Bildung: Ein Traum wird wahr
Als George Kamau acht Jahre alt war, wurde er ein World Vision Patenkind. Die Patenschaft hat ihm Bildung ermöglicht und einen Weg aus der Armut geebnet. Im Rückblick erzählt er, wie sie sein Leben verändert hat:
„Als Kind hatte ich einen Traum: Mein größter Wunsch war es, den harten Alltag und die große Armut meiner Familie hinter mir zu lassen. Ich wollte Pilot werden, die Welt bereisen und der Mensch sein, der Hoffnung in mein Dorf bringt.
Ich wuchs in Trans Nzoia in Kenia auf und meine Eltern mühten sich ab, genug Geld für Lebensmittel und andere grundlegende Dinge und auch für die Schulgebühren zu verdienen. Mein Vater hatte als Wachmann nur ein spärliches Einkommen. Damit wir mehr Geld hatten, arbeitete meine Mutter auf den Feldern der Nachbarn mit.
Lesen war für mich eine Flucht aus dem schwierigen Leben meiner Familie. Bücher gab es in meinem Klassenzimmer aber kaum. Die Schule war zusammengeschustert aus einer Mischung unebener Lehmmauern und Holzplanken. Das Dach bestand aus Wellblech, war schon braun vom Alter und auch nicht mehr dicht.“
Erst das Patenschaftsprogramm von World Vision hat mir einen Weg aus meiner verzweifelten Lage eröffnet.
„Unser Pfarrer hatte sich dafür eingesetzt, dass ich aufgenommen werde. Damals war ich acht Jahre alt. Danach hat sich mein Leben grundlegend verändert:
Als Patenkind hatte ich Zugang zu Bildung und Gesundheitsfürsorge. Die Impfnarbe auf meiner linken Hand erinnert mich immer daran, dass sich World Vision um meine Gesundheit gekümmert hat. Ich weiß noch, dass ich zehn Kilometer zum World Vision Büro gelaufen bin, um meine Berichtskarten abzugeben und Briefe von meinem Paten abzuholen. Die Briefe hüte ich heute noch wie einen Schatz. In einem davon spornte mich mein Pate an, dass ich nie meine Schulbildung aufgeben solle, und ermutigte mich, große Träume zu haben.“
„Ich verließ als bester Schüler meine Schule mit Noten, die es zuvor dort noch nie gegeben hatte. Im Anschluss ging ich auf eine gute weiterführende Schule. Mein älterer Bruder opferte seinen kärglichen Verdienst, um meine Schulgebühren und andere Kosten zu bezahlen. Auf der weiterführenden Schule gehörte ich immer zu den besten Schülern. Das ermöglichte es mir, auf die Universität zu gehen.
Nach meinem Abschluss und einer Weiterbildung im Fach Journalismus und Kommunikation arbeitete ich als Reporter für zwei nationale Zeitungen. Nach zwei Jahren übernahm ich für eine internationale NGO die Öffentlichkeitsarbeit und richtete eine Kommunikationsabteilung ein. Mit der Zeit konnte ich an vielen Themen arbeiten, darunter Wasser, Gesundheit und Hygiene, Katastrophenvorsorge, humanitäre Hilfe und Klimawandel.
Ein Erlebnis aus dieser Zeit hat mich bis heute geprägt: Während der Dürre 2011 reiste ich beruflich ans Horn von Afrika. Unterwegs traf ich eine ausgezehrte Frau, die ihr einziges überlebendes Kind trug. Sie hatte das andere Kind auf dem Weg zurücklassen müssen, weil es unterwegs zu schwach wurde, den weiten Weg zu laufen, und sie zu schwach war, beide Kinder zu tragen. Ich kehrte um, suchte den Jungen, konnte ihn aber nicht finden. Dann teilte ich mit ihr das bisschen Wasser und die drei Kekse, die noch in unserem Wagen waren: Das Wenige, das ich dieser Mutter geben konnte, gab sie zuerst ihrem Kind und trank erst danach die verbliebenen zwei Schlucke. Am nächsten Tag fanden wir nach stundenlanger Suche Kleidungsstücke, von denen die Mutter sagte, es wären die ihres zurückgelassenen Kindes. Es war erschütternd.
Diese Begegnung habe ich nie vergessen. Sie hat mich darin bestärkt, im humanitären Bereich zu arbeiten und ich wollte mehr über Entwicklungshilfe lernen. Ich bewarb mich für ein Stipendium an der London School of Economics – und bekam es. Nach meinem Abschluss wurde ich sogar als Teilnehmer eines renommierten Kurses über Entwicklungshilfe der Harvard Universität in Cambridge/USA ausgewählt. Ich konnte meine Erfahrungen einbringen und viele Fertigkeiten, die ich durch meine freiwilligen Einsätze erworben hatte.“
„Viele sind zufrieden mit einem guten Job und einem besseren Leben, aber ich glaube, dass ich mehr erreichen kann – zum Nutzen für viele Menschen in meiner Gemeinde. Ich will aktiv daran arbeiten, die Lebensumstände in benachteiligten Gemeinden zu verbessern.
Ich fühle mit den benachteiligten Kindern. Ich weiß, wie anders mein Leben verlaufen wäre ohne Bildung. World Vision und mein Pate haben sich eingesetzt für Bildung und einen besseren Lebensunterhalt und damit Stück für Stück für Veränderungen in meiner Familie und in der Gesellschaft gesorgt. Dafür bin ich sehr dankbar!“