
World Vision Patenreise in die Mongolei
Patin Vanessa Glöhde berichtet über die World Vision-Patenreise in die Mongolei im September 2017:
„Bereits seit 2011 unterstütze ich mein Patenkind Mandukhai aus der Mongolei über World Vision. Aus dem sechsjährigen Mädchen von damals ist inzwischen eine junge Dame von 13 Jahren geworden. Als ich 2014 von einer ersten Patenreise in die Mongolei hörte, wäre ich sehr gerne mitgefahren. Leider war mir die Teilnahme damals aus persönlichen Gründen nicht möglich. Umso aufgeregter war ich, als meine Teilnahme an der diesjährigen Patenreise bestätigt wurde.
Nach einem langen Flug von Berlin nach Ulan Bator mit Zwischenstopp in Moskau landen wir um 6:30 Uhr in der Mongolei. Schon beim Landeanflug bewundern wir die sanften grünen Hügel der mongolischen Landschaft, dazwischen immer wieder die Jurten von Nomadenfamilien mit ihren Tierherden.

Die Hauptstadt Ulan Bator empfängt uns mit Smog und viel Verkehr. Bereits am zweiten Tag der Reise besuchen wir in zwei Gruppen die beiden Regionalentwicklungsprojekte Tolgoit und Bayankhoshuu. In den Jurtensiedlungen am Rand der Hauptstadt leben vor allem Mongolen, die das Nomadendasein aufgeben mussten und in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Stadt gezogen sind. Dies wirkt sich auch sehr stark auf die staatlichen Einrichtungen in den Stadtteilen aus. In einer Grundschule in Tolgoit werden 4.000 Schüler unterrichtet. Ausgelegt ist sie eigentlich für höchstens 1.500 Schüler, daher müssen die Kinder schichtweise unterrichtet werden. Der Arbeitstag der Lehrer geht von 8 Uhr bis 20 Uhr, bei einem Monatslohn von umgerechnet etwa 150 Euro.
Wir besuchen eine Familie, die mit vier kleinen Kindern in einer Jurte lebt. Der Vater ist Tagelöhner und verdient nur ein unregelmäßiges Einkommen. Beide Elternteile sind Waisen und haben keine Familie mehr, die sie unterstützen könnte. In den Wintermonaten lebt die Familie meist nur vom Kindergeld (ca. 7 Euro pro Kind), das sie vom Staat erhält. Die älteste Tochter hätte zur Zeit unseres Besuches eigentlich ihren ersten Schultag gehabt. Durch einen Vitamin-D-Mangel hat sie aber Probleme mit ihren Beinen und kann deshalb nicht zur Schule gehen.


Nach mehreren Tagen in der Hauptstadt fahren wir Richtung Zuunkharaa, eine Stadt mit rund 40.000 Einwohnern, die 200 Kilometer nördlich von Ulan Bator liegt. Hier lebt mein Patenkind Mandukhai. Die Arbeitslosenquote liegt bei 60 Prozent und für die Jugend gibt es nur wenig Perspektiven. World Vision hat hier ein Kinderzentrum errichtet, in dem den Kindern sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, wie z.B. Handarbeit, geboten werden.
In diesem Zentrum findet auch das Treffen mit den Patenkindern statt. Nach mehreren Tanz- und Gesangsdarbietungen der Kinder kommen alle Patenkinder nacheinander in den Raum und stellen sich vor. Mandukhai ist als Letzte dran und trägt ein Kleid, das ich ihr erst vor ein paar Monaten geschickt habe. Das freut mich ganz besonders. Sie stellt sich schüchtern vor und sagt dabei sogar auf Deutsch: „Ich heiße Mandukhai.“ Danach kommt sie auf mich zu und gibt mir zaghaft die Hand. Zusammen mit ihren Eltern und einer Dolmetscherin setzen wir uns an einen Tisch und betrachten die gegenseitig mitgebrachten Fotoalben von Familie und Freunden. Mandukhai freut sich über die mitgebrachten Geschenke, eine Schmuckschatulle und eine Box mit Gummibärchen, die sie in der Schule mit ihren Freunden teilen kann. Ich bekomme ein wunderschönes, gerahmtes Gemälde einer mongolischen Landschaft geschenkt.

Anschließend gehen wir auf den anliegenden Sportplatz, wo ich mich im „Knochenschnipsen“, einer beliebten Sportart in der Mongolei, versuche - mit mäßigem Erfolg. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ist es auch schon wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Wir fahren weiter zu einer Spargruppe, die aus zwölf Nomadenfamilien besteht. Gemeinsam konnte die Gruppe bereits 1,8 Millionen Tugrik sparen (etwa 618 Euro), Geld das für wichtige Dinge wie Arztbesuche oder Schulgebühren verwendet werden kann.
Auch im letzten Regionalentwicklungsprojekt Bor Undur sehen wir viele Menschen, die trotz ihrer schwierigen Situation versuchen, das Beste aus ihrem Leben zu machen und mit Hilfe von World Vision positive Veränderungen herbeiführen.

Bei unserer zweiwöchigen Reise durch die Mongolei gewannen wir einen tiefen Einblick in die Heimat unserer Patenkinder und in die Arbeit von World Vision. Die Mongolen und ihr Land befinden sich im Wandel, aber viele Menschen sind ihrem nomadischen Lebensstil nach wie vor treu.
World Vision leistet wichtige Hilfe zur Selbsthilfe und gibt den Bewohnern der Projektgebiete die Möglichkeit, ihr Leben nachhaltig zu verbessern."