Mit seinen ersten Schuhen fing alles an
Wo Jackson aufwuchs, entscheiden Kraft, Stärke und Härte über Leben und Reichtum. Als Maasai-Junge lernte er, sein Vieh und sich gegen Löwen und Elefanten zu verteidigen, und Krieger als Helden zu verehren. Er lernte, hart zu sein und Schmerzen auszuhalten. Dank seiner Patenschaft nahm sein Leben eine unvorstellbare Wendung.
Wenn mein Pate jetzt durch diese Tür kommen würde, würden bei mir vermutlich Tränen fließen.
Jackson wurde 1964 in einer ländlichen Gegend in Kenia geboren. Nur wer ein guter Fahrer ist, ein Auto mit Vierradantrieb hat und zudem viel Geduld, schafft die lange, schwierige Strecke über die ausgefahrene Piste bis zu Jacksons Dorf der Kindheit. Als Maasai-Junge trug er die traditionellen Kleidung Shuka aus farbigen Stoffbahnen und lebte mit seiner Familie in einer bescheidenen Hütte aus Schlamm, Ästen, Stroh und Kuhmist. Jackson lernte, das Vieh zu hüten und vor wilden Tieren zu schützen. Aber am liebsten saß er abends bei den Männern, die sich Geschichten erzählten, und hörte aufmerksam zu. Zwar ging Jackson noch zur Schule, doch sein Ziel im Leben stand bereits fest: Er wollte ein Krieger werden.
Als World Vision in sein Leben kam und Jackson mit elf Jahren Patenkind wurde, war das der Auslöser für eine unglaubliche Veränderung. Es war der wichtigste Moment in seinem Leben, seine bisherige Welt verschob sich und Türen zu ungeahnten Möglichkeiten, Wissen und neuen Chancen öffneten sich.
Die Veränderungen waren zunächst äußerlich: Zum ersten Mal in seinem Leben bekam Jackson eine neue Schuluniform und einen Rucksack, und zum ersten Mal trug er Schuhe. Er erinnert sich heute noch daran, wie er den Geruch des Neuen geliebt hat. „Als World Vision Patenkind bekam ich eine Schuluniform und meine Schulgebühren wurden bezahlt. Ich verstand rasch, dass Bildung eine Schlüsselrolle im Leben spielt, darin wie jemand die Welt sieht“, erzählt Jackson.
Alles, was ich heute bin, kann ich darauf zurückführen, dass ich ein World Vision Patenkind wurde.
Jackson stellte fest, dass er gern las, und seine Noten waren so gut, dass er die High School besuchen konnte. World Vision baute eine Apotheke auf, versorgte die Patenkinder in der Region medizinisch und verteilte während der schweren Dürre 1976/77 Lebensmittel. Danach half World Vision den Bauern, damit sie ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen konnten, und unterstützte die Familien mit Ziegen für neue Herden.
Nach Abschluss der Schule begann Jackson zu arbeiten, zunächst als Viehhändler, doch schon bald fing er an, sich für andere einzusetzen. Er beriet Bauern in der Land- und Viehwirtschaft, baute eine Maasai-Schule auf und gab Alphabetisierungskurse für Erwachsene. Erst später begann er sein Theologie-Studium und wurde Pfarrer. In der anglikanischen Kirche stieg er dank seiner Leistungen, seiner Energie und seinem Einsatz rasch auf und wurde 2016 zum Erzbischof von Kenia gewählt.
Jackson bekam Briefe und Karten von seinem Paten, fand aber nie heraus, wer er oder sie war. Bis heute ist er dafür dankbar, dass jemand vor über 40 Jahren eine Patenschaft für ihn übernommen hat. „Durch die Patenschaft konnte ich der werden, der ich heute bin, Erzbischof der Anglikanischen Kirche in Kenia, und das Leben anderer Menschen verändern. Das wäre nicht möglich gewesen ohne meinen Paten und dafür bin ich für immer dankbar.“