Covid-19 Hilfsaktion

World Vision hat die größte humanitäre Hilfsaktion in ihrer 70jährigen Geschichte gestartet

30 Jahre Fortschritte in der Armutsbekämpfung könnten durch die Corona- Pandemie zunichte gemacht werden

Friedrichsdorf / Berlin, 5.5.2020

Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision hat die größte humanitäre Hilfsaktion in ihrer 70jährigen Geschichte gestartet. Der Schwerpunkt der Maßnahmen liegt nun in fast allen Ländern, in denen die Organisation tätig ist, auf der Nothilfe im Rahmen der COVID-19-Bekämpfung.

World Vision warnt davor, dass 30 Jahre Fortschritte in der Armutsbekämpfung durch die Pandemie zunichte gemacht werden könnten. „Viele Menschen müssen sich entscheiden, ob sie sich einer Erkrankung durch das Virus aussetzen oder ob sie und ihre Kinder an Hunger oder Mangelernährung sterben“, betont Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. „Wir sind zutiefst besorgt, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Entwicklung einer ganzen Generation von Kindern beeinträchtigen könnte. Es ist daher entscheidend, dass die internationale Gemeinschaft, Regierungen, Einzelpersonen und Unternehmen im Kampf gegen das Virus zusammenhalten, umgehend reagieren und ihren Fokus auf die Schwächsten und die Kinder richten.“

World Vision plant, etwa 72 Millionen Menschen in mehr als 70 Ländern mit Hilfsmaßnahmen zu erreichen, die Hälfte davon Kinder. Dafür will die Organisation 350 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellen. 37.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, 400.000 Respektspersonen aus Religion und Gesellschaft, sowie 220.000 Gesundheitshelfer und Gesundheitshelferinnen, die in den World Vision-Projekten arbeiten, unterstützen die Präventionsarbeit und entwicklungsorientierte Hilfen.

„Viele Kinder werden auch nach Ende dieser Pandemie noch lange die Auswirkungen dieser Seuche zu spüren bekommen. Die Kindersterblichkeitsrate, die sich seit 1990 mehr als halbiert hat, könnte nun wieder ansteigen“, so Waffenschmidt. „Noch nie in unserer Geschichte haben wir eine weltweite Notsituation dieses Ausmaßes erlebt, aber wir und andere Hilfsorganisationen können diese Katastrophe nicht allein bekämpfen.“

Die NGO warnt davor, dass viele einkommensschwache Länder jetzt erst die Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommen. Das Virus ist höchst gefährlich für die Schwächsten der Welt. In vielen Ländern gibt es keine oder nur schlecht funktionierende Versorgungssysteme, wie beispielsweise in Afghanistan. Nur 30 % der Bevölkerung haben in dem Land Zugang zu einer Gesundheitsstation, die sie innerhalb von  zwei Stunden erreichen können. Die meisten dieser Anlaufstellen sind nicht dafür geeignet, schwerere Symptome von Covid-19 zu behandeln. Zudem ist die gesundheitliche Vorsorge für Kinder, z.B. Impfungen, kaum noch möglich, zum einen, weil es an Nachschub von Impfstoff fehlt oder weil durch Ausgangsbeschränkungen die Kinder nicht mehr von Gesundheitspersonal untersucht werden können. World Vision fordert, dass die internationale Gemeinschaft den Ländern Priorität einräumt, die langfristig am stärksten durch die Auswirkungen von COVID-19 gefährdet sind. „Millionen Mädchen und Jungen könnten ärmer, hungriger, kränker und weniger gebildet sein und mehr Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sein“, so Waffenschmidt.

Besonderes Augenmerk müsse hierbei auch auf Konfliktgebiete gerichtet werden. Jedes 6. Kind auf der Welt lebt in solch einer Region. Gerade in Ländern mit schwachen staatlichen Strukturen ist jedoch die wirtschaftliche und soziale Situation der Familien der entscheidende Faktor, ob Kinder gut durch die Zeit der Pandemie kommen und ob sie jemals wieder die Chance auf ein gesundes Leben, Bildung, berufliche Selbstverwirklichung und die Gründung einer eigenen Familie bekommen. Gerade in diesen Ländern ist jetzt internationale Hilfe notwendig. In einigen Ländern sind zur Eindämmung des Coronavirus Waffenstillstände vereinbart worden – eine Chance, die unbedingt genutzt werden sollte.

Selbst die wohlhabendsten Länder der Welt stehen vor eine ihrer größten Herausforderungen. Jetzt wütet das Virus an Orten, in denen es so gut wie keine fortschrittliche Versorgung gibt und wo Menschen, die tagtäglich in überfüllten Flüchtlingslagern, Slums und Siedlungen leben, keine Möglichkeit haben, Distanz zu ihren Mitmenschen einzuhalten.