Bewaldeter Hügel FMNR

COP27 Ägypten: Klimawandel muss zum Umdenken in der Entwicklungspolitik führen

Vorausschauender Umgang mit Klima- und Wetterkatastrophen dringend erforderlich

Friedrichsdorf, 4.11.2022

Schäden und Verluste durch regenerative Wiederaufforstung verringern

Eines der Hauptthemen auf der COP27 in Ägypten wird in diesem Jahr das Thema „Loss and Damage“ (Schäden und Verluste) sein. Stürme, Hochwasser und andere Naturkatastrophen richteten im vergangenen Jahr weltweite Schäden in Höhe von 280 Milliarden US-Dollar an (Munich Re). Alle Länder sind inzwischen von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, aber am stärksten bedroht sind Subsahara-Afrika (vor allem die Sahelzone), Süd- und Südostasien (besonders die Länder mit viel Landwirtschaft und niedrig gelegenen Küstengebieten) sowie kleine Inselstaaten in der Karibik und im Pazifischen Ozean. Die Industriestaaten hatten versprochen, bis 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für die Bewältigung der Klimakrise in ärmeren Ländern bereitzustellen. Dieses Versprechen wurde bisher nicht eingelöst und die Summe muss inzwischen aufgestockt werden. 

„Nachdem bei der letzten Klimakonferenz in Glasgow die Ärmsten der Armen bitter enttäuscht wurden, muss in diesem Jahr dafür gesorgt werden, dass diejenigen, die am wenigsten zur Klimakatastrophe beigetragen haben, angemessen entschädigt werden,“ fordert Ekkehard Forberg, World Vision Experte für Friedenspolitik und Klimawandel.

Klima und Entwicklung sind heute untrennbar miteinander verbunden. Besonders in den Ländern des Südens sorgt der Klimawandel für katastrophale Verhältnisse, nimmt den Menschen jede Hoffnung und den Kindern die Chance auf eine erfüllte Zukunft. Familien werden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, Konflikte um die wenigen noch vorhandenen Ressourcen brechen aus. Klimabedingte Schocks und Belastungen verschärfen die Ungleichheiten zwischen Kindern in Bezug auf Gesundheit, Bildung und langfristige Entwicklungschancen. Forberg: „Daher muss es auch ein Umdenken in der Entwicklungszusammenarbeit geben. Die Reduzierung von Armut und die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels laufen auf dasselbe hinaus. Wir fordern zudem, dass im Bereich Klima- und Wetterkatastrophen stärker vorausschauend gehandelt wird. Die Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen brauchen Hilfe für konkrete Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen und finanzielle Unterstützung für Verluste und Schäden.“

Das Klimafinanzierungsziel bis 2025 sollte alle diese Elemente enthalten, so Forberg. Die Höhe der Mittel muss sich an den Bedarfen der entsprechenden Länder orientieren. Für die Bewältigung klima-bedingter Schäden und Verluste sollte auf der COP27 ein Finanzfonds gegründet werden. 

Durch ihre Anpassungs- und Minderungsfähigkeit kann regenerative Wiederaufforstung dazu beitragen, Verluste und Schäden durch die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern. Wälder entziehen der Atmosphäre zudem riesige Mengen von Treibhausgasen und sind neben den Ozeanen weltweit eine der großen Kohlenstoffsenken. 

World Vision setzt regenerative Wiederaufforstung nach der FMNR-Methode (Farmer managed natural regeneration) bereits in 27 Ländern und mehr als 100 Projekten um. 

In den Projekten, in denen massive regenerative Wiederaufforstung betrieben wurde, zeigt sich, dass sich auch die Lebensbedingungen der Menschen und das Mikroklima zum Positiven verändert haben. Kinder sind gesünder und gehen zur Schule, das Einkommen der Bauern verbessert sich, es regnet mehr, es ist kühler und bedingt dadurch können die Bauern höhere Ernteerträge einfahren. „In der südäthiopischen Region Humbo gab es z.B. viele Jahre lang immer wieder Hungersnöte. Dadurch, dass es heute große und dichte Wälder gibt, können die Menschen inzwischen Überschüsse an das Welternährungsprogramm liefern“, betont Forberg.