A Brighter Future
Flüchtlinge in Uganda malen ihre Zukunft
Südsudan - der jüngste Staat der Erde und insbesondere seine jüngsten Bewohner leiden unter einem blutigen Bürgerkrieg. Rund 900.000 Menschen sind seit 2013 aus dem Südsudan geflohen und haben in Uganda Schutz gefunden, einem Land mit einer der fortschrittlichsten Regelungen für Flüchtlinge weltweit.
Uganda hat sich entschlossen, seine Grenzen zu öffnen und erteilt den geflohenen Familien Landrechte. Sie dürfen Geschäfte eröffnen und betreiben, zudem haben sie Zugang zum Gesundheits- und Bildungssystem. Nur 15 Prozent der Kosten für die Versorgung der Geflohenen sind gedeckt. Als Konsequenz wurden die Nahrungsrationen reduziert und Kinder sind einer wachsenden Gefahr von Ausbeutung und Gewalt ausgesetzt.



Die hellen Farben zeigen uns, wie hell unsere Zukunft sein kann.

Südsudanesen mussten nach Uganda fliehen.

davon sind Kinder.

unbegleitete Kinder kommen täglich über die Grenze.
Lina, 16 Jahre
Die 16-jährige Lina hat ein Selbstportrait im Stil der kanadischen Künstlerin Sandra Chevrier gemalt.
Als die Gewalt in Südsudans Hauptstadt Juba eskalierte, entschlossen sich Lina und ihr Vater zur Flucht. Am darauffolgenden Morgen stand Lina auf und begann ihre Tasche zu packen. Weil sie dachte, ihr Vater hätte verschlafen, ging sie in sein Schlafzimmer, um ihn zu wecken. Das Zimmer war auf den Kopf gestellt worden und der Körper ihres Vater hing von dem Dachbalken.


Ein Nachbar half Lina, einen Bus in das Flüchtlingscamp Bidibidi in Uganda zu nehmen. Seit August wohnt sie hier ganz allein. Rund 900.000 Südsudanesen haben seit Dezember 2013 in Uganda Schutz gesucht, davon sind 59 Prozent Kinder. Viele von ihnen sind wie Lina allein. „Das Leben ist schwer. Ich bin ganz allein. Zu zweit wäre es ertragbar, aber ich bin allein. Ich möchte lernen, aber wenn ich an die Vergangenheit denke, habe ich Angst.”
Lina fühlte sich gleich von der Kunst von Sandra Chevrier angesprochen und wandte die gleiche Technik an, um ihr Selbstportrait zu erstellen.
Ich mag mein Bild sehr. Während ich daran gearbeitet habe, konnte ich die Vergangenheit vergessen.
Zuerst wurde ein Portraitfoto von Lina gemacht und auf eine Wand projiziert. So entstanden die Umrisse ihres Potraits. Unter der Anleitung von Apartial malte sie weibliche Superhelden über ihre Umrisse. „Ich mag das Bild so sehr, deshalb wollte ich es selbst machen. Während der Arbeit habe ich mich so glücklich gefühlt und nicht mehr an die Vergangenheit gedacht."
Lina träumt davon, mit ihrem einzigen noch lebenden Verwandten zusammen zu sein- ihrem Bruder Judith. Er lebt mittlerweile in den Vereinigten Staaten. „Er war sehr gut in der Schule und erhielt ein Stipendium in Kampala. Wegen seiner guten Leistungen begann eine Amerikanerin ihn zu fördern. Ich habe leider seine Telefonnummer und seine Email-Adresse auf der Flucht verloren.”
John, 12 Jahre
Der 12-jährige John ist fest entschlossen, eines Tages Präsident seines Landes zu werden. Er hat an einem Bild eines Jungen, der in eine bessere Zukunft blickt, gearbeitet, ein Motiv des französischen Künstlers Seth. John ist ein ernster Junge, der nur lacht, wenn er etwas wirklich lustig findet und der nur spricht, wenn er etwas zu sagen hat.


Er lebt ganz alleine seit August in Bidibidi. Als die Kämpfe in seinem Dorf ausbrachen, floh seine Familie Hals über Kopf. In dem Chaos der Flucht verlor er seine drei Geschwister und seine Eltern. „Ich musste über Leichen steigen. Autos brannten, es fielen Schüsse. Ich lief um mein Leben. Ich weiß nicht, wer dafür verantwortlich war oder warum sie es taten. Kinder wurden verletzt und bluteten. Manchen wurden Gliedmaßen abgetrennt. Ich konnte nicht mitzählen, so viele wurden geschlachtet. Manchmal erscheinen sie in meinen Träumen.”
Ich musste über Leichen steigen. Autos brannten, es fielen Schüsse. Ich lief um mein Leben.
John sprang auf einen Bus nach Uganda. Er weiß nicht, ob seine Familie noch am Leben ist. Die Schule und der Fußball lenken ihn ab. „Nur wenn ich abends in mein Zelt zurück komme und allein bin, fühle ich mich traurig und frage mich, wo sie sind.”
Viola, 16 Jahre
Mit 16 Jahren ist Viola bereits Ehefrau und Mutter. Der Konflikt im Südsudan zwang sie viel zu früh erwachsen zu werden. Violas Eltern waren auf dem Weg in die Stadt, als sie mit Macheten angegriffen und getötet wurden. Ein Passant hat das Telefon des Vaters an sich genommen und die Familie informiert.


Viola ist die Älteste von vier Kindern. Ihr jüngster Bruder war erst 18 Monate alt, als die Eltern ums Leben kamen. Viola erinnert sich, wie er sich an den Körper der toten Mutter klammerte, als sie beerdigt wurde. „Er wollte nicht , dass sie allein unter der Erde liegt." Viola übernahm die Verantwortung für ihre Geschwister. Als ein 20-jähriger Mann um ihre Hand anhielt und versprach, ihrem Onkel Geld für die Pflege ihrer Geschwister zu geben, hatte Viola keine andere Wahl.
Ich bete immer, dass meine Tochter nicht krank wird.
Ihre Eltern hätten einer so frühen Hochzeit nie zugestimmt. „Sie hatten mich so lieb und sagten immer: Du bist so jung. Geh und lerne, damit du jemand wirst, der die Zukunft verändern kann. Mein Traum war es Ärztin zu werden!” Viola war fast im neunten Monat schwanger, als sie sich mit ihrem Mann dazu entschloss, ihre Heimatstadt Yei zu verlassen. „Ich habe vieles mit ansehen müssen. Die Menschen haben vor Nichts halt gemacht. Sie töteten Lahme, Alte, Kinder und sogar Schwangere.” Baby Mary wurde im September nur kurz nach der Ankunft im Flüchtlingscamp Bidibidi ohne die Hilfe von anderen geboren.
