Wegbereiterin im Südsudan ausgezeichnet

Akech verschafft Frauen in der Landwirtschaft Erfolg und Anerkennung

„Am Anfang meiner Arbeit in der Landwirtschaft hatte ich primär das Ziel meine Familie satt zu bekommen und meine Kinder in die Schule schicken zu können. In der Zusammenarbeit mit meiner Gruppe und mit dem Projekt von World Vision haben sich meine Ziele aber jeden Tag weiter entwickelt“, erzählt Akech Manyuat Dong. 

Die 45-jährige Bäuerin lebt in einem Rundhütten-Dorf nahe der Stadt Kuajok im Südsudan. Zur Zeit verbringt sie viel Zeit mit der Ernte und Verarbeitung von Hirse, Mais und Erdnüssen. Alles in Handarbeit. Auch in den Gemüsefeldern ist immer etwas zu tun und oft wird Akech um Rat gefragt.

Mitten in dieser geschäftigen Zeit triff eine Nachricht aus Deutschland ein, die für Akech sehr überraschend kam: Sie wird ausgezeichnet! Als eine von sieben Frauen hat sie einen Preis erhalten, den die Bundesregierung im Rahmen ihrer „Sonderinitiative für eine Welt ohne Hunger verleiht. Der „Game Changer Award“ würdigt herausragende Beiträge von Frauen für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung in Afrika und Asien. Die internationale Jury kam zu dem Schluss, Akech sei eine echte "Game Changerin", weil sie anderen Frauen und Männern zeige, welches Potential Frauen haben und weil sie sich von keinen Widerständen stoppen ließ. 

„Ich bin glücklich und immer noch überwältigt - mein Traum geht in Erfüllung“, beschreibt Akech ihre Gefühle. „Es ist nicht nur für mich eine Ermutigung, sondern auch für mein Dorf und für mein Land“, sagt sie. Das muss sie uns natürlich näher erklären ...

Akech Manyuat Dong zeigt die Trophäe des Game Changer Awards
Akechs Gruppe - hier im Gemüse-Feld - freut sich mit über die Auszeichnung.
Ihr Marktstand ist einfach, bringt aber zusätzliches Einkommen.
Dank einer Spargruppe können Akech und die anderen Frauen ihr Unternehmen weiter entwickeln.
Um die Ernährungssituation weiter zu verbessern, züchtet und verkauft Akech nun auch Baumsetzlinge, zum Beispiel Mangobäumchen.

Im Südsudan tragen Frauen meistens die Hauptverantwortung für die Ernährung der Familien und die Gesundheit der Kinder. Wenn es jedoch um Entscheidungen über die Verwendung von Land, die Art der Nahrungsmittelproduktion oder -verwendung geht, wird ihnen meist kaum ein Mitspracherecht eingeräumt. Es gibt daher nur wenige Landfrauen, die wirklich unternehmerisch handeln können, zumal ihnen meist das Kapital, die Ausbildung und der Zugang zu anderen Ressourcen fehlt. Jobs außerhalb der Landwirtschaft gibt es auf dem Dorf aber auch nicht. 

Akechs Chance kam, als die lokale Partnerorganisation von World Vision vor zwei Jahren das vom BMZ geförderte Projekt zur Ernährungssicherung einführte. Akech zeigte sich interessiert Neues zu lernen und bekam Schulungen, Werkzeug und Saatgut. „Ich begann zögerlich. Das Pflanzen von Gemüse während der Trockenzeit machte zum Beispiel aus meiner Sicht keinen Sinn. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es funktioniert. Aber ich forderte mich selbst heraus es zu versuchen.“

Informationen zur gesunden Ernährung halfen der Bäuerin die empfohlenen Nutzpflanzen richtig einzusetzen. „Ich kochte mit dem Gemüse und beobachtete, wie meine Kinder gesünder wurden“, erzählt sie. „Das hat mich motiviert mehr Feldfrüchte anzubauen. Den Überschuss verkaufte ich auf dem Markt, um zusätzlich etwas Geld zu verdienen, und dieses Geld verwendete ich für die Ausbildung und die Bedürfnisse meiner Kinder“, fährt sie fort.

Inspiration für andere Frauen - auch durch Teamgeist 

Von den Veränderungen in Akechs Familie wurden Frauen in der Nachbarschaft inspiriert, dem Beispiel zu folgen. Sie teilte gerne mit ihnen ihr Wissen und sie gründeten eine Gruppe. „Die Gruppe wuchs, als weitere Frauen zu uns kamen, um sich zu beteiligen, und ich freute mich sie anzuleiten“, erzählt sie stolz. Die Hadic-Kooperative, mit 30 aktiven Mitgliedern und mit Akech als Leiterin, eignete sich dank fortdauernder Beratung und Begleitung immer mehr Fertigkeiten in effektiven und umweltfreundlichen landwirtschaftlichen Methoden an. Auch wie man die Ernte richtig lagert, damit sie nicht verdirbt, lernten die Frauen.

Als Leiterin hilft Akech ihrer Gruppe  auch angespartes Geld zu verwalten. „Wir entscheiden gemeinsam wer für eine Investition einen Kredit bekommen soll.“ Ihr eigenes neuestes Projekt, das sie auf eigene Faust startete, ist eine Baumschule für Mangobäume, die auf dem Boden gut wachsen können.

Frauen haben die gleichen Rechte wie Männer und können genau so viel erreichen
Akech Manyuat Gong

Sie habe anfangs viel Abwehr und Gegenwind aus der Gemeinschaft erfahren, räumt Akech ein, „besonders von den Männern“. Indem sie immer wieder über ihr Tun informierte und die Vorteile aufzeigte, erreichte sie schließlich einen Sinneswandel. Ihr Appell: „Wenn man uns Frauen die Chance gibt, sich zu beteiligen, werden wir die Landwirtschaft fördern und die Ernährung in unseren eigenen Gemeinschaften sichern.“

Akechs Nachbar Mawac, dessen Frau sich der Bauerngruppe anschloss, war nach eigenen Worten anfangs so verärgert, dass er sie sogar aus dem Haus schickte. „Aber als unsere Familie begann, die gesunden Mahlzeiten zu genießen, die sie aus dem Garten zubereitete, habe ich auch ihre Bemühungen und ihren Beitrag zu schätzen gelernt“, berichtet er. Mawac glaubt nun, dass die Beteiligung von Frauen in der Landwirtschaft und bei anderen Gemeinschaftsunternehmungen zu einer nachhaltigeren Entwicklung führen kann. „Ich sah viele positive Veränderungen in meinem Haushalt, nachdem meine Frau dem Projekt beigetreten ist“, fügt er hinzu.

Wenn es nötig ist, scheut sich Akech nicht, allen zu sagen, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer und genauso viel erreichen können. 

Akechs Engagement macht den Unterschied: Es  gibt mehr und bessere Nahrung für ihre Familie und ihre Gemeinschaft

Akechs Engagement macht den Unterschied: Es gibt mehr und bessere Nahrung für ihre Familie und ihre Gemeinschaft

Dr. Mesfin Loha, Landesdirektor von World Vision Südsudan, beglückwünschte die Preisträgerin und ist der Bundesregierung dankbar für die Auszeichnung. Er erklärt: „Der Südsudan ist eine sehr patriarchalische Gesellschaft, besonders in der Gegend, aus der Akech stammt. Was sie leistet und erreicht hat, zeigt, dass es trotz der Herausforderungen und benachteiligenden Auffassungen für Frauen mit etwas Unterstützung möglich ist, Führung zu übernehmen.“ Sie habe nicht nur ihr eigenes Leben positiv verändert, sondern auch die Wahrnehmung der hart arbeitenden Frauen positiv beeinflusst. „Sie ist unsere Alltagsheldin, die ihren Beitrag dazu leistet, die Welt zu einem besseren Ort für Kinder zu machen.“

Die Preisträgerin erhält Glückwünsche von World Vision, von der lokalen Regierung und von Vetreterinnen ihres Dorfes.
Ein Erinnerungsfoto von der Preisübergabe im Projekt

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