Martin Hiltbrunner ist bei World Vision Deutschland unter anderem für humanitäre Hilfe zuständig. Er kennt den Libanon aus eigener Anschauung sehr gut: Der 47-Jährige hat von Oktober 2017 bis Juni 2020 im Libanon gelebt. Wir haben ihn zur aktuellen Situation befragt und was dem Libanon helfen könnte:
1. Der Libanon galt einmal als „Schweiz des Nahen Ostens“. Dann kamen Bürgerkriege, Kriege und militärische Auseinandersetzungen mit dem Nachbarn Israel, Terrorismus und der Zerfall staatlicher Strukturen. Jetzt steht der Libanon vor dem Kollaps. Ist der Libanon noch zu retten?
Der Libanon wird zurecht „Schweiz des Nahen Ostens“ genannt, wir waren immer wieder beeindruckt über die Schönheit und Vielseitigkeit des Landes. Tatsächlich hat das Land zum Zeitpunkt mit vielschichtigen und tiefen Problemen zu kämpfen und es wird darauf ankommen, ob sie fähige Personen beauftragen, das Land aus dieser schon sehr tristen Situation zu führen.
2. Der Libanon ist ein Staat mit vielen sozialen Gruppierungen, Christen, Muslime, Drusen, dann viele syrische Flüchtlingen dazu die verschiedenen militärischen Organisationen. Gibt es überhaupt so etwas wie ein gemeinsames Interesse, den Staat zu erhalten?
Mein Eindruck war zuerst, dass der Zusammenhalt zwischen den einzelnen Gruppierungen tatsächlich nicht so groß war, doch als dann die Demonstrationen im Oktober begannen war ich beeindruckt, wie sich normale Leute auf der Straße vereinten, um für ihr Land zu demonstrieren mit dem Fokus, die Missstände im Land zu beseitigen.

