DR Kongo

Nothilfe für konfliktbetroffene Kinder und Gemeinden in Oicha, Demokratische Republik Kongo

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Finanziert von:

Das Auswärtige Amt unterstützt Projekte der humanitären Hilfe sowie der Sofort- und Katastrophenhilfe mit dem Ziel, Leben zu retten und menschliches Leid zu lindern. Im Finanzjahr 2017 förderte das Auswärtige Amt unsere Projektarbeit in Burundi, Irak, Kongo, Niger, Somalia und Sudan.

Projektzeitraum:

Januar 2017 - März 2019

Land:

Demokratische Republik Kongo

Finanzvolumen:

1.622.582,46 Euro (davon 1.460.324,59 Euro vom Auswärtigen Amt, 162.257,87 Euro aus Eigenmitteln von World Vision)

Projektbeschreibung:

Der anhaltende bewaffnete Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo hat eine der längsten und komplexesten humanitären Krisen zur Folge. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen untereinander und zwischen den Rebellengruppen und nationalen Streitkräften führen neben den furchtbaren und leidvollen Ereignisse an sich zu einem andauernden Klima der Angst, Bedrohung, Unterdrückung und Militarisierung, welches die Zivilgesellschaft traumatisiert. Aufgrund der geographischen Gegebenheiten des Landes, einer schwachen Regierungsführung, mangelhafter Infrastruktur und hoher Armut kommt es zudem zu einer hohen Prävalenz von Natur- und von Menschen verursachten Katastrophen wie Vulkanausbrüchen, Überschwemmungen und Erdrutschen sowie Krankheitsausbrüchen. 2016 litten 5,9 Mio. Menschen in der DR Kongo an Ernährungsunsicherheit und 1,9 Mio. Menschen waren intern vertrieben. Für die Jahre 2017 bis 2019 errechnete UN OCHA eine Anzahl von 7,3 Mio. Menschen, die in der DR Kongo einen Bedarf an humanitärer Hilfe haben.
Die humanitäre Lage in der Provinz Nord-Kivu ist eine der kompliziertesten in der Demokratischen Republik Kongo. Die Stadt Oicha hat seit 2010 mehrere schwere Vertreibungswellen erfahren. Im August 2016 wurden in Nord-Kivu rd. 857.000 Binnenvertriebene gezählt. Die Mehrheit der Vertriebenen (72%) sucht Zuflucht in nahegelegenen Dörfern und belastet damit die ohnehin knappen Ressourcen der Gastgemeinden.
Aktuell wird die Situation im Projektgebiet durch die alarmierend steigende Aktivität der bewaffneten Gruppen seit September 2018 mit Angriffen und Hinterhalten, die zu Ermordungen, Entführungen von Zivilpersonen und anderen Schäden (Verbrennung von Häusern, Fahrzeugen, Plünderungen von Haushalten und kleinen Viehbeständen) führen, verschärft. Aufgrund der sehr unsicheren Lage sind viele Schulen geschlossen worden. Hinzu kommt die Ausbreitung des Ebolavirus im Projektgebiet seit Mitte des Jahres 2018 mit 427 Fällen bis Ende November, darunter 246 Todesfälle. Zudem kam es zu Demonstrationen bezüglich der geplanten Wahlen im Dezember 2018. All diese Faktoren haben negative Auswirkungen sowohl auf die humanitäre Lage als auch auf die Programmumsetzung. Es kam so insbesondere vermehrt zu Vertreibungen der Bevölkerung im Projektgebiet, welche von unsicheren Orten zu mäßig sicheren Orten umsiedeln.

Ziele und Inhalte des Projekts:

Das Projekt „Nothilfe für konfliktbetroffene Kinder und Gemeinden in Oicha“ hat zum Ziel, zur unmittelbaren Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die von der Krise im Osten der DR Kongo betroffen sind, beizutragen, wobei die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen priorisiert werden. Dabei geht es um die Verbesserung des Wohlbefindens und gesundheitsfördernden Verhaltens von 2.380 Kindern und Jugendlichen sowie von 16.000 Erwachsenen in den konfliktbetroffenen Gemeinden in Oicha. Zur Erreichung dieses Ziels sollen die unmittelbaren Schutz- und Bildungsbedarfe von den 2.380 konfliktbetroffenen Kindern, einschließlich den intern Vertriebenen, Rückkehrern und Kindern in Gastgemeinden, sichergestellt werden. Es geht dabei v.a. um die Sicherstellung eines Zugangs zu einem geschützten Lernumfeld, um die Verbesserung der Qualität und Relevanz von Bildung und um ein verbessertes Verhalten von Gemeinden zum Schutz vor und zur Vorbeugung von Ebolafieber.
Konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung sind beispielsweise die Rehabilitierung und Ausstattung von sog. Child Friendly Spaces (CFS) sowie deren Betrieb, um eine sichere und schützende Umgebung für gefährdete Kinder und Jugendliche anzubieten. Derzeit bieten 4 CFS 1.386 Kindern und Jugendlichen zwischen 3 und 18 Jahren psychosoziale Unterstützung an. Das Angebot reicht von Kreativ- und Freizeitaktivitäten bis zu psychosozialer Unterstützung in Form von Einzelsitzungen und Gruppendiskussionen. Zentren zur Berufsausbildung sollen für eine sichere, schützende und gewaltfreie Umgebung für 181 Jugendliche sorgen, um das Risiko des Anschlusses an bewaffnete Gruppen zu mindern. So haben 50 Jugendliche, die 2017 mit der Ausbildung begannen, diese im Juli 2018 abgeschlossen, weitere 61 Begünstigte (darunter 17 Jungen und 44 Mädchen) schließen derzeit ihre Ausbildung in den Bereichen Tischlerei, Schweißerei, Frisörhandwerk und Schneiderei & Nähen ab. Durch den Aufbau von Spargruppen soll es zur Verbesserung der finanziellen Situation und damit der Handlungskompetenzen von 660 konfliktbetroffenen Haushalten kommen. Derzeit sind bereits 32 Spargruppen aktiv. 2.200 vertriebene Kinder sollen einen verbesserten Zugang zu Bildung durch die Bereitstellung von Gutscheinen für Schulen und Schulmaterialien erhalten. Lehrer von 10 Schulen werden geschult, um den Schülern eine verbesserte Lese- und Schreibfähigkeit vermitteln zu können. Zur Prävention von Ebola wurden bisher 8.500 Hygiene Kits bestehend aus Wassereimern/-tanks, Auffangbecken, Seife und Infomaterial an 6.000 Haushalte und 500 öffentliche Plätze verteilt. Die Child Friendly Spaces, das Ausbildungszentrum sowie Leseclubs wurden zudem mit Thermometern ausgestattet. Es wurden über 37.000 Haushalte zum Thema Ebola sensibilisiert, wodurch 224.172 Menschen erreicht wurden. Zudem wurden u.a. 63 religiöse Leiter zum Ebolavirus und der Art der Übertragung und Prävention, Anzeichen und Symptomen und sicheren Bestattungsriten sowie Möglichkeiten der Impfungen geschult. Es wurden 30 Radioprogramme auf den wichtigsten lokalen Radiokanälen ausgestrahlt, welche Informationen zur Prävention lieferten.

An wen richtet sich die Hilfe?

Direkte Begünstigte des Projektes sind etwa 2.380 (1.300 Mädchen und 900 Jungen) vom Konflikt betroffene und vertriebene Kinder und Jugendliche und 660 Haushalte. Wobei ca. 1.450 (870 Mädchen, 580 Jungen, im Alter von 3 bis 17 Jahre) Kinder und Jugendliche an den Aktivitäten in den Child Friendly Spaces teilnehmen, ca. 180 (108 Mädchen, 72 Jungen, im Alter von 16 bis 18 Jahre) Jugendliche an den Angeboten zur Berufsbildung teilnehmen, ca. 660 Haushalte (440 Frauen, 220 Männer) von Einkommen schaffenden Maßnahmen und dem Aufbau von Spargruppen profitieren und ca. 2.200 (1.100 Mädchen, 1.100 Jungen, im Alter von 6 bis 12 Jahre) Kinder und Jugendliche vom Zugang zu Bildung und besseren Bildungsstandards profitieren. Hinzu kommen 60 Lehrer, die geschult werden, und ca. 800 Kinder, die regelmäßig am Angebot von Lesecamps teilnehmen. 180 religiöse Führer und Gesundheitspersonal werden in Ebola Präventions- und Kontrollmaßnahmen geschult. 8.000 Haushalte (40.000 Begünstigte) profitieren von Hygiene Kits, die direkt an Haushalte verteilt werden, weitere 150.000 werden durch Verteilung von Hygiene Kits an öffentlichen Plätzen erreicht.
Indirekte Begünstigte des Projektes sind ca. 3.300 Personen (1.100 Erwachsene und 2.200 Kinder), da sie Teil der Haushaltsgemeinschaften sind. Ca. 500.000 Bewohner werden durch weitreichende Sensibilisierungskampagnen via Radiosendungen und Poster über präventive Maßnahmen zur Eindämmung des Ebolavirus erreicht. Diese Zahlen beruhen auf der geschätzten Anzahl der Binnenvertriebenen und Rückkehrer im Projektgebiet. Da die Migrationsbewegungen anhalten, variiert die Anzahl der indirekt begünstigten Personen während der Projektlaufzeit.
Bei der Auswahl der Begünstigten wurde der Fokus auf außerordentlich Bedürftige, die in besonderem Maße von den Auswirkungen des Konfliktes betroffen sind, gelegt. Dies umfasst insbesondere ehemalige Kindersoldaten und Zwangsprostituierte, Straßenkinder, Waisen und Kinder die von ihren Eltern getrennt wurden, Kinder die aufgrund ständiger Flucht keine ausreichende Schulbildung haben, Haushalte die entweder von Kindern oder alleinstehenden Müttern geleitet werden und Haushalte die Opfer der Massaker sind.