Mossul-Offensive: Geflüchtete Kinder werden jahrelang Unterstützung brauchen

Kinderhilfsorganisation World Vision fordert mehr Hilfe für Geflüchtete

Friedrichsdorf/Mossul, 17.10.2016. 

Heute hat die Militäroffensive zur Befreiung der nordirakischen Stadt Mossul begonnen. Die Kinderhilfsorganisation World Vision erwartet, dass viele Zivilisten, die sich noch in der Stadt aufhalten, jetzt flüchten werden. Vor allem Kinder werden viele Jahre die Unterstützung von Experten benötigen, um ihr Leben wiederaufzubauen, warnt die Organisation.


Bis zu einer Million Menschen könnten die seit Juni 2014 besetzte Stadt Mossul in Richtung Flüchtlingscamps verlassen. Unklar bleibt, welche Routen sie wählen und wie lange es dauert, zu entkommen. Auch sind die existierenden Camps für Geflüchtete nicht groß genug, um die Menschen angemessen zu versorgen. Die Arbeit in der Region müsse dringend besser finanziert werden.


World Vision arbeitet rund um die Uhr, um die notwendigen Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, sauberes Wasser und Hygiene-Pakete für den Einsatz vorzubereiten. Auch Kinderschutzzentren – sichere Orte, an denen Kinder wieder ein Stück Normalität mitten im Chaos erleben können und psychologische Unterstützung erhalten – werden in jenen Camps errichtet, wo die Flüchtlinge eintreffen werden.
Khalil Sleiman, Einsatzleiter bei World Vision für Nordirak, sagt: “Wir haben bereits eine halbe Million Menschen unterstützt, die bei der ersten Belagerung vor mehr als zwei Jahren aus Mossul geflohen sind. Wir erwarten nun einen weiteren massiven Zustrom von Kindern und ihren Familien." Vielen von ihnen hätten so schreckliche Dinge erlebt, die man nicht beschreiben und vorstellen könne. 


“Sie werden mit nichts außer ihren Kleidern am Leib ankommen. Sie werden durstig und hungrig sein und dringend medizinische Versorgung brauchen”, ergänzt Sleiman. “Die Gewalt wird auch verheerende Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden der Kinder haben. Viele von ihnen werden jahrelange Unterstützung von Spezialisten benötigen, um mit dem Erlebten klarzukommen und wieder zu einer Art Normalität zurückzufinden.


Kinder sind immer die besonders Verletzlichen in solchen Konflikten. World Vision fordert einen menschenwürdigen Umgang mit Zivilisten während der gesamten Mossul-Offensive. Die Kinderhilfsorganisation befürchtet zudem, dass Dokumente der Einwohner während der IS-Herrschaft konfisziert worden sein könnten. Dies führe zu Problemen bei der Registrierung von geflüchteten Kindern.

ACHTUNG REDAKTIONEN: Unser Kollege Chris Weeks (englischsprachig) war vergangenen Woche im Nordirak. Er arbeitet im benachbarten Jordanien und gibt Auskünfte zur Situation in den dortigen Geflüchtetencamps.


Fotomaterial aus dem nordirakischen Geflüchtetencamp Debaga (bei Erbil) kann bei der Pressestelle abgefragt werden.

 

Flüchtlingscamp Debaga Nordirak