der Regional Anti-Cybercrime Unit, wo sie den Fall meldeten und Jerry und seine Freunde, die das Gleiche erlebt hatten, in ein Therapiezentrum brachten.

Dieses bietet Kindern, die Missbrauch und Ausbeutung erfahren haben, Schutz und Rehabilitationsmaßnahmen in Form einer vorübergehenden Unterbringung. Während die Kinder dort sind, gehen ihre Fälle vor Gericht. Es dauert zwei Jahre, aber es gelingt. Der Täter wird festgenommen und verurteilt. Die Rückkehr in ihre Familien wurde mit einer Familientherapie begleitet.

So arbeitet World Vision gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet

World Vision arbeitet auf den Philippinen, in Indien, Vietnam und Thailand zum Thema der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Netz:

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Mädchen aus den Philippinen
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Philippinen
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Auf den Philippinen ist aufgrund extremer Armut der digitalisierte, sexuelle Missbrauch von Kindern ein Weg geworden, rasch Geld zu verdienen. 

2017 startete World Vision eine Kampagne gegen sexualisierte Gewalt an Kindern. Seit 2018 sensibilisieren wir die Gesellschaft gemeinsam mit International Justice Mission und Compassion International, unterstützen Opfer, nehmen Einfluss auf die philippinische Politik, um Kinder besser zu schützen und setzen uns für die Verabschiedung von Gesetzen ein, die Kinder vor Gewalt bewahren.

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Kinder aus Thailand
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Im Zuge der Digitalisierung hat sich auch die sexuelle Ausbeutung von Kindern im letzten Jahrzehnt verstärkt ins Internet verlagert. In Thailand ist aufgrund hoher Armut der digitalisierte, sexuelle Missbrauch von Kindern ein Weg geworden, rasch Geld zu verdienen. Auch bedingt durch die Covid-19-Pandemie ist die Anzahl solcher Fälle in den beiden letzten Jahren gestiegen.

Seit 48 Jahren ist World Vision in 41 thailändischen Provinzen tätig. 2017 starteten wir eine Kampagne, um Gewalt gegen Kinder zu beenden. Ziel ist es, die Gesellschaft für Kinderrechte zu sensibilisieren, Kinder über Missbrauchsrisiken (u.a. im Internet) zu informieren, sie zu stärken, ihnen Zugang zu Bildung zu geben und sie durch eine Veränderung der Gesetze besser zu schützen.  

 

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Mädchen aus Vietnam
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In Vietnam leben etwa 26,5 Millionen Kinder, wovon mindestens 7 Prozent von sexuellem Missbrauch, Online-Gewalt oder Kinderhandel gefährdet sind. Armut gepaart mit technologischem Fortschritt haben die Anfälligkeit von Kindern für Missbrauch und Ausbeutung in der Cyberwelt erhöht. 

Seit 1988 ist World Vision in 14 Provinzen und Städten in Vietnam tätig. Unsere Arbeit zielt darauf ab, Kinder in unseren Projekten zu informieren, zu schützen und zu stärken und ihr Umfeld für Kinderrechte zu sensibilisieren. Zudem unterstützen wir jegliche Anstrengung der Regierung, Kinder vor Gewalt zu schützen und, in den letzten Jahren, insbesondere gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet vorzugehen und für eine sichere Nutzung des Internets sorgen.